Andrea Bolz, deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Montag, 10.10.2011
Einen wunderschönen guten Morgen!
Glück ist mehr als nur Zufall, Schicksal oder Glücksache. Glück ist so unterschiedlich wie wir Menschen das auch sind, auch wenn jeder von uns sich nach Glück sehnt. Die Psychologen umschreiben Glück mit „anhaltendem persönlichen Wohlbefinden“, zu dem jeder Mensch selbst etwas beitragen muss nach dem Motto: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“.
Aber gibt es das vollkommene Glück überhaupt? Unser ganzes Leben und alles, was es auf Erden gibt, ist zeitlich begrenzt, immer in Gefahr, verloren zu gehen und auch vergänglich. Und meist merken wir erst im Nachhinein, dass dieses oder jenes ein Stück Glück war, wenn wir uns von genau diesem Glück schon wieder verabschiedet haben. In der altgermanischen Bedeutung des Wortes Glück kommt noch mehr zum Ausdruck. Dort bedeutet Glück haben: heil zu sein, und das wiederrum steht für mich in einem religiösen Zusammenhang. Jesus gibt uns in seiner Bergpredigt im Matthäus Evangelium Hinweise darauf, wie man glücklich werden kann. Er macht Zusagen vor allem an die Menschen, die im Moment alles andere als glücklich sind. Er vertröstet sie und uns damit nicht aufs Jenseits, nein, seine Hinweise sollen jetzt gelebt werden können, damit menschliches Leben und Zusammenleben auf Erden gelingen kann. Die sogenannten Seligpreisungen sind wie eine goldene Regel, die in modernen Übersetzungen so wiedergegeben werden:
Glücklich, die arm sind vor Gott;
denn ihnen gehört das Himmelreich.
Glücklich die Trauernden;
denn sie werden getröstet werden.
Glücklich, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie werden satt werden.
Glücklich die Barmherzigen;
denn sie werden Erbarmen finden.
Glücklich, die ein reines Herz haben;
denn sie werden Gott schauen.
Glücklich, die Frieden stiften;
denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Dienstag, 11.10.2011
Guten Morgen!
Jesus sagt in der Bergpredigt: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich!“ (Matthäus 5,3) Trifft das nicht voll die Meinung derer, die immer behaupten Religion sei etwas für die Leichtgläubigen, für die, die es auf der Karriereleiter zu nichts gebracht haben, für Menschen, die ein Leben führen, dessen Nachahmung nicht erstrebenswert ist? Meiner Meinung nach kann Jesus damit keine materielle Armut gemeint haben, denn niemand hat es verdient in Armut zu leben, außer er sucht es sich freiwillig aus und unterstützt dadurch die, die in unfreiwilliger Armut leben. Meint Jesus also doch die geistige Armut, dass ich meinen Verstand ausschalten muss, um ihm nachfolgen zu können? Ich glaube auch das nicht. Was aber könnte Jesus dann gemeint haben? „Selig, die arm sind vor Gott“,…….
Ich glaube, dass Jesus damit etwas meint, was mit meiner Einstellung zum eigenen Leben, den Mitmenschen, zur Schöpfung und auch mit Gott zu tun hat. Unser Leben wirklich zu erfassen, das wird wohl den wenigsten Menschen je gelingen. Und deshalb sagt mir Jesus in den Seligpreisungen: stehe zu dir, zu dem was du bist, endlich, sterblich, begrenzt. Du hast Stärken und Schwächen. Auch wenn für andere die Schwächen sichtbar sind, brauchst du dich nicht verstecken. Steh zu dir, denn du bist wertvoll, wertvoll vor dir und vor Gott. Wichtig ist nicht, dass du dich so verbiegst, dass du für andere wertvoll bist, oder was sie unter wertvoll verstehen.
