Zündfunke vom 17.10. – 23.10.2011

Diakon Bertram Bolz,
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Montag, 17.10.11:
Einen wunderschönen guten Morgen!
Kennen Sie den Adamsapfel? Das ist dieser Schildknorpel am Kehlkopf, der bei uns Männern stärker ausgeprägt ist, als bei den Frauen. Beim Sprechen, beim Kauen oder auch beim Schlucken sieht man ihn bei manchen Männern heftigst in der Kehle auf und ab hüpfen. Aber wissen Sie, warum dieser Knorpel, eigentlich „Adamsapfel“ heißt?
Erinnern wir uns zurück in die biblische Urgeschichte, in die Zeit, als Adam und Eva wirklich noch im Paradies lebten und sich noch nicht um das tägliche Brot mühen mussten. Sie durften ja von allen Früchten essen, die es im Paradies reichlich gegeben haben muss. Nur von einem Baum, eben jenem in der Mitte, sollten sie nicht essen. Übrigens erzählt die Bibel mit keinem Wort, um welche Frucht es sich dabei gehandelt hat. Er wird nur der Baum der Erkenntnis genannt. Aber von Äpfeln steht da nichts geschrieben. Diese Legende ist erst im späten Mittelalter entstanden.

Damals war lateinisch die Weltsprache Nr. eins und auf lateinisch heißt das Böse „malum“ und der Apfel „malus“. Das könnte durchaus ein Grund für die Verwechslung sein. Vielleicht war der eigentliche Baum eher ein Feigenbaum, weil Adam und Eva sich kurze Zeit später aus genau diesen Blättern einen Schurz machten. Andererseits kommt es darauf aber auch nicht wirklich an.
Fakt ist: Die beiden sollten von den Früchten dieses Baumes nicht naschen. Aber wie wir Menschen eben nun mal so sind, zog es die beiden immer wieder in die Nähe desselben. Und da kommt nun eines Tages die Schlange und fragt: „Hat Gott wirklich gesagt: Ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“ Worauf Eva sagt: „Von den Früchten dürfen wir essen; nur von denen hier nicht, sonst müssen wir sterben!“ „Ihr werdet nicht sterben“, antwortet die kluge Schlange, „euch gehen vielmehr die Augen auf, weil ihr sein werdet wie Gott und erkennt, was gut und böse ist“.
Da sah die Frau, dass es köstlich wäre, von diesem Baum zu essen und es war ja auch so verlockend, so klug zu werden wie Gott. Deshalb nahm sie von der Frucht und aß davon und auch ihrem Mann gab sie davon, und auch er aß. Da aber, und das sagt nun nicht die Hl. Schrift, sondern die Legende, da blieb dem Adam ein Stück des Apfels im Hals stecken und seither trägt er  – der Mann – ihn dort bis zum heutigen Tag.
Ich finde das eine nette Legende und ich frage mich, wer wohl darauf kam und was er damit bezweckte. Ob uns diese Legende vielleicht daran erinnern will, dass wir alle verführbar sind und deshalb nicht allzu schnell alles schlucken sollten, was uns präsentiert wird?
Ein beschwerdefreies Schlucken wünsch ich Ihnen – die ganze Woche!  

