Zündfunke, 04.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Erinnern Sie sich noch an das letzte Kompliment, verehrte Schwestern und Brüder? Dabei spielt es nun keine Rolle, ob Sie es jemandem gemacht haben oder ob sie es bekommen haben. Oder machen Sie sich gar nicht aus Komplimenten und geben auch keine? Das fände ich schade. Mir jedenfalls tun Komplimente gut.
Neulich zum Beispiel: „Haben Sie zwei Minuten Zeit?“ fragte mich eine Frau, der ich öfter begegnet bin, aber wir hatten eigentlich nie richtig miteinander gesprochen. „Ja, natürlich“, sagte ich. „Wissen Sie, ich wollte es Ihnen immer schon mal sagen, es liegt schon lange zurück, Sie werden sich nicht mehr daran erinnern, aber Sie haben mir damals sehr geholfen…“ Und dann erzählte sie, und ich konnte mich wirklich nicht mehr erinnern. Aber es hat mir gut getan, dass sie es mir erzählt hat nach so langer Zeit. Und ich habe mich nachher gefragt, warum ich oft selber so sparsam und zögerlich bin, jemandem zu sagen, wo er mir geholfen hat oder auch, wo mich das, was er getan oder gesagt hat, gefreut hat.
Natürlich gibt es auch leere, überflüssige Komplimente, Schmeicheleien, mit denen sich jemand sozusagen „einschleimen“ will. Und es gibt natürlich auch diese vergifteten Komplimente, in denen eine schmerzhafte Wahrheit versteckt ist. So kenne ich immer noch den Spruch eines alten Mesners aus meiner Zeit in Deutschland, der immer dann, wenn ihm weder die Predigt noch die Gebete gefallen haben, zu mir sagte: Sie haben die Lieder gut ausgewählt!
Aber auf Anhieb fallen mir fünf oder sechs Komplimente oder Rückmeldungen ein, an die ich mich gerne erinnere, immer mal wieder – und die mein Selbstwertgefühl stärken und die mich aufmuntern können in den kleinen Verstimmungen. Für die großen Krisen, wenn ich mir vollkommen wertlos vorkomme oder mich total überschätze, da hilft mir eher der Ratschlag eines jüdischen Rabbi. Er hatte seinen Schülern empfohlen: Jeder von euch soll sich zwei Taschen an seinen Rock machen. In die rechte Tasche sollst du einen Zettel stecken mit den Worten: „Ich bin nur Erde und Asche!“ Und in die linke Tasche stecke einen Zettel, auf dem steht: „Um meinetwillen hat Gott Himmel und Erde gemacht!“ Beides ist wahr. Und je nachdem, in welcher Lage ihr euch befindet, sollt ihr in die rechte oder linke Tasche greifen.
Ja, wenn ich wirklich an mir selbst zweifle, dann hilft mir die Erinnerung daran, wie wichtig ich für Gott bin. Aber es ist auch schön, wenn ich spüre, ich bin für andere Menschen wichtig. Und ich kann anderen zeigen, dass Sie für mich wichtig sind und wie ich mich über sie freue. Wenn ich also heute Abend auf diesen Tag zurückblicke, werde ich mich fragen: Habe ich heute versäumt, jemandem ein Kompliment zu machen?

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Erstellt am: 05.09.2014 18:55 Uhr

