Zündfunken, vom 08.04. – 14.04.13

Andrea Bolz,
deutschsprachige katholische Gemeinde Puerto de la Cruz

Montag,08.04.2013
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Das Kreuz als Symbol des christlichen Glaubens ist weithin bekannt. Für die frühe christliche Zeit war das gar nicht so selbstverständlich. Bis ins 5. Jh. gab es auch keine Kreuzesdarstellungen. Eine Kreuzigung war für die Christen der ersten Zeit ein brutales historisches Ereignis. Und das Kreuz hatte mit einem Heilszeichen noch nichts zu tun.

Gekreuzigt werden, das bedeutete nach damaliger Vorstellung, nicht nur von Menschen verlassen, sondern – weit schlimmer – auch von Gott verworfen zu sein. Dass Jesus so grausam und unehrenhaft sterben musste, das war für die Christen der frühen Zeit das größte  Problem, die entscheidende Herausforderung für ihren Glauben. Vom Schandzeichen zum Heilszeichen, das war ein langer und mühsamer Weg.
Bis dahin waren Brot und Wein die christlichen Symbole. Sie erinnerten an Jesu Abendmahl mit seinen Jüngerinnen und Jüngern, das Wasser an die Taufe. Was Jesus allerdings nicht von sich sagte: „Ich bin der Fisch“. Und gerade das Symbol des Fisches wurde sehr früh und lange verwendet.
Selbstverständlich spielte der Fisch in der Verkündigung Jesu eine große Rolle. Aber warum der Fisch zu dem christlichen Symbol  wurde, das hat seinen Grund in dem griechischen Wort für Fisch: „ichthys“. Man erkannte in der Reihenfolge jener griechischen Buchstaben eine besondere Deutung. „ichthys“ – „Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“. Der Fisch als Symbol für den Heilsbringer, jetzt ein Zeichen für Jesus Christus.
In der Zeit der Christenverfolgungen war der Fisch das geheime Erkennungszeichen der Christen. Sie konnten darin das Wesentliche ihres Glaubens bekennen und sich so zu erkennen geben. Zugleich konnten sie ihren Glauben im Zeichen des Fisches vor denen verstecken, die sie fürchten mussten. Konnten sich doch die Gegner der Christen unter dem Fischsymbol nichts vorstellen, was verdächtig gewesen wäre. Manchmal sieht man auch heute noch an Autos Aufkleber in Fischform. Für manche heutigen Christen eine moderne Form von Bekenntnis und Erkennungs-zeichen einer uralten Botschaft.

Dienstag, 09.04.2013
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Vor einiger Zeit schon lautete eine Frage bei einer beliebten Rateshow: „Können sie die zehn Gebote aufsagen“? Und können Sie?
Eine Umfrage ergab (im Auftrag von Reader’s Digest): Nur wenige in Deutschland können die Zehn Gebote wirklich aufzählen. Gerade noch: „Du sollst nicht töten“ – aber: „Du sollst dir kein Gottesbild machen!“ Fehlanzeige.
Umso erstaunlicher dabei aber ist: In derselben Umfrage sind für zwei Drittel der Befragten die Zehn Gebote verbindlich. Und was noch mehr überrascht: Bei jungen Leuten sind sie bekannter als bei den Älteren. Nach 3000 Jahren sind die Zehn Gebote auch heute so etwas wie „Lebensregeln für eine gute Welt“, sagt die ehemalige evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann.
Allerdings müssen die Beweggründe stimmen, sollen die Zehn Gebote auch im 21. Jh. Orientierung bieten. Man darf sie nicht dazu missbrauchen, Zucht und Ordnung einzufordern. Keine Rolle rückwärts in Zeiten, in denen man mit moralischem Zeigefinger zum Gehorsam, zum Ordentlich- und Bravsein mahnte.
Die Zehn Gebote sind Ergebnisse vernünftiger menschlicher Einsicht, wie Menschen miteinander umgehen sollen. Die Israeliten erkannten in ihnen vor Zeiten den Willen Gottes. Gott will, dass wir der von ihm geschenkten Vernunft gemäß handeln und zu einem befreiten Leben finden. Dies gilt es, ins Heute zu übersetzen. Was aber ist der Wille Gottes?
Er steht den Zehn Geboten voran: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus der Sklaverei befreit hat.“ (Deuteronomium 5,6) Der Gott, der deine Freiheit will, der will, dass dein Leben gelingt. So sind die Zehn Gebote Wegweiser im Alltag. Sie nehmen mir nicht die Freiheit, sondern erinnern an meine von Gott geschenkte Freiheit. Sie sind keine Befehle und keine Verbote. Sie ermutigen zum rechten zwischenmenschlichen Umgang:
Gottes Gebote wollen mir Mut machen: Ich darf etwas wagen, Phantasie entwickeln, kritisch prüfen, damit das Leben spannender und menschenfreundlicher wird, immer in der Gewissheit,  „Gott ist der ICH -BIN-DA-FÜR-DICH“!