Dienstag, 18.10.11:
Das Senfkorn, ist ein vergleichsweise kleiner Samen. Kaum größer als ein Stecknadelkopf ist dieses gelbe Kügelchen und hat vielleicht einen Durchmesser von 2 mm. Die ausgewachsene Pflanze dagegen wird etwa eineinhalb Meter hoch. Aber als Samenkorn ist es wirklich alles andere als beeindruckend. Und trotzdem verwendet es Jesus als ein Zeichen für den Glauben. „Wenn ihr auch nur einen Glauben so groß wie ein Senfkorn hättet, so könntet ihr zu dem Berg sagen: Heb dich dorthin! Und er würde sich heben!“ Der Glaube versetzt Berge – sagt deshalb ein altes Sprichwort.
Allerdings muss ich gestehen, mit dem Berge versetzen hab ich’s nicht so. Mir ist der Teide ganz recht an dieser Stelle, wo er jetzt steht und auch andere Berge möchte ich nicht woanders haben. Schließlich ging es Jesus mit dieser Aussage ja auch nicht um eine schöne Landschaftsgestaltung in Galiläa – mitnichten. Vielmehr verstehe ich diese Aussage so, dass der Berg etwas mit mir, etwas mit meinem Leben zu tun hat. Und das kennen wir doch alle: z.B. den Berg von Problemen; den Berg, der sich da vor mir auftürmt und mir den Horizont versperrt. Genau den, den würde ich mitunter schon mal gerne mit meinem Glauben versetzen. Aber das ist gar nicht so leicht und ich bin mit Sicherheit auch nicht der erste, der damit seine Probleme hat.
Die Jünger Jesu hatten ein großes Problem. Es war ihnen nicht gelungen, einen Jungen gesund zu machen und sie waren enttäuscht von sich selbst. Und da sagt Jesus zu ihnen: Wenn euer Glaube auch nur so groß wie ein Senfkorn wäre, könntet ihr damit ganze Berge versetzen. Ich muss zugeben: Auch mein Glaube ist manchmal so klein wie der der Jünger; kleiner vielleicht sogar noch als ein Senfkorn. Und dann getraue ich mich überhaupt nicht, an irgendwelche Probleme heran, sondern versuche, sie möglichst weit zu umgehen. Aber ich kenne eben auch das andere: Dass wenn ich zu glauben beginne, wenn ich mir wirklich etwas zutraue – wenn ich Gott etwas zutraue – dass dann etwas in Bewegung kommt. Zwar nicht immer gleich der ganze Berg, aber es geht was, es bewegt sich was.    
Blicken wir nochmals auf’s Senfkorn. Es ist wirklich nicht groß; aber wenn Jesus sagt, es reicht vollkommen aus, wenn mein Glaube so groß ist wie ein Senfkorn, dann will ich ihm vertrauen. Und nichts anderes meint doch das Wort „Glauben“: Ich vertraue darauf, dass mein kleiner Glaube mir helfen kann, Problemberge kleiner zu machen. Ich vertraue darauf, dass das bisschen Glauben mich durchs Leben tragen kann. Gott erwartet von mir überhaupt nicht, dass ich ein Supermann des Glaubens bin. Es reicht schon, wenn ich einem Glauben, der so klein erscheint wie ein Senfkorn – wenn ich dem etwas für mein Leben zutraue. Geht’s ihnen ähnlich? Ich wünsch es Ihnen – nicht nur heute!

Mittwoch, 19.10.11:
Guten Morgen!
Sorgen, wer von uns hat keine? Politisch sorgen wir uns um den Euro und seine Stabilität. Verbunden damit sorgen sich so manche von uns um ihre Altersversorgung. Andere wiederum sorgen sich um ihre Gesundheit…und…und…und. Kennen Sie noch den Song von Jürgen von der Lippe aus dem Jahre 1987? „Guten Morgen, liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da?“, so hat der beliebte Entertainer in dem Lied gefragt. Der Text handelt dann vom Aufstehen mit dem linken Bein, dass die Frau wegläuft und er sich schließlich im Suff tot fährt. Peter Alexander dagegen zählte 1960 mitten im Wirtschaftsboom seine Sorgen, ob er denn noch geliebt wird und wie er sich diese Liebe erhalten kann.
Das alles sind berechtigte Sorgen. Aber wenn wir sie nun mit den Sorgen der Menschen vergleichen, die z.B. gerade in Afrika von einer immensen Hungersnot bedroht sind oder die sich in vielen arabischen Ländern um Veränderungen bemühen – oft unter Einsatz ihres Lebens, dann meine ich, hilft uns das vielleicht schon, die Schwere unserer Sorgen etwas besser einzuordnen.
Klar machen wir uns Sorgen. Wir können das ja auch gar nicht verhindern. Sie setzen sich einfach in unseren Gefühlen und Gedanken fest. Oder ist es vielleicht doch eine Sache unserer Einstellung dazu? Schon unsere Sprache verrät uns: Wir machen uns Sorgen. Die Sorgen sind nicht einfach so da, sie kommen auch nicht einfach über uns. Nein, wir bringen unsere persönliche Lage und die äußere Situation mit unseren Zukunftsvorstellungen in Verbindung. Und dann macht sich das Gefühl breit: Irgendwie sieht das alles nicht so gut aus. Die Hoffnung verflüchtigt sich, dass alles gut wird. Wie aber kann ich diese Sorgen in den Griff bekommen? Wie kann ich so mit ihnen umgehen, dass sie mich nicht be-
herrschen? Wie kann ich wieder einen Hoffnungsüberschuss erzielen?
Ich denke, als Christen haben wir doch allen Grund eher Optimisten als Pessimisten zu sein. Und weshalb? Weil wir wissen, dass Gott schlussendlich das letzte Wort behält. Dass er für diese Welt ein gutes Ziel in seiner ewigen Herrlichkeit hat. In der Bibel sagt er mir: „Seht, wie die Blumen auf dem Feld wachsen. Sie arbeiten nicht, sie machen sich keine Kleider. Und doch versorgt sie Gott. Um wie viel mehr wird er sich dann erst recht um euch Menschen kümmern, die ihr ihm doch viel mehr wert seid?“ (Mt 6,28f) Und an einer anderen Stelle setzt die Bibel sogar noch einen drauf und sagt: Alle eure Sorgen werft auf den Herrn, denn er sorgt für euch.“ (1 Petr 5,7)
Ich kann meiner Sorgen nur Herr werden, indem ich sie ganz an Gott abgebe. Ich nenne sie ihm im Gebet und bitte ihn, für mich zu sorgen. Und ab und an darf ich so die Erfahrung machen, dass meine sorgenvollen Gedanken und Gefühle zur Ruhe kommen.