Zündfunke, 03.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Bleib doch gelassen! Bleib doch ruhig! Reg Dich nicht auf!“ Wie oft, liebe Schwestern und Brüder, habe ich diesen gutgemeinten Ratschlag schon gehört. Und soll ich Ihnen was sagen: Ich mag ihn trotzdem nicht. Wieso und warum auch immer; ich weiß ganz genau: Bei der nächsten brenzligen Situation habe ich ihn schon wieder vergessen. Vor allem dann, wenn ich mal wieder ganz gewaltig aus der Haut fahren könnte und mir innerlich der Geduldsfaden reißt.
Überzeugt hat mich dagegen ein Gedanke, der in der Bibel steht. Da heißt es: „Bewahre die Ruhe, denn Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern.“ Das klingt gut. Gelassen sein bedeutet also ruhig werden, schweigen und zuhören, was der andere zu sagen hat. Kräfte sammeln. Sich Sammeln. Und auch wenn es nur ein kurzes, tiefes Durchatmen ist.
Nein, das ruhig werden ist keine Flucht nach innen. Es ist der Mut, sich kurz eine Auszeit zu gönnen, damit der Kopf wieder klare Gedanken fassen kann. Und plötzlich verändert sich nicht nur etwas in mir.
Ich mag es zum Beispiel, wenn jemand in so einer Situation etwas Humorvolles sagt. Erstaunlich, was das bewirken kann, wenn alle lachen und sich die Gesichter dabei entspannen, entkrampfen. In Konflikten entsteht dadurch eine richtig wohltuende Distanz.
Gelassen sein heißt für mich Los-Lassen können. Von eigenen Vorstellungen, von der Wut, von Vorurteilen. Dazu gehört sicher auch der Mut, Grenzen zu setzen, auch wenn ich andere damit enttäusche. Ich muss dann sagen: Bis hierher, und nicht weiter. Schließlich kann ich es nicht jedem Recht machen. Das funzt einfach nicht. Und mir ist auch mehr als bewusst, dass ich Dinge hinnehmen muss, die ich nicht mehr ändern kann. Auch wenn das nicht immer leicht ist.
Als ich wieder mal in so eine brenzlige Situation kam und meine Gelassenheit ziemlich gefordert war, habe ich mich zuerst einmal hingesetzt und zugehört. Und ich habe mich gewundert, wie leicht es eigentlich ist. Manches hat sich dann wie von alleine gelöst.
„Bewahre die Ruhe, denn Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern.“ So habe ich es in der Bibel gelesen. Nun glaube ich dran, mit aller Gelassenheit.

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Erstellt am: 04.09.2014 18:55 Uhr

Zündfunke, 02.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Ein gutes Wort ist wie eine Brücke zum anderen. Wir brauchen viele solcher Brücken, damit wir gut und froh miteinander leben können.“ Ich, verehrte Hörerinnen und Hörer, finde, dass das wichtige Gedanken sind. Denn wie wir miteinander reden, das sagt doch viel darüber aus, wie wir miteinander umgehen.
Es ist doch schon ein hörbarer Unterschied, ob wir liebevoll miteinander reden oder ob wir uns gegenseitig harte Vorwürfe um die Ohren werfen. Aber nicht nur der Ton macht die Musik. Es gibt einfach Worte, die verletzten und andere, die gut tun; sogar mehr als gut tun. Wenn mir zum Beispiel ein kränkendes Wort zu schnell aus dem Mund rutscht, dann bin ich dafür auch noch im Nachhinein verantwortlich; gar keine Frage. Schließlich kann ich verletzende Worte nicht einfach ungeschehen machen. Aber: ein einfaches „Verzeih mir“ kann doch bereits sehr viel verändern. Meinen Sie nicht auch?
Außerdem tut es gut, etwas, was mir schon lange ein Anliegen war oder mir ganz gewaltig auf dem Herzen lag, einfach mal öffentlich auszusprechen.
Allerdings gilt auch: Oft sind auch wir es, die auf das gute, das versöhnende Wort eines anderen sehnsüchtig warten. Ja, manchmal da warten wir sehr lange darauf, manchmal vielleicht sogar umsonst. Es kommt einfach nichts vom anderen. Dann ist es sicher irgendwann notwendig, einen Menschen darauf anzusprechen, doch ein Wort zu sagen, das uns hilft und unsere Trauer nimmt.
Worte können trösten. Worte können heilen. Zum Beispiel dann, wenn sich etwas als Missverständnis herausstellt. Dann bin ich froh, dass es Worte gibt, die mir das erklären.
Es gibt Momente, da wird mir plötzlich bewusst, wie sehr ich auf den Zuspruch, die guten Worte anderer angewiesen bin. Wenn ich ans Bett gefesselt bin, weil ich krank bin oder wenn ich viel alleine bin und traurig, dann spüre ich, wie gut die Worte eines Menschen tun, auch wenn es nur die paar Grußworte der Nachbarin sind. Du bist nicht allein, das sagen mir diese Worte. Dies vermögen natürlich noch viel mehr Worte der Liebe und Zuneigung. Ja, Worte sind Brücken von einer Lebenslage in die andere. Von einem Menschen zum anderen. Und: Sie ermöglichen uns – Ihnen und mir – wirklich zu Brückenbauern zu werden – jeden Tag aufs Neue.

