Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brueder!
Die menschliche Hand, liebe Hörerinnen und Hörer, besteht aus fünf Fingern. In der heutigen Umgangssprache werden sie: Zeigefinger, Ringfinger, Stinkefinger, kleiner Finger und Daumen genannt. Mit so einer Hand und ihren Fingern können wir ganz schön viel zum Ausdruck bringen. Mit dem Zeigefinger können wir beispielsweise Richtungen angeben, wir können andere warnen oder auch moralisch werden. Am Ringfinger ist auch heut-zutage – zwar nicht mehr bei allen – aber so doch bei vielen der Familienstand abzulesen. Der kleine Finger, der steht für geringes Engagement, auch wenn die ganze Hand gefordert wird. Der Mittelfinger wurde durch das blöde Verhalten eines Fussballnationalspielers zum Stinkefinger degradiert. Eine obszön-aggressive Geste, die aber leider gesellschaftsfähig geworden ist und heute schon fast zum Alltag dazu gehört. Und schließlich der Daumen, der lutschenderweise Kleinkindern die Mutterbrust ersetzt oder der seit Jahr-tausenden per Zeichensprache den Erfolg oder Misserfolg, das Wohlwollen oder die Ablehnung für eine Person anzeigt.
Finger – sie sind die Grenzstationen unserer Seele. Sie können abstoßen oder festhalten, schlagen oder streicheln, quälen oder heilen. Jesus Christus selbst hat sich als der Finger Gottes zu verstehen gegeben, wenn er Menschen geheilt und aufgerichtet, sie zärtlich be-rührt oder in den Arm genommen hat. Finger Gottes. Das ist ein schönes Bild. Ein Bild das oft kopiert und auch zitiert wurde – zumindest von den Menschen, die Michelangelos Bild von der Erschaffung Adam’s in der Sixtinischen Kapelle schon mal gesehen haben. Der Finger Gottes, der heilt, schafft und berührt. Dieser Gedanke hat sogar Steven Spielberg dazu angestachelt, seinem Außerirdischen E.T. einen leuchtenden Heilungsfinger zu ge-ben.
Heilung – wie sehr wünschen sich die Menschen, die an der Seele wund sind, Worte, Gesten, Blicke, die ihnen wohl tun. Wie sehr wünschen sie sich Hände und Finger, die wie Balsam für ihre Seele sind. Wie verzweifelt wünschen sich Menschen, frei zu werden von ihren körperlichen Schmerzen und von ihren Einschränkungen; sie wünschen sich Heil-mittel, Therapien, die ihnen wenigstens ein bisschen Linderung, ein bisschen Änderung und Erleichterung ihrer Situation bringen. Ja – diese Menschen wünschen sich eigentlich nichts sehnlicher als den Finger Gottes, der sie berührt, der sie anfasst, heilt und gesund macht.
Jesus von Nazareth, der Finger Gottes, lebte vor 2000 Jahren. So wie damals – leibhaftig und ganz persönlich – kann er Menschen heute nicht mehr begegnen. Aber seine heilsame Botschaft, die ist auch heute noch immer sehr lebendig. Und diese Botschaft, die möchte Ihnen und mir immer wieder so viel an Fingerspitzengefühl schenken, dass wir die Nöte und Sorgen der anderen erkennen und spüren. So oder ähnlich können auch heute Wunder beginnen – weil Gott sich auch heute immer wieder Menschen erwählt, die in dieser Zeit zum heilenden Finger Gottes für andere werden.
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Erstellt am: 26.02.2012 04:31 Uhr