Mittwoch, 10.04.2013
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Kleider machen Leute“ – dieser Spruch hat schon was für sich. Kleider können durchaus etwas aussagen über einen Menschen, sie können Menschen sogar verändern.
Die einen kleiden sich einfach und schlicht, weil das für sie nicht so wichtig ist oder weil sie sich mehr finanziell nicht leisten können. Andere mögen es nur vom Feinsten. Viele Mädchen und Frauen lieben es heute kurz und körperbetont, wegen des Blickfangs. Die in Uniform – in weltlicher oder geistlicher Uniform – machen einem auch heute noch klar, wer hier das Sagen hat. Kleider machen eben Leute.
Jesus scheint andere Leute im Blick zu haben, wenn er sagt: „Ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben.“ (Matthäus 25,36) Mit wem solidarisiert, ja identifiziert er sich da? –
Mit zerlumpten Kindern in den Hinterhöfen und Slums. Mit frierenden Bettlern in der Nähe von Bahnhöfen und unter Brücken. Wenn man in die Evangelien schaut, meint er auch die Ausgezogenen im „ältesten Gewerbe“, auf der Suche nach dem „schnellen Geld“. Oder die,die von Zuhältern dazu gezwungen werden.
„Ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben.“ – Ich glaube, Jesus hat aber auch noch andere Menschen im Blick. Denn: Nacktsein muss nicht nur mit Kleidern zu tun haben. Nacktsein hat auch damit zu tun, wenn die menschliche Würde auf dem Spiel steht. Wenn ich das Gefühl habe, bloßgestellt und schutzlos zu sein- wie ausgezogen. Entwürdigt durch Missachtung, Gerüchte, üble Nachrede. Wenn ich das Gefühl habe, nutzlos zu sein und ausgeliefert, nicht mehr gebraucht zu werden.
Ich persönlich setze große Hoffnung in unseren neuen Papst Franziskus gerade  auf diesem Gebiet, denn er hat bereits in den ersten Wochen seines Pontifikates deutlich gemacht, dass es auf Äußerlichkeiten nun wahrlich nicht ankommt; und dass ein, wohlgemerkt, angeblich perfektes Outfit nicht unbedingt „Leute machen muss“!
Nachfolgendes Gebet des Kapuzinerpaters Anton Rotzetter bringt genau diese Lebens – und Glaubenseinstellung auf den Punkt:

„Kleider machen Leute
So lass mich Kleider schenken, Gott
und die Beschenkten werden aufrecht gehen.
Lass mich den Menschen achten, Gott
als Dein Ebenbild“   *

*   Gott, der mich atmen läßt – Gebete,
Verlag Herder Freiburg i. Br. 1985, S.211

Donnerstag, 11.04.2013
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Säume nicht, den Kranken zu besuchen!“ (Sirach 7,35) –
Diese Aufforderung steht in der Bibel und ist über 2200 Jahre alt. Vielleicht gilt sie heute mir, vielleicht gilt sie Ihnen.
Wer länger krank ist, wartet meistens auf Besuch. Er erwartet nicht, dass ich viel rede oder ein Geschenk mitbringe. Einfach da sein ist wichtig. Wenn ein Kranker spürt, dass er nicht allein ist; dass Ihm jemand Halt gibt, dass jemand da ist, der zu ihm hält – vielleicht ist das der größte Liebesdienst, den ein Kranker erfährt. Wer selbst krank war oder in der Klinik gelegen hat, der weiß, wie sehr man sich über einen lieben Besuch freut. Allerdings gilt auch das: Manche Besuche können nervig oder anstrengend sein.
Jesus hatte ein besonderes Verhältnis zu den Kranken. Wo er hinkam, drängten sie sich um ihn in der Hoffnung, dass Jesus sie heilt. Es ist auffallend: Ein Viertel des Textes in den Evangelien sind Wundergeschichten. Und der weitaus größte Teil berichtet davon, dass Jesus Kranke geheilt hat. Das hat die Menschen zu allen Zeiten aufhorchen lassen. So ist es also ganz im Sinne Jesu, wenn wir Kranke besuchen und dies nicht aufschieben. Jesus identifiziert sich sogar selbst mit ihnen: Wer Kranke besucht, besucht ihn. Anders ist sein Wort nicht zu verstehen: „Ich war krank, und ihr habt mich besucht.“ (Matthäus 25,36)