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Erstellt am: 03.09.2014 19:44 Uhr

Zündfunke, 01.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Wochenanfang Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder!
„Arbeite, solange du kannst, doch hüte dich, deinen Leib durch ein zu viel an Arbeit langsam aber sicher umzubringen. Denke deshalb stets daran, dass es dir nicht gegeben ist, deinen Körper neu zu schaffen. Deshalb bitte Gott beizeiten, dass er dir zu einem gesünderen Leben verhelfen möge, und warte damit nicht, bis du ihn voller Qual mit verzweifelten Bitten darum anflehen musst, um deinen Zustand zu bessern.“
Diese Zeilen stammen nicht von mir, sondern von Hildegard von Bingen. Den Namen haben Sie sicherlich schon mal gehört. Hildegard von Bingen war Benediktinerin und das ausgeglichene Verhältnis von Arbeiten und Ruhen, das war ihr in ihrem Leben und dem ihrer Mitschwestern immer sehr wichtig.
Ob der Mensch nämlich wirklich gesund sei, das hänge – so Hildegard – in erheblichem Maße davon ab, ob er den Ausgleich, diese Balance zwischen viel Tun und wenig Tun tatsächlich lebe. Kommt dieses Verhältnis nämlich aus dem Gleichgewicht, dann wird der Mensch krank. Ein zu viel an Arbeit und Stress macht den Körper kaputt. Hildegard meint es gut, wenn sie sagt: Arbeite, aber arbeite nicht zu viel. Gönn dir Zeiten des Ausruhens, des Rastens. Dein Körper wird es dir danken. Denn dein Körper ist nicht mehr austauschbar. Du musst mit deinen Kräften haushalten, damit du gesund bleibst.
Und dann sagt sie weiter, dass wir Gott gerne darum bitten können, uns dabei zu helfen dieses richtige Maß zu finden. Wir sollen damit nicht warten, bis wir krank und ausgelaugt sind oder das Burnout-Syndrom uns quält. Es gibt eben Zeiten zum Arbeiten und Zeiten zum Ruhen.
Hildegard hat mit Sicherheit gewusst, wovon sie spricht. Denn als Äbtissin hat sie ein nicht gerade kleines Frauenkloster geleitet. Außerdem hat sie Bücher geschrieben, Schülerinnen ausgebildet und viel über die Natur, die Wirkung von Pflanzen und Edelsteinen gelesen. Immer wieder ist sie auf Reisen gegangen, um den Menschen von Gott zu erzählen.
Für eine Frau ihrer Zeit eine beachtliche Leistung. Dahinter steckt sicher viel Arbeit, aber auch viel Zeit für das Nachdenken, das Ausruhen, das Gebet. Ich denke, Hildegard hat sich das bestimmt gut eingeteilt und gelebt, wovon sie gesprochen hat: Nach dem Arbeiten kommt das Ausruhen. Sie ist schließlich 81 Jahre alt geworden. Nach ihrem Tod wurde sie sogar heiliggesprochen. In diesem Monat feiert die Kirche ihren Festtag.

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Erstellt am: 03.09.2014 19:36 Uhr

Honig, Gofio und Käse

Den drei wichtigsten Erzeugnissen der Landesküche wird ein ganzer Monat gewidmet: dem „Honig“, dem „Gofio“ (geröstetes Getreidemehl) und dem „Käse“. Die Gastronomiemesse von Adeje schließt die Route der „Tapa“ (Häppchen) in den besten Restaurants der Gegend ein, sowie show cooking, thematischer Honig-, Gofio- und Käsemarkt und viele andere Aktivitäten, die den Besuch von Adeje zu einer einmaligen Erfahrung lohnend gestalten.
Vom 01.09.2014 bis 30.09.2014 in Adeje.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:33 Uhr

Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis 2014 (31.08.)