„Selig, die arm sind vor Gott“,… hat auch etwas mit meinem Umgang mit der Schöpfung Gottes zu tun, die uns immer nur geliehen ist, und mit der wir verantwortungsvoll umgehen müssen, damit die nachfolgenden Generationen genauso auf dieser Erde leben können wie wir im Moment. Ich glaube, ein Mensch, der vor Gott arm ist, ist ein reicher Mensch, denn er hat den Reichtum erreicht, den es nirgendwo auf der Welt zu kaufen gibt.
Mittwoch 12.10.2011
Einen wunderschönen guten Morgenr!
„Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“!
Ehrlich gemeinter Trost ist wirklich das einzige, was einem Trauernden für den Moment weiterhilft, selbst dann, wenn sich der Grund der Traurigkeit nicht ändern lässt. Gründe für Traurigkeit gibt es viele: Krankheit, Tod, Scheitern an sich selbst oder an den Mitmenschen, Einsamkeit. Jeder kennt seine Traurigkeit, auch wenn er sie nicht ausspricht.
Wir benennen unsere Traurigkeit, indem wir sagen, mir ist elend ums Herz, und geben damit kund, dass wir getröstet werden wollen. Allerdings helfen uns da billige Vertröstungen und fromme Sprüche nicht weiter.
Für jeden einzelnen von uns gibt es immer wieder trostlose Situationen, von denen wir uns wünschen, dass all das Schwere, Unschöne hinweggefegt und alles ungeschehen gemacht würde.
In genau diesen Situationen greift das Wort Jesu aus der Bergpredigt: „Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“. Allerdings nicht so, dass Gott all die Steine, Trümmer, allen Kummer und Leid aus unserem Herzen entfernt. Aber der Glaube kann uns helfen, gerade in den Stunden des Leides darauf zu vertrauen, dass Gott uns nahe ist, das Gott sich um uns sorgt wie eine Mutter, die sich um ihr krankes Kind kümmert.
Gottes Trost kann weiterhin darin bestehen, dass wir lernen, mit der Trauer zu leben, dass wir sie annehmen, gerade dann, wenn der Grund der Trauer eine schwere Krankheit oder der Tod eines geliebten Menschen ist. So kann unserer Leben in Trauer gelingen, und wir – wir werden stärker und reifer.
In all den trostlosen Situationen wünsche ich uns, dass wir Gott Glauben schenken, dass er unseren Berg von Kummer und Leid in unserem Herzen weghebt. Dass wir Gott vertrauen, dass er uns in den Stunden des Leids nahe ist, wie eine gute Mutter ihrem Kind.
Donnerstag, 13.10.2011
Guten Morgen!
Jesus sagt: „Selig, die keine Gewalt anwenden!“
Ein bis dato in der Geschichte beispielloser Vorgang macht deutlich, dass es tatsächlich ohne Gewalt geht. Die Menschen in der ehemaligen DDR, die meisten von ihnen waren ja nicht christlich geprägt, haben es uns im Jahre 1989 vorgemacht, wie man mit Gebeten und Kerzen und dem Ruf „Keine Gewalt“ die Gewaltlosigkeit im Sinne Jesu praktiziert. Für mich grenzt das an ein Wunder.
Keine Gewalt – wenn ich das auf mich beziehe ist das nicht so spektakulär. Aber trotzdem spannend. Wenn ich mich bemühe gewaltlos zu sein, könnte das heißen: ich achte jeden, der mit mir in irgendeiner Weise in Kontakt ist, egal, ob ich das, was er tut, gut heißen kann oder nicht. Ich dränge niemand ins Abseits, um dadurch für mich bessere Chancen zu erhalten. Ich versuche nicht andere, in der Familie oder am Arbeitsplatz, zu beherrschen. Wenn ich es schaffe, weder psychische noch physische, und auch keine seelische Gewalt anzuwenden, werde ich das Vertrauen meiner Mitmenschen erhalten. Ein solches Verhalten im Umgang mit meinen Mitmenschen stärkt das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen meines Gegenübers und schwächt meines bei weitem nicht.
