Andrea Bolz, Gemd. – Ref. Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Fünfzehn Minuten können eine Welt verändern.“ Mit diesem Satz wirbt ein deutscher Radiosender um Zuhörer. Im Viertelstundentakt gibt es dort das Neueste aus aller Welt, zu allen denkbaren Themen. Ich lebe in einer Informationsgesellschaft, und da ich, wie so viele andere auch, mit dem Internet verbunden bin, bin ich immer nur einen Klick weit entfernt von der nächsten Information. Das Tempo, mit dem ich Bilder, Eindrücke und Worte auf mich einströmen lassen kann, ist manchmal atemberaubend. Außerdem hält auch mein ganz normales Leben eine Menge an Erfahrungen und Erlebnissen bereit – samt den dazugehörigen Gefühlen. Manchmal kann man es da schon mit der Angst zu tun