Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch’ ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Heute Abend brennen sie wieder, die riesigen Holzaufschichtungen in den Barancos, die am Vorabend des Geburtsfestes von Johannes dem Täufer, allüberall auf den Kanaren entzündet werden. Dia de San Juan – ein Volksfest – weniger wegen des religiösen Gedenktages, sondern mehr Sommerfest, welches den längsten Tag des Jahres würdigen will.
Trotzdem möchte ich Ihnen heute den religiösen Inhalt des morgigen Festes in Erinnerung rufen. Johannes der Täufer war ja einer, der den Mund aufgemacht hat; nicht nur den eigenen. Um das besser zu verstehen, muss ich ein klein wenig weiter ausholen. Die Geburt des Johannes hat ja eine Vorgeschichte. Zacharias hatte als Priester gerade Dienst im Tempel, als ihm ein Engel erschien und ihm die Geburt seines Sohnes ankündigte. Bislang waren er und seine Frau Elisabeth kinderlos geblieben und jetzt in einem Alter, in dem man nicht mehr an eigene Kinder dachte. Deshalb konnte Zacharias dieser Botschaft auch nichts abgewinnen. Nur: Der Engel strafte ihn wegen seines Unglaubens mit Stummheit. Und so konnte Zacharias fortan nicht mehr reden. Elisabeth wurde tatsächlich schwanger und nachdem das Kind auf der Welt war, ging es – wie das damals Brauch war – 8 Tage nach der Geburt um die Namensgebung des Kindes. Elisabeth besteht auf den Namen Johannes, der bislang in der Familie nicht vorkommt. Die Leute sind erstaunt darüber, aber Zacharias bestätigt die Entscheidung schriftlich.
Johannes – dieser Name ist ein Programm. Er heißt: Gott ist gnädig. Und dieses gnädig sein erfährt Zacharias als erster. Denn als er den Namen aufgeschrieben hat, da löste sich seine Zunge und er konnte wieder reden. So machte also Johannes den Mund auf: Zumindest zum ersten Mal nicht seinen eigenen. Dreißig Jahre später dagegen predigt er wortgewaltig am Ufer des Jordan, ruft die Menschen zur Umkehr und lädt sie ein, sich als Zeichen dieser Umkehr taufen zu lassen. Was Johannes da sagt, hat Gewicht. Er macht den Mund auch dann auf, wenn es politisch klüger wäre, zu schweigen. Er mischt sich ein, weil es ihm um die Wahrheit und die Gerechtigkeit geht. Die Umkehr, die er predigt, betrifft alle, auch die Herrschenden – und deshalb kostet ihn diese Botschaft letztlich auch seinen Kopf.
Johannes der Täufer im Jahre 2013? Er lehrt mich, den Mund dort aufzumachen, wo es gilt, für die Wahrheit der frohen Botschaft Jesu einzutreten; den Mund aufzumachen, wenn es gilt, wider den Zeitgeist zu stehen und Dinge, die nicht ok sind, einfach auch konkret beim Namen zu nennen. Er kann mir in Erinnerung rufen, dass es nicht nur darum geht, Umkehr zu predigen, sondern sie auch zu praktizieren. Und er kann mir zeigen, was es heißt sich kleiner zu machen und mal hinter einem anderen zurückzustehen.
Johannes macht den Mund auf – ob gelegen oder ungelegen. Bei aller Festesfreude sollten wir diese Botschaft nicht überhören, sondern sie bedenken, ernst nehmen und praktizieren.
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Erstellt am: 23.06.2013 08:44 Uhr