Wenn ich es schaffe, keine Gewalt anzuwenden, dann erkenne ich auch an mir meine Schwächen, meine Fehler und bin mir meiner Möglichkeiten und Grenzen bewusst. Jesus preist also in den Seligpreisungen die selig, die gelernt haben, sich zurückzunehmen. Das heißt für mich, wenn ich gewaltlos lebe, dann erlebe ich ein Stück vom Himmelreich bereits hier und jetzt in meinem täglichen Leben. Weil das leichter gesagt als getan ist, deshalb möchte ich so bitten:
Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens.
Wo Hass herrscht, lass mich Liebe entfachen.
Wo Beleidigung herrscht, lass mich Vergebung entfachen.
Wo Zerstrittenheit herrscht, lass mich Einigkeit entfachen.
Wo Irrtum herrscht, lass mich Wahrheit entfachen.
Wo Zweifel herrscht, lass mich Glauben entfachen.
Wo Verzweiflung herrscht, lass mich Hoffnung entfachen.
Wo Finsternis herrscht, lass mich Dein Licht entfachen.
Wo Kummer herrscht, lass mich Freude entfachen.
Freitag, 14.10.2011
Einen wunderschönen guten Morgen!
„Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden!“
Wer möchte denn das nicht, so richtig den Hunger und den Durst, nicht nur nach Ess – und Trinkbarem ohne Grenzen stillen zu können. Ich wage sogar zu sagen, dass die Sehnsucht, also der Hunger und der Durst die unsere Seele verspürt weitaus intensiver wahrgenommen werden, als ein Magenknurren zu bestimmten Tageszeiten.
Menschen hungern – allüberall auf der Welt – nicht nur in den armen Ländern, aber da natürlich ganz besonders, da mit dem körperlichen Hunger auch der seelische Hunger einhergeht.
Die Menschen hungern nach Verbesserungen in ihrem Alltag, um so die Hoffnung auf ein besseres Leben nicht aufgeben zu müssen.
Die Menschen hungern nach besseren Lebensbedingungen, um ihre Würde zu behalten oder endlich zu bekommen.
Die Menschen hungern danach, Freiheit zu erlangen, und die Kraft für das Durchhalten der momentanen Situation.
Die Menschen hungern und dürsten nach Zuwendung, Liebe und Geborgenheit.
Die Menschen dürsten danach, den Sinn in ihrem Leben zu entdecken.
Die Menschen haben Sehnsucht nach spirituellen Begleitern; für mich bedeutet das, sie hungern nach Gott.
Wenn ich also meinen eigenen Hunger und Durst nach dem richtigen Leben spüre, werde ich auch wach sein für den Hunger und Durst der anderen.
Und so möchte ich mit den Worten des Kapuzinerpaters Anton Rotzetter bitten:
„Gott
Lass mich nicht ohne Wasser sein
wenn jemand kommt
und Durst hat nach Wasser
Lass mich nicht ohne Wort sein
wenn jemand kommt
und Durst hat nach Worten
Lass mich nicht ohne Liebe sein
wenn jemand kommt
und Durst hat nach Liebe“
Samstag, 15.10.2011
Guten Morgen!
Jesus sagt: „Selig, die ein reines Herz haben“! Dieser Satz kann leicht in die Irre führen, wenn wir uns darunter ein reinlich makelloses Herz vorstellen. Rein in diesem Sinne hat nichts mit porentiefer Reinheit zu tun, sondern mit unverfälscht, lauter, aufrecht, ein Herz ohne Hintergedanken, klar und ohne Berechnung.