Vor 400 Jahren lebte in Rom ein Krankenpfleger namens Kamillus von Lellis. Er hat das mit Jesus und den Kranken begriffen und auch noch zum Ausdruck gebracht:
Als der Papst einmal das Heilig-Geist-Spital besuchte, behielt Kamillus seinen Pflegerkittel an. Man warf ihm Mangel an Ehrfurcht vor. Kamillus aber gab zu bedenken: „Warum das? – Wenn ich mit Jesus selbst beschäftigt bin, kann ich mich für seinen Stellvertreter nicht eigens umziehen.“

Freitag, 12.04.2013
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Er steht auf vielen alten Brücken, der Märtyrer Johannes (von) Nepomuk.
Die Franzosen haben allerdings noch einen zweiten „Brückenheiligen, allerdings nicht auf, sondern unter der Brücke. Es ist  Abbé Pierre, Kapuzinermönch, Priester und Frankreichs „Vater der Clochards, Vater der Obdachlosen“, der Anfang des Jahres 2007 im hohen Alter von 94 Jahren verstarb. Bis zuletzt gehörte Abbé Pierre zu den beliebtesten Persönlichkeiten in Frankreich. Er war eine Art soziales Gewissen der Nation. Was war sein Geheimnis? – In dem extrem kalten Winter 1954 erfror eine obdachlose Frau mit ihrem Baby unter einer Seinebrücke in Paris. Daraufhin startete Abbé Pierre einen „Aufstand der Güte“. Er kämpfte unermüdlich für die Würde und die Rechte der Obdachlosen und Ausgeschlossenen der Gesellschaft.  Er gründete die Bewegung „Emmaus“. Die ist heute weltweit aktiv und kümmert sich um Arme und Aids-Kranke, um Obdachlose und Strafentlassene. Über Jahrzehnte forderte er das Recht auf Wohnen.
Das Leben und Wirken dieses modernen Heiligen ist eine überzeugende Antwort auf das Wort Jesu: „Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen.“ (Matthäus 25,35) Was das heißt, das macht Jesus deutlich, wenn er fortfährt: „Was ihr für eine meiner geringsten Schwestern, für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)
Abbé Pierre, ein Heiliger der modernen Welt. Und wie viele Heilige stand auch er des Öfteren im Widerspruch zur offiziellen Lehrmeinung seiner Kirche, vor allem in moralischen Fragen: Er trat ein für eine liberalere Haltung bei der Empfängnisverhütung, für die gesellschaftliche Anerkennung von homosexuellen Paaren und für die Aufhebung des Zölibats.
Was mich sehr bewegt, ist ein Satz aus seinem Testament:
„Wenn ich allen, die um mehr Menschlichkeit bemüht sind, eine Gewissheit weitergeben soll, dann ist es die – ich kann wirklich keine andere geben: Leben heißt lieben lernen.“
(aus: Mein Testament)