L II: Röm 12, 1-2 / Ev.: Mt 16, 21-27
Schwestern und Brüder!
Erinnern Sie sich noch an den Ausraster von Bundesfinanzminister Schäuble gegenüber seinem Pressesprecher vor zwei, drei Jahren? Er war damals lange in aller Munde weil man sich fragte: Darf ein Chef so mit einem seiner Mitarbeiter umgehen? Noch dazu in aller Öffentlichkeit? Wenn ich mir nun aber das heutige Evangelium anschaue, dann wirkt diese Aussage Schäubles doch recht harmlos gegenüber dem, was Petrus da an Beschimpfungen über sich ergehen lassen muss. Und das auch noch von dem Menschen, der ihm – nach unserer Evangelienchronik – erst vor einer Woche dieses riesige Kompliment gemacht hat:„Du bist wie ein Fels, auf den man sich verlassen kann! Deshalb werde ich auf deiner Person meine Kirche gründen.“
Tja, so wird der ein oder die andere jetzt denken, so schnell kann‘s gehen: Am letzten Sonntag also noch Fels der Kirche und heute bereits der Satan. Wobei man ja sagen muss, dass uns solche menschlichen Ausraster von Jesus kaum überliefert sind. Oder man könnte auch sagen: Weil so hoch emotionale Ausbrüche bei ihm kaum vorkommen, muss es dann, wenn es tatsächlich mal geschieht, eben auch um etwas Besonderes gehen – vielleicht sogar um sein ganzes Lebenswerk? Genau das steht hier auf dem Spiel. Jesus macht deutlich, wie sein Weg aussehen wird und der Einwurf des Petrus: „Das darf nicht mit dir geschehen“, trifft Jesus an seinem Lebensnerv. Aber betrachten wir es der Reihe nach, denn das Evangelium selbst, klärt uns durchaus auf.
Da wird nämlich gesagt: In jenen Tagen begann Jesus seinen Jüngern zu erklären, wie sein weiterer Lebensweg aussehen wird. Er erzählt von seinem bevorstehenden Weg nach Jerusalem und dass ihn dort Tod und Auferstehung erwarten werden. Nur: Das mit der Auferstehung, das hört Petrus schon gar nicht mehr. Er ist über die ersten Sätze Jesu schon so entsetzt, dass er ihn beiseite nimmt um ihm klarzumachen, was das denn letztlich heißt. Dass durch diesen Weg, eben all das in Frage gestellt wird, was sie bislang mit ihm erfahren haben. Genau deshalb aber will Petrus seinen Freund Jesus mit allen Mitteln von genau diesem Weg abhalten – vielleicht auch aus der Angst heraus, dass dieses neue Leben, das er mit Jesus und seinen Freunden begonnen hat, komplett in Frage gestellt wird und ihm sogar ähnliches droht, wie dem Freund und Meister.
Mir ist dieser Petrus in seiner Emotionalität mehr als sympathisch. Da hat Jesus doch immer von seinem liebenden Vater, vom barmherzigen Gott geredet, und nun soll er nach dem Willen eben jenes liebenden Gottes den Weg in den sicheren Tod gehen? Das zu akzeptieren, das Kreuz als einen Willen Gottes anzusehen, das widerstrebt Petrus so sehr, wie es auch uns widerstrebt und schwerfällt, Leid und Not um uns herum auszuhalten. Da stellen wir doch auch ganz schnell die Frage: Wie kann Gott so etwas zulassen? Wo ist denn die Liebe Gottes sichtbar und spürbar angesichts so vieler Kreuze und von so viel Leid in dieser Welt? Warum greift denn dieser Gott nicht ein, wenn Familien zerbrechen, Unglücksfälle, Krankheiten und der Tod lieber Menschen viele von uns an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen? Ja, man ist ja sogar geneigt zu fragen: Ist unser Gott ohnmächtig angesichts unseres Leids? Oder liebt er es sogar?
Vielleicht entdecken wir eine Antwort, wenn wir auf das Leben Jesu schauen. Er ist konsequent seinen Weg gegangen: er hat Kranke geheilt, Sünder in die Gemeinschaft zurückgeholt und ihnen die Vergebung und die Versöhnung Gottes zugesprochen. Mit Pharisäern und Schriftgelehrten redete er in aller Klarheit und Offenheit und er rückte die Erfüllung des Gesetzes zu recht bzw. wieder an die richtige Stelle. Nicht bloße Gesetzeserfüllung stand bei ihm im Vordergrund, sondern das Leben in Fülle für alle Menschen. Nicht Buchstabengehorsam war bei ihm angesagt, sondern die Barmherzigkeit Gottes.
Für Petrus und die anderen Jünger war deshalb klar, dieser Jesus ist der lang ersehnte Messias. Das einzige, was er jetzt noch tun muss, ist seine Größe und Macht auch gegenüber den Römern zu beweisen. Er muss deutlich machen, dass sein Reich Bestand hat und dass er alle Begrenzungen, alles Leiden und alle Gewalt mit einem großen Handstreich beenden kann. Und jetzt so etwas! Was Jesus da ankündigt, das ist so anders, so ganz anders, als die Jünger es sich vorgestellt hatten. Eben kein Triumphzug hinauf nach Jerusalem und keine Machtdemonstration dort, sondern ein Weg tiefster Überzeugung, der ins Leid hineinführt, in den Hass, die Verfolgung und Verurteilung. Ein Weg, der geradewegs in den Tod führt.
Ist es da nicht mehr als selbstverständlich, dass Petrus sich dagegen auflehnt? Dass er Jesus genau davon abhalten will? Aus Angst um den Freund, vielleicht auch aus Angst um sich selbst? Was wird sich dieser Petrus den Kopf zermartert haben über die Frage: Ist das, mein Freund, die einzige Möglichkeit? Ist das alternativlos? Hat Gott keine andere Chance?
Wir wissen: Jesus hat sich nicht von seinem Weg abbringen lassen. Durch seine Art zu leben und die Menschen zu lieben, ist er zunächst am Kreuz und auch am Hass der Menschen gescheitert. Aber genau durch diese Art und Weise des Lebens und des Liebens Jesu wurde der Tod ohnmächtig. Am Ende stand eben nicht das Scheitern, sondern das neue Leben. Und so wird an Jesus selbst deutlich, was das Schriftwort bedeutet: Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen.
Damit wir uns jetzt bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist das Leiden für Jesus weder schön noch erstrebenswert. Aber es ist im Endeffekt die Konsequenz seiner Art zu lieben. Es ist eine Liebe, die eben nicht aufhört, wenn es schwer oder unbequem wird, sondern die vorbehaltlos bis ans Ende geht. Das Leiden ist nicht das Ziel für Jesus – da würden wir ihn ganz gewaltig missverstehen – nein, das Leid, sein Leid, ist vielmehr ein Ausdruck seiner Liebe zu uns. Und Gott ist es, der ihn in diesem Leid und an diesem Kreuz nicht untergehen lässt. Er trägt ihn durch den tiefsten Punkt hindurch zur Auferstehung und zum Leben. Zwar sagt Petrus: „Das darf nicht geschehen!“ Aber es sollte und es musste wohl geschehen, damit wir mit unseren Kreuzen leben können. Dieser unser Gott will das Leben unter den Kreuzen und er will es trotz aller Kreuze. Genau das ist sein Anliegen und genau deshalb schont und verschont er nicht mal sich selbst.
Nun kann ich – können wir Christen – mit all diesen Überlegungen weder Zweiflern noch Skeptikern beikommen. Sie können zu recht auch weiterhin sagen: Das Christentum ist nicht in der Lage die Kreuze dieser Welt zu beseitigen – weder die kleinen, noch die großen. Es gibt weiter Ehekrisen, Arbeitsplatzverlust, Krebs, den Verlust geliebter Menschen – den Tod in all seinen Facetten. So unbarmherzig es klingt – es ist so! Wir haben als Christen keinen anderen Weg, mit dem Leid in dieser Welt zu leben, als eben all diese kleinen und großen Kreuze zu tragen. Das ist schwer zu verstehen und es ist noch schwerer zu bejahen. Aber seit dem Kreuzestod und seiner Auferstehung ist Jesus mit uns und unseren Kreuzen unterwegs. Deshalb ist unser Hoffnungszeichen nicht irgendein Bild der Verklärung, sondern das Kreuz, der Gekreuzigte selbst. Wir können unsere Kreuze auf uns nehmen, weil Christus bei uns ist und der Weg mit ihm zum Leben führt. Diese Sicht- und Glaubensweise nimmt uns zwar unsere Kreuze nicht ab, aber so können wir vielleicht eher versuchen, mit ihnen zu leben.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen: Wenn man ein Kreuz noch einmal durchkreuzt, dann entsteht daraus ein Stern – und ein Stern bedeutet Leben. So wie wir es auch von den Anzeigen in den Zeitungen her kennen. Genau dieser Stern aber ist das Geheimnis unseres Glaubens: + gestorben und * auferstanden. Sicherlich: das Kreuz bedeutet das irdische Ende ohne Wenn und Aber. Doch Gott schenkt Vollendung, weil er vor unser Leid sein Kreuz setzt – das große Pluszeichen für unser Leben. Wir können unsere Kreuze ablehnen, wir können über sie fluchen und an ihnen verzweifeln; aber wir können sie einfach auch nur annehmen im Vertrauen darauf, dass wir durch sie das Leben finden.
In früheren Generationen haben sich Menschen weit häufiger bekreuzigt als dies heute der Fall ist. Vermehrt finden wir dies in der Öffentlichkeit aber immer noch in den südlichen Ländern, wie hier auf den Kanaren. Ob die Menschen damit etwas Magisches verbinden, ich weiß es nicht. Vielleicht verstehen sie aber auch einfach nur besser, was es heißt, in den alltäglichen Situationen unseres Lebens das Kreuz Gottes davor zu setzen. Aus diesem Kreuz, aus diesem Plus können wir den Mehrwert unseres Lebens – z.B. schon am frühen Morgen erahnen und uns zusprechen. Oder wenn ich an meine schwäbische Heimat denke, da gibt es, wenn man nicht mehr weiter weiß den Spruch: „Do kasch bloß no’s Kreuz mache.“ Für alle Nichtschwaben: Da kannst du nur noch das Kreuz machen. Nur eine Redensart? Ich meine eher eine Lebenswahrheit. Denn wenn wir Menschen an Grenzen kommen, dann hilft – so paradox das auch klingen mag – das Kreuz Jesu. Denn es verheißt Leben und schenkt Lust am Leben. Amen.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:27 Uhr