Es gibt Menschen, die haben so ein Herz. Solche Menschen sind einfach herzerfrischend anders und übertragen dies auf ihre Mitmenschen. Menschen, die ein reines Herz haben, strahlen irgendwie anders. Wenn sie da sind, ist es immer hell. Sie hören zu, nehmen den Anderen wahr und ernst. Mit solchen Menschen Gespräche führen zu können tut jedem Herz und jeder Seele gut, weil Achtung und Respekt die Gespräche bestimmen. Solche Menschen lachen von Herzen, und nicht weil das Gegenüber sich gerade in eine peinliche Situation manövriert hat. Solche Menschen sind glaubwürdige Vorbilder – und damit überaus wichtig in heutiger Zeit. Diese Menschen preist Jesus selig. Und verbindet diese Seligpreisung mit der Verheißung: „Sie werden Gott schauen“!
Jesus sagt dies, obwohl kein Mensch jemals Gott gesehen hat. Vielleicht meint Jesus ja damit ein inneres Sehen. Und dann passt das wieder zu den Menschen mit dem reinen Herzen, denn mit einem reinen Herzen kann man die wesentlichen Dinge wahrlich besser erkennen als mit den Augen. Ja, wenn es nur mehr von diesen Menschen gäbe, dann könnte sich die Welt doch noch verändern. Aber das einfach so dahingesagt, und dann doch wieder nur die Hände in den Schoß gelegt und abgewartet wäre zu einfach.
Die Zusage Gottes an uns Menschen steht; jetzt sind wir an der Reihe. Oder um es mit Albert Schweitzer so auszudrücken: „Gebete verändern die Welt nicht, aber sie verändern den Menschen, und Menschen verändern die Welt“.
Also machen wir uns auf – auf den Weg der Veränderung – hin zu einem reinen Herzen – zu unserem und zum Wohl aller Menschen.
Sonntag, 16.10.2011
Einen wunderschönen Sonntagmorgen!
Jesus sagt: „Selig, die Frieden stiften!“ Eine wunderbare Sache – in der Theorie – und in der Praxis? Ich brauch doch nur die Menschheitsgeschichte anzuschauen, das hat doch noch nie wirklich geklappt. Allerdings brauch ich, um die Frage zu beantworten, gar nicht so weit über meinen Tellerrand hinauszublicken ich brauch nur mich anzuschauen und meine Friedfertigkeit.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass wir unsere Wurzeln in einem Land haben, das nun schon seit über 66 Jahren in Frieden lebt. Aber soll Frieden nicht mehr sein als nur kein Krieg?
Für Jesus ist Gott ein Gott des Friedens und nicht des Verderbens. Und Jesus bringt nicht nur den Frieden zu den Menschen – nein – er ist der Friede. Aber wie können wir dies in die Tat umsetzen? Der Wunsch der Menschen nach dem inneren und dem äußeren Frieden ist völkerübergreifend. Alle sehnen sich danach und schaffen es noch nicht mal im Kleinen: den Hass zwischen Ehepartnern oder zwischen Kindern zu überwinden. Sie schaffen es nicht, den Nachbarn trotz seiner anderen Lebensweise zu akzeptieren. Sie schaffen es nicht, auf die Schwächeren Rücksicht zu nehmen, sondern spielen ihre Überlegenheit voll aus. Sie schaffen es nicht, im Kollegenkreis freundschaftlich miteinander umzugehen, sondern zeigen deutlich, wer es auf der Karriereleiter nach oben schafft und wer nicht.
„Selig, die Frieden stiften“. Ich kann die große Welt nicht wirklich verändern. Aber ich möchte mich bemühen in meiner Umgebung friedfertig zu sein, Vergeltung zu unterlassen und die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Ich möchte tolerant sein und andere dies spüren lassen: Du darfst anders sein als ich.
Ich möchte den Mitmenschen so begegnen, so wie ich wünsche, dass auch sie mir begegnen. Kleine Schritte auf dem Weg zum großen Frieden, zu denen mich Jesus ermutigt und an deren Wirkung ich glaube.
(nach einer Idee von Michael Broch; Leonberg)
Infos unter:
Erstellt am: 10.10.2011 05:01 Uhr