Donnerstag, 20.10.11:
Guten Morgen!
Das Leben ist hart. Du bist nicht so wichtig; du hast keine Kontrolle und du wirst sterben. Na super, werden Sie jetzt sagen, und das am frühen Donnerstagmorgen! Aber sind das nicht genau die vier fundamentalen Kränkungen von uns Menschen? Jede und jeder von uns kennt sie, zumindest teilweise, und alle versuchen wir mehr oder weniger gegen diese Kränkungen anzugehen.
Religion, die christliche Religion, kann da eine große Hilfe sein. Deshalb will ich mal diese vier Kränkungen durchgehen und schauen, welche Antworten mir mein christlicher Glaube darauf gibt.
Auf die erste – das Leben ist hart – muss man nicht mehr viel erklären: Leid, Schmerz, Versagen und Angst, das Leben ist voll davon. Der Glaube aber kann von genau diesen alltäglichen Kränkungen des Lebens entlasten. Durch Rituale, mit denen man sie immer mal wieder vergessen kann. Durch Gebete, in die man die Kränkungen legen kann oder durch Menschen, die da sind, wenn es mal wieder sehr weh tut an Leib oder Seele. Und vielleicht auch durch die Zusage, dass ich persönlich kein Misserfolg bin. Dass ich sehr wohl meinen Wert und meine Würde habe, auch wenn ich schwach oder erfolglos bin.
Zweite Kränkung: Du bist nicht wichtig! Auch unter den Aussagen bekannt, eben kleiner und unbedeutender zu sein als andere. Hier sagt der christliche Glaube: Jeder Mensch ist wichtig. Keiner mehr und keiner weniger. Festgehalten zum Beispiel in einem wunderschönen Bild aus dem Alten Testament, wo Gott zum Menschen sagt: „Ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben.“ (Jes 49,16)
Die dritte Kränkung des Menschen lautet: du hast nicht die Kontrolle. Und das in einer Welt, in der doch alles steuerbar scheint. Das Gefühl nur ein ganz kleines Rädchen im großen Getriebe der Welt zu sein, macht Menschen verrückt oder sie verzweifeln am Druck, alles selbst steuern zu müssen. Dem aber setzt der christliche Glaube die Freiheit entgegen, aber auch die Grenzen der Freiheit. Sicherlich: ich kann zwar viel steuern, aber ich muss und ich darf auch nicht alles steuern. Nennen wir es Schicksal, Lebensplan oder Vorhersehung – der große Plan wird – Gott sei Dank, wo anders gemacht.
Und die vierte und schwerste Kränkung: Du wirst sterben. Die schwerste, weil wir doch Lebewesen sind. Wir werden sterben, aber die Hoffnung auf ein ewiges Leben ist in uns angelegt. Nennen wir ihren Ort Seele oder Liebe. Tief in unserem Herzen wohnt ein Abglanz der göttlichen Liebe. Eine Art Brücke zwischen den Welten. Und wer allein die unauslöschliche, grenzüberschreitende menschliche Liebe erfahren hat, der kann sich vielleicht vorstellen, dass eine göttliche Liebe so groß sein kann und sein muss, dass der Tod für sie kein wirkliches Hindernis ist.