Zündfunke, 31.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Kann man fehlerfrei leben? Immer wieder stelle ich mir diese Frage, vor allem dann, wenn Menschen bei der Ausübung ihres Berufes Fehler unterlaufen sind, Fehler, die nicht wieder zu reparieren ist. Wie sieht das denn aus mit einem Busfahrer, der jeden Tag Verantwortung für so und so viele Menschen hat? Oder einem Arzt, bei dem, wenn er mal einen Fehler macht, dies für den Betroffenen auch mit dem Tod enden kann. Was passiert mit solchen Menschen, die sich ständig diesem Druck ausgesetzt fühlen müssen, nur ja keinen Fehler zu begehen? Wie kann man denn leben, wenn man absolut fehlerfrei sein muss? Vor allem, wenn das Leben oder die Gesundheit anderer daran hängen. Wie kann man arbeiten, wenn man einen Fehler nicht zugeben darf, weil man sonst seine Zukunft verbaut? Keiner hält das wirklich aus.
Christen beten im Vater unser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Jesus hat uns das gelehrt. Das ist für uns alle ganz wichtig, denn durch dieses Gebet wird mir klar, dass Jesus ganz klar davon ausgeht, dass alle Menschen schuldig werden, irgendwann einmal, oder ab und zu, oder aber auch immer öfter. Und dass deshalb gerade sie die Vergebung der Schuld nötig haben und erfahren werden.
Ich glaube, es sind nicht nur die Busfahrer und die Ärzte, die unter einem solchen Druck leiden, keine Fehler machen zu dürfen. Auch wir werden immer wieder mit unseren eigenen Fehlern konfrontiert. Und unsere Erfahrung zeigt uns, dass es nur allzu menschlich ist, anderen Schuld zuzuschieben und Fehler nachzuweisen. Aber, es gibt auch noch die Haftpflichtversicherung, die einspringt, wenn ich einen Fehler gemacht habe, und zur Not auch noch ein Anwaltsbüro. Aber mit all diesen Absicherungen ist meine Schuld noch nicht aus der Welt. Deshalb ist mir wichtig: Wir machen nicht nur Fehler, ja manchmal sogar schwer wiegende Fehler und bleiben darauf sitzen, sondern wir haben auch alle das Versprechen Jesu, unsere Schuld vergeben zu bekommen.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:12 Uhr

