Alhambra ohne Löwenbrunnen

Eines der prägnantesten Kunstdenkmäler maurischen Stils in Spanien ist die Alhambra in der andalusischen Stadt Granada. Die Hauptattraktion in diesem Palast ist für Touristen neben Sälen und Arkadengängen, die den Zauber arabischen Dekors widerspiegeln, der Löwenhof (Patio de Los Leones, in dessen Zentrum sich der berühmte Brunnen befindet, dessen zwölfeckige Schale von zwölf stilisierten, aus Macael-Marmor bestehenden Löwenskulpturen getragen wird.

Bei den emblematischen Figuren des Löwenbrunnens ging es dem Bildhauer (Mitte des 14. Jahrhunderts) keineswegs um eine realistische Wiedergabe, vielmehr entschied er sich für eine stark schematische Stilisierung. Gelegenheitsgedichte von Poeten, die zum königlichen Gefolge gehörten, zieren – in ornamentalen Lettern gemeisselt – nicht nur die Wände der Säle und Höfe des Palastes, sondern auch die Schale des Löwenbrunnens. Der bedeutendste dieser Poeten und Autor des Textes auf der Brunnenschale war Ibn Zamrak (1333-1395) und diente unter Mohamed V., dem Erbauer des Löwenhofs. Mit seinen Versen auf der Schale des Löwenbrunnens verewigte er das poetische Ideal des nasridischen Granada. Kurios ist jedoch, dass die zwölf Löwen eine explizite Anspielung auf die Löwen am Thron Salomons sind (Könige 10,18-20). So mag es den Besucher verwundern, wenn er auf der Alhambra bzw. im Löwenhof Anlehnungen an die christliche Lehre oder christliche Baukunst, wie z.B. an die Form mittelalterlicher Klosterhöfe, vorfindet. Das rührt daher, dass Mohamed V. enge kulturelle und politische Beziehungen zu dem kastilischen König Peter, dem Grausamen unterhielt. Doch nun zu dem heutigen Zustand des Löwenbrunnens. Da die Löwenfiguren, die aufgrund ihrer Position starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, besonders gelitten haben und auch der Fluss des Wassers seine Spuren in Form von feinen Rissen hinterlassen hat, wurde eine gründliche Wiederherstellung notwendig. Nun wird der gesamte Löwenhof für 550.000 Euro einer Restaurierung unterzogen. Im Rahmen dieses projekts wurde kürzlich die erste Löwenskulptur -die Nummer fünf des Brunnens-mit größter Vorsicht aus ihrem Marmorsockel gehoben und für den Transport sorgfältig hergerichtet. Alle zwölf Löwen verlassen nacheinander auf diese Weise für einige Zeit ihren Platz, um in einer Werkstatt ihr einst strahlendes Aussehen wiederzuerlangen. Zwei Jahre lang wird es dauern, bis die Besucher den berühmten Innenhof der Alhambra in seiner vollen Pracht wieder bewundern können. Gemäss Projektleiterin Carmen Tienza soll die Brunnenschale ebenfalls restauriert werden. Während der Phase der Restaurierung wird eine durchsichtige Absperrung um den Brunnen gezogen, damit die Besucher auf diese Weise am Renovierungsprozess teilhaben können.

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Erstellt am: 26.02.2007 11:16 Uhr

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