 

Freitag, 21.10.11:
„Von Beileidsbezeugungen am Grabe bitten wir Abstand zu nehmen“ – so, ist es für uns immer wieder in Todesanzeigen zu lesen. Was steckt dahinter, wenn Trauernde diese Distanz, diesen Abstand für sich wünschen? Eine Möglichkeit ist, dass sie sich einfach die oberflächlichen Trauerformeln fremder Menschen ersparen wollen. Vielleicht möchten sie auch einfach einen emotionalen Stress vermeiden, wenn sie in ihrem Schmerz und ihrer Trauer keinen Menschen begegnen wollen, mit denen sie sonst auch nicht viel zu tun haben. Oder aber, sie wollen einfach keinen falschen Trost gespendet bekommen.
„Trost und Ratschläge sind nämlich oft“, so hat es der Soziologe Herbert Marcuse mal gesagt, „die Abwehr eines nicht Betroffenen gegen das Leid eines Betroffenen.“ Ich finde das zwar sehr hart formuliert, aber es ist wohl durchaus etwas Wahres dran. Zu schneller Trost oder gut gemeinte Ratschläge können ein bewusster oder auch ein unbewusster Schutzmechanismus sein, um sich nicht wirklich auf das Leid der Menschen einzulassen. Denn Trost, wirklicher Trost, ist ein ebenso schwieriges wie anstrengendes Unterfangen sowie eine Frage von Nähe und Behutsamkeit.
Jemanden trösten heißt nicht, ihm einfach auf die Schulter zu klopfen und dann ein „das wird schon wieder“ auf ihn ablassen. Wirklicher Trost nimmt Anteil, das heißt, man begibt sich durchaus ein Stück weit in die Sphäre des Leids hinein. Aber, und das ist eben die Kunst, nur ein Stück weit; denn Trauer, Traurigkeit und Leid können auch ansteckend sein. Und dann wäre ja niemandem geholfen. Jemanden trösten heißt also, das Leid, die Trauer wahrnehmen, sie zulassen und ein Stück des Weges mitgehen. Den Trauernden und Leidenden spüren lassen, dass man da ist. Das muss nicht immer durch Worte sein, sondern das kann durch Berührungen geschehen oder einfach durch die Tatsache, da und dabei zu sein. Denn oft ist es ja leider so, dass schwer Kranke oder Trauernde plötzlich auch noch allein sind. Bekannte und Freunde ziehen sich von ihnen zurück, weil sie unsicher gegenüber der veränderten Situation fühlen, oder weil sie einfach auch Ängste in sich tragen vor der Begegnung mit Leid und Tod.
Dabei ist Trost doch etwas so menschlich Wichtiges und auch Schönes. Das zeigt ja schon die Herkunft des Wortes „Trost“. Es ist verwandt mit dem altgermanischen Wort für Baum und bedeutet Festigkeit und Treue. Und jemandem Trost spenden heißt, ihm meine Treue und Festigkeit anbieten, damit der andere sich daran anlehnen und ausruhen kann, wie unter einem schönen großen Baum. 

Samstag, 22.10.2011:

Guten Morgen!
Angst – manchmal kann man sie geradezu riechen, die Angst der Menschen. Zum Beispiel, wenn sie verkrampft sind im Umgang miteinander; wenn sie völlig im Stress sind und dann Angst haben, einen Fehler zu machen oder sich zu blamieren. Angst kann man aber auch hören; zum Beispiel, wenn Menschen von ihrer Angst erzählen, die sie um ihren Arbeitsplatz haben oder wenn sie schwer atmen unter dem Druck der oft immensen Belastungen, die Arbeitsaufträge manchmal mit sich bringen. Und man kann die Angst auch sehen, wenn Menschen zum Beispiel den Blick nicht halten können oder wie gehetzte Tiere durch die Stadt rennen.
„Fürchtet euch nicht“ – das ist einer der zentralen Sätze Jesu, der uns in jeder Gottesdienstfeier neu zugesprochen wird. Immer dann, wenn es besonders ernst oder wichtig wurde, sagte der den Menschen: „Habt keine Angst. Fürchtet euch nicht!“ Die christliche Religion ist eigentlich eine Religion, die den Menschen befreien will, auch und gerade von seinen Ängsten. Sicherlich ist mir bewusst, dass das nicht immer zu spüren war und sicherlich auch heute nicht immer zu spüren ist – leider. Aber wenn man das Leben und die Botschaft Jesu im Kern nicht nur verstanden hat, sondern auch fühlt und lebt, dann kann einen das gelassener machen und bestenfalls von der Angst befreien.
„Fürchte dich nicht, hab keine Angst“ – das ist ein so wunderbarer Satz; ein Satz, der Geborgenheit schenken, ein Satz, der befreien – der aber auch Widerspruch auslösen kann. Nach dem Motto: Ja, ja schön gesagt – aber ich lebe in einer Welt, die durchsetzt ist mit Angst. Und es stimmt ja auch. Die Formen der Angst sind so vielfältig, dass ein Satz wie: „Fürchte dich nicht“, durchaus naiv und unsensibel klingen kann. Er ist aber mehr, soviel mehr, wenn er den Weg in die Tiefe des Herzens schafft. Wenn man ihn nicht nur als Worte empfindet, sondern als Gefühl und als Vertrauen. Als Vertrauen, dass es Menschen gibt, die mir wohl gesonnen sind. Als Vertrauen, dass es einen Gott gibt, in dessen Hand ich geborgen bin, was auch passiert. Manchmal kann es auch helfen, dass man es sagt – sich selbst und anderen: „Hab keine Angst. Hab keine Angst vor Dir und Deinem Leben. Denn Du bist gewollt, so wie Du bist. Mit all Deinen Stärken, aber auch mit all Deinen Schwächen. Hab keine Angst vor den anderen, sie können Dir nicht schaden, nicht wirklich. Denn in ihrem Innersten sind sie so schwach oder so stark wie Du. Und hab keine Angst vor Gott, denn er ist ein Liebender – und Liebe kennt keine Angst.“ 

Sonntag, 23.10.2011:
Einen guten Sonntagmorgen wünsche ich Ihnen!
Vor kurzem las ich folgende Sätze: „Wir müssen auf unsere Seele hören, wenn wir gesund werden wollen. Letztlich sind wir hier, weil es kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und im Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit. Solange er sich fürchtet durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen. Er wird allein sein. Alles ist mit allem verbunden.“
Fast eintausend Jahre alt sind diese Worte, zeitlos und weise – es sind Einsichten der Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen. Wir sollten sie nachklingen lassen, in diesen Tag hinein. „Auf die Seele hören, wenn wir gesund werden wollen.“ Das ist einerseits sicherlich leicht, aber dennoch auch so schwer. Die Dinge sacken zu lassen, in sich selbst hineinhorchen, um dann ganz bei sich selbst zu sein, gesund zu sein und gesund zu werden an Leib und Seele. „Denn auf der Flucht sind wir“, sagt Hildegard von Bingen, „wenn wir uns selbst nicht in die Augen schauen und den Mitmenschen ins Herz.“
Auf der Flucht vor uns selber, vor den Fragen, die echt und den Worten, die oft notwendig sind: Wer bin ich, was will ich, wie geht es dir, wie geht es dir wirklich? Wenn ich mich nicht wirklich interessiere für das, was die Menschen unter der Oberfläche bewegt, wenn ich mich nicht richtig einlasse auf ihre, aber auch auf meine Fragen, dann werde ich letztlich auch nur an der Oberfläche des Lebens bleiben. Und keine Geborgenheit und auch nicht viel Vertrauen erfahren. Wenn ich zu viel Angst habe, dass zum Beispiel mein Vertrauen missbraucht wird; wenn ich die Türen zu meinem Inneren immer verschlossen halte, dann bleibe ich getrennt von den Menschen und allein. Aber die Seelen der Menschen können einander berühren – wenn, ja wenn man die Tür behutsam, ganz behutsam öffnet. Und dann werden wir feststellen, dass wir im Innersten alle dasselbe suchen: Geborgenheit, Frieden und Liebe. Denn alles ist mit allem verbunden.

Infos unter:

Erstellt am: 17.10.2011 05:31 Uhr

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