Zündfunke, 30.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Damit ich mir wirklich etwas vorstellen kann, brauche ich ein klares Bild vor mir. Ich muss das, was ich mir vorstelle, vor meinen Augen sehen, ich muss es fühlen, schmecken, be – greifen können. Sozusagen vor meinem geistigen Auge eine Kostprobe erhalten, von der ich dann lange Zeit zehren kann.
Ich lebe von solchen Kostproben, wenn es um die Verbindung mit meinen Kindern, meiner Familie, meinen Freunden und meinem Gott geht. Da helfen mir gerade die indirekten und fast nebensächlichen Zeichen dabei, das zu finden, was mir wichtig ist. Eine kleine Geste oder ein freundlicher Rückruf am Telefon, eine Karte oder eine Einladung. Das sind die Kostproben, die mir zeigen, dass wir zusammen gehören, dass wir uns mögen, dass wir einander vertrauen. Ein Gebet, nach dem ich ruhiger schlafen kann, ein Gottesdienst, aus dem ich fröhlich herausgehe, das sind für mich Kostproben die mir zeigen, dass Gott mir nahe ist. Im Blick auf Gott und mein Vertrauen zu ihm wünsche ich mir freilich manchmal mehr: deutlichere Zeichen, eine klarere Orientierung, einen direkteren Weg zu ihm, vielleicht sogar ein kleines Wunder. Darum bin ich sicher auch manchmal in der Gefahr, eine kleine Kostprobe zu übersehen oder gar zu verachten.
Mir fallen immer wieder Liedfetzen und Gedichte ein, kurze Sätze, selbst gesprochen oder aus Gesprächen mit Freunden, die mich an glückliche Stunden erinnern oder mir ein wenig Vorfreude vermitteln für Begegnungen, die mir wichtig sind. Auch kenne ich Zeichen und Reaktionen von Zuhörerinnen und Zuhörern, die zeigen, dass die kurzen Worte im Zündfunken nicht einfach in den Wind geredet sind. All das sind Kostproben davon, wie Gott sich uns Menschen zuwendet. Solche Kostproben sind Begegnungen zwischen Menschen, die schon lange nicht mehr mit einander geredet haben. Solche Kostproben sind wie kleine Appetithäppchen, aber sie geben mir einen Vorgeschmack auf das Hauptgericht – auf so große Worte wie Versöhnung und Gerechtigkeit. Mehr haben wir nicht, aber mehr brauchen wir auch nicht.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:10 Uhr

