La Palma -Auf La Palma gibt es bei Los Llanos de Aridane auf der Westseite der Insel eine kleine Glasbläserei, in der nicht nur Glasgegenstände entstehen, sondern auch ganze Kunstwerke. In der kleinen Glashütte in Argual an der Plaza de Sotomayor 29 bilden Dominic Kessler und Wladyslaw Gozdz ein sich gegenseitig inspirierendes und perfekt ergänzendes Team, welches durch fruchtbaren künstlerischen Austausch und Einfluss von neuen Techniken einzigartig schöne und kreative Kostbarkeiten hervorbringt. Dieses Kunsthandwerk ist einzigartig auf den Kanaren.
Doch besuchen wir einfach die kleine Glashütte in Argual. Betritt man die Werkstätte der Glasbläser, wird man zuerst einmal von dem glutroten Feuer im «Hafenofen» und einem der beiden Künstler angezogen, der auf schon fast magisch wirkende Weise versucht, mit der Glasmacherpfeife dem glühenden Glaskörper die gewünschte Form zu geben. Langsam beginnt sich das Auge an den relativ dunkel wirkenden Raum zu gewöhnen und dabei entdeckt man einen ungeheuren Formen- und Farbenreichtum an gläsernen Kostbarkeiten ringsum auf Tischen und Regalen. Besonders die künstlerischen Objekte, bei welchen in den leuchtendsten Farben Glas über Vulkangestein fließt, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Diese faszinierenden Kreationen aus Glas finden ihren Ursprung in einem Gemenge aus Quarzsand und den sogenannten «Flussmitteln» wie Soda, Kalk und Pottasche, welche zur Senkung des Schmelzpunktes für reinen Quarz von ca. 2000 C auf 800 C bis 1200 C beigefügt werden. Mit dem unteren Teil der Glasmacherpfeife, einem etwa 160 Zentimeter langen Eisenrohr mit Mundstück und Holzhandgriff, wird eine bestimmte Glasmenge aus der Schmelze aufgenommen und unter Drehen und Schwenken zu einer kleinen Kugel geblasen. Dominic und Wladyslaw arbeiten frei, d.h. sie «blasen» nicht in eine Form «ein» wie bei dem herkömmlichen Ablauf der Glasfertigung. Das fließende Glas muss sich nicht einer Form anpassen, sondern wird durch das Rhythmisch-Bewegte der Drehungen und Schwenkungen mit der Glasmacherpfeife sowie durch das Blasen -als ob die Künstler den kleinen Glaskörpern Leben einhauchen würden -zu einer einzigartigen, nur einmal existierenden Komposition geformt. Der Glaskünstler und Musiker Dominic gibt beim Glasblasen -wie der Dirigent seinem Orchester -den Einsatz zu einem faszinierenden Formen- und Farbenspiel aus fließendem Glas und durch die schon fast rhythmischen Bewegungen entsteht eine «Farblichtmusik», deren Töne sich in dem sich ständig verändernden Glas widerspiegeln. Es ist die Musikalität Dominics beim augenblicklichen Komponieren und Herauspräparieren fließender Farben und Formen, die den Blick des Betrachters in Bann hält. Rhythmische Strukturen und farbige Lichteffekte beginnen sich zu verselbständigen, um sich dann in ein schwereloses Eigenleben der Gestaltformen und Farbwirkungen zu verwandeln, deren Dynamik auf die Glaskomposition übergreift und ihre eigenständige künstlerische Erscheinung bestimmt. Eine weltweit einmalige Kreation des Glaskünstlers Dominic ist das in seine Bleikristall-Objekte eingeschmolzene Lavagestein der Vulkaninsel La Palma. Jedes Stück ist ein Original: mundgeblasen, handgearbeitet und signiert.
Dominic Kessler
Dominic entstammt einer alteingesessenen Glasbläserfamilie, welche ursprünglich aus dem böhmisch/schlesischen Riesengebirge kommt und in Neckarzimmern (Baden-Württemberg) ein Kristallwerk betreibt. 1925 gründete der Großvater von Dominic, Franz Kaspar, eine Glashütte in Schreckendorf (Schlesien) und rief damit die bekannte «Kasparkunst» ins Leben. In der nach dem Krieg neu erbauten Glashütte in Neckarzimmern erlernte Dominic bei seinem Onkel Peter Kaspar das schöpferische Handwerk des Glasmachers. Nach Studien an verschiedenen deutschen und schwedischen Glashütten entschloss sich der Glaskünstler, der übrigens auch Posaune «bläst», sich auf La Palma niederzulassen, um sich bei seinen Entwürfen und ihren Ausführungen ganz seiner Inspiration und Kreativität in dieser natürlichen und immer wieder zu neuen Ideen (wie z.B. die Knopflampe im Bild rechts oben) anregenden Umgebung zu widmen.
Wladyslaw Gozdz
Der aus Polen stammende «Meister der Glasmacherkunst» erhielt diesen Titel bereits mit 27 Jahren. Wladyslaw begann schon sehr früh eine Glasmacherlehre in Piensk/Penzing (Niederschlesien). Danach arbeitete er in verschiedenen Glashütten Polens und machte sich durch die Erfindung neuer Glastechniken einen weit über die Grenzen dieses Landes hinaus bekannten Namen. Wenn man ihm beim Glasblasen zusieht, beeindrucken nicht nur vielseitiges Talent und spielerische Kunstfertigkeit, sondern auch eine große Liebe zum Glas. Meisterhaft zeigt Wladyslaw mit der Glasmacherpfeife sein Können, wenn er mit Perfektion und Einfühlsamkeit seine Glaskinder entstehen und sie zu farbenprächtigen Schönheiten «heranwachsen» lässt.
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Erstellt am: 21.05.2007 20:08 Uhr