Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Kraft – da denkt man an Stärke. Ein Kraftprotz ist einer, der seine Muskeln gerne zeigt und sie spielen lässt. Auf Gott bezogen bedeutet Kraft für mich: Allmacht – der allmächtige Gott. Kraft Gottes – was aber ist das? In der Sprache des Neuen Testaments, dem Griechischen, heißt Kraft: „dýnamis“. Das erinnert an Dynamik, an Bewegung und Veränderung. Die Grundbedeutung des Wortes „dýnamis“ aber ist: fähig – sein. Gott ist nach dem Zeugnis der Bibel fähig und willens, zu erschaffen und zu erhalten, etwas zu bewegen und zu verändern. Die Bibel erinnert uns zugleich daran, dass wir Menschen nicht aus eigener Kraft stark sind. (1Samuel 2,9)
Aber Gottes Kraft triumphiert nicht über menschliches Leid, über unser Unvermögen und unsere Grenzen. Mit seiner Kraft möchte er uns befähigen, zum Leben mit all seinen Unbegreiflichkeiten Ja zu sagen, uns stets neu dem Leben zuzuwenden und wo immer möglich, zum Guten zu verändern.
Bemerkenswert ist, dass diese Dýnamis, diese Kraft Gottes weiblich ist. Kraft ist demnach also eine frauliche, mütterliche Eigenschaft Gottes. Für Gottes Zuwendung zu uns benutzen wir auch den Begriff der „Barmherzigkeit“. Man bedenke auch hier: Das alttestamentlich – hebräische Wort für „Barmherzigkeit“ heißt ursprünglich „Mutterschoß“ – aus mütterlicher Liebe kommende Sorge und Güte. (Deuteronomium 32,18; Numeri 11, 11-13) Jesus lebt und verkündet genau diese mütterliche Kraft und Barmherzigkeit Gottes. Dazu schreibt der Theologe Dietrich Bonhoeffer: „Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns.“
Da bleibt nichts mehr übrig von einem allmächtigen Gott, der unsere Probleme in die Hand nimmt und löst oder auch nicht. Da bleibt auch nichts mehr übrig von einem von Männern erfundenen Gottesbild eines allgewaltigen Herrschers und strengen Richters.
Aber, dieser dynamische, barmherzige Gott gefällt mir persönlich sehr gut, denn bei ihm fühle ich mich geborgen wie in Mutters, oder Abrahams Schoß.
(nach einer Idee von Michael Broch, Leonberg)
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Erstellt am: 26.05.2013 07:14 Uhr