Zündfunke, 29.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Was ist eigentlich Luxus? Ist es für mich ein großes und schnelles Auto, der diesjährige Jahresurlaub, oder meine Zugehfrau? Die Antwort auf eine solche Frage ist gar nicht so leicht zu finden. Denn das ist wie so vieles im Leben einfach relativ. Was für ein paar wenige, mit einem großen Geldbeutel, normal ist, ist für andere schon wieder Luxus. Aber kurz und knapp sage ich – Luxus ist teuer – zu teuer für die Meisten. Dabei hat Luxus nicht immer nur mit Geld zu tun. Ist Luxus nicht eher das Ungewöhnliche, das Seltene, das, was sich von meinem Alltag abhebt? Und ob die nur materiellen Luxusgüter letztlich glücklicher machen, wage ich zu bezweifeln; und meine mit den Menschen gemachten Erfahrungen geben mir da durchaus recht. Luxus hat für mich persönlich immer irgendetwas mit Glück zu tun. Luxus ist eben nicht die pure Verschwendungssucht, d.h. alles kaufen zu können, egal ob ich es brauche oder nicht, ob ich es möchte oder nicht. Denn das kann sehr schnell in Stress und Zwang ausarten.
Luxus ist das krasse Gegenteil von jedem Muss, so kann man es nachlesen. Seine wahre Größe entfaltet sich im Nicht-Müssen. Da ist was dran. Ein kleiner Moment des Glücks, mitten im Alltag. Vielleicht aber ist Luxus auch mit Glück gleichzusetzen. Mit dieser Art von Glück, die von einer tiefen inneren Ruhe herkommt. Die mich zufrieden, versöhnt und dankbar, mit dem was ich habe, was ich erreicht habe, leben lässt. Glücklich und dankbar darüber zu sein, dass ich gesund bin, dass ich hier auf dieser schönen Insel leben und arbeiten darf, dass es meiner Familie gut geht, dass ich Freunde habe, auf die ich mich verlassen kann, dass ich das Leben genieße, so wie es ist. Und da ist es für mich überhaupt nicht wichtig, dass ich eben nicht mit einem PS-starken Auto zu einem Termin fahre, sondern zu Fuß hingehe, wann immer dies für mich möglich ist. Denn ich genieße den Luxus, in der Sonne gehen zu können, und einen Blick auf das Meer zu werfen – und das kostet mich keinen einzigen Cent.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:07 Uhr

Zündfunke, 28.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
In einem Lied für Familiengottesdienste heißt es:
„Ich hab das Leben lieb und mag so vieles gerne, bestaune Mond und Sterne, freu mich, wenn Sonne scheint, mag, wenn’s aus Wolken weint. Ich hab das Leben lieb, das Leben lieb.“Obwohl der Text geradezu dazu auffordert, dass vor allem Erwachsenen sich über den Sinn dieses Liedes ihre Gedanken machen, scheint es so, als kämen die Wörter aus dem Mund eines Kindes. Das Leben lieb haben und sich über alles, was es für mich und andere gibt, freuen zu können, ist schon eine besondere Fähigkeit, die bei Kindern zweifellos leichter zu finden ist, als bei Erwachsenen. Kinder staunen wirklich über die Natur, die Blumen, Pflanzen, Bäume, die bunten schönen Träume – wie es in der 2. Strophe heißt- da kann man als Erwachsener richtig neidisch werden! Aber der Neid muss oft rationalen Überlegungen weichen. Kinder haben’s ja auch leichter, die wissen noch nichts über die Komplexität der Welt, die haben auch noch nicht so viele negative Erfahrungen gemacht, besitzen mehr Zeit, Geduld und manchmal auch mehr Interesse und Neugierde. Sollte es für uns Erwachsene also besser heißen: Ich hab das Leben lieb, aber unter Vorbehalt? Dazu fällt mir ein Satz von Jesus ein: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“. Werden wie die Kinder: heißt in diesem Fall der Mitwelt unbefangen und vorbehaltlos gegenüber zu treten, ihr eine Chance zu geben und zu erkennen, dass sie im Grunde gut und schön geschaffen ist, geschaffen für uns Menschen, damit wir uns an ihr erfreuen. Das muss man wollen und sich immer wieder vornehmen, damit einem das Staunen und Bewundern nicht abhandenkommt. In einer für uns entspannten Situation fällt uns Erwachsenen ein klein wenig leichter. Im Urlaub können wir staunen und genießen – einen Regenbogen, die Bewegungen des Meeres, die Natur und die gewaltigen Eindrücke z.B. in den Cañadas. Aber das alles im Alltag zu suchen und im Alltag zu entdecken, das, was das Leben liebenswert macht, sei es auch noch so klein und unbedeutend, ist dann schon eine größere Aktion, und artet fast in Arbeit aus. Zugespitzt könnte man sagen: Die Kunst besteht darin, anzuerkennen, dass nicht ich allein der Nabel der Welt bin, sondern dass es um mich herum noch ganz viel Schönes und Geniales gibt. Sich in dieser Kunst zu üben macht Freude und es bringt einem dem näher, der alles geschaffen hat: Gott. Und Gottes Spuren in der Welt zu entdecken ist eine durchaus spannende Sache. Und vielleicht lassen diese Spuren mich nicht nur denken, sondern sogar singen: „Ich hab das Leben lieb, Gott hat es mir gegeben, ich freue mich zu leben“.

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Erstellt am: 28.08.2014 20:15 Uhr