Samstag, 13.04.2013
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Durst ist schlimmer als Heimweh“ – sagt man. Immerhin brauchen wir täglich mindestens eineinhalb Liter Flüssigkeit, mehr wäre sogar noch besser. Und die gibt es bei uns noch reichlich  und in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Doch unzählige Menschen in den Armenhäusern dieser Welt wären überglücklich, auch mal einen Schluck frisches, sauberes Wasser trinken zu können. Tag für Tag sterben fünftausend Kinder an Durchfallerkrankungen, weil das Wasser, das sie trinken, verdreckt oder verseucht ist. Ein vermeidbarer Tod. Ohne Wasser können wir nicht leben, ohne Wasser gibt es kein Leben. Wir können nicht darauf verzichten, und es ist nicht zu ersetzen. Und auf der anderen Seite: Wie viel Wasser verschwenden wir? Drehen den Wasserhahn auf und lassen das Wasser laufen, auch wenn wir es nicht gebrauchen. Und das nicht nur im privaten Haushalt. Wasser steht nicht unbegrenzt zur Verfügung? – Nicht, wenn wir die Umwelt weiter so belasten wie bisher; nicht, wenn Industriekonzerne damit weitermachen, Flüsse und Brunnen zu vergiften, die Meere mit Öl zu verpesten, aus Profitgier tropische Wälder zu zerstören.
Zurzeit Jesu wusste man nichts von all diesen Problemen. Aber Wasser war auch damals knapp und kostbar in den Wüstenregionen Israels. Und wie wichtig Jesus der Durst nach frischem Wasser war, das macht er deutlich, wenn er sich mit den Durstigen identifiziert: „Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben.“ (Matthäus 25,35)
Und ich glaube, Jesus meint damit den Durst nach Wasser und den Durst nach einem geglückten Leben. Durst danach, anerkannt und respektiert zu werden. Durst danach, ein menschenwürdiges Leben führen zu können.
Viele haben Durst nach Gott. Ein Beter im Alten Testament spricht von dieser Sehnsucht so:

„Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser,
so lechzt meine Seele, Gott, nach dir!

Meine Seele dürstet nach Gott,
nach dem lebendigen Gott.“
(Psalm 42,1-2)

(Mo-Sa, nach einer Idee von Michael Broch, Leonberg)
Sonntag, 14.04.2013
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
Nicht einschlafen können vor Sorgen. In der Nacht über Probleme grübeln und sich von der einen Seite zur anderen wälzen, bis es endlich Morgen wird und der Tag (mit seiner Routine) die Probleme erst mal zur Seite schiebt. Wahrscheinlich kennt jeder solche Nächte.
Ich kenne sie leider auch. Am besten wäre es, wenn ich meine Sorgen dann aus dem Schlafzimmer rausschmeißen könnte und sie gar nicht erst mit in mein Bett kommen könnten.
Ich habe auch schon versucht dagegen anzukämpfen, indem ich mir meine schönsten Urlaubserinnerungen ins Gedächtnis hole. Aber leider gelingt mir das nicht immer.
Und dann werden die Sorgen und Probleme so übermächtig und groß, dass sie alles andere beherrschen. Tagsüber kann ich sie wegschieben und mit Arbeit und Aktivitäten übertünchen, aber dann kommen sie nachts. Erst nur ein kleiner Gedanke, der aber schnell anwächst und sich als Problem immer mehr im Kreis dreht. Dass diese Sorgen in der Nacht manchmal noch stärker erscheinen als sie sind, ist mir auch schon passiert. Nichts ist dann so schlimm wie das, was mich momentan beschäftigt.
Bei Licht betrachtet ist es schon seltsam, dass ich die Sorgen der Gegenwart so stark sein lasse. Eigentlich könnte ich als erwachsener, erfahrener Mensch doch auf jahrelange Erfahrung bauen: Denn welche Probleme, die ich mit 8 Jahren oder mit 18 Jahren gewälzt habe, sind jetzt noch akut?! Ich könnte einfach mal darauf bauen, dass sich die Sorgen bisher meistens irgendwie gelöst haben. Und mich an das erinnern, was ich schon erreicht und geschafft habe. Ich weiß zwar nicht, ob es dieses Mal auch funktionieren wird, aber ich gebe ja mein Bestes.
Ich könnte ja auch mal versuchen, ganz anders damit umzugehen und die Tatsache, dass ich immer das, was ich momentan zu lösen habe, so ernst nehme, so sehen:
Meine Sorgen, die ich jetzt habe, habe ich jetzt. Aber das ist nicht mein ganzes Leben. Ich weiß doch noch gar nicht, wie mein Leben in der Zukunft sein wird und ob die Sorgen von heute dann gelöst sein werden. Vielleicht gewinne ich sogar Kraft aus ihrer Lösung für das, was noch kommen wird!
Ich finde es zwar wichtig, dass ich als Mensch in der Gegenwart lebe und nicht nur aus dem Vergangen zehre oder in die Zukunft hoffe. Aber wenn die Gegenwart mich erdrücken will, warum sollte ich dann nicht Kraft tanken aus dem, was ich bereits erlebt habe und aus dem, was ich mir von der Zukunft noch erhoffen kann?

Infos unter:

Erstellt am: 16.04.2013 15:46 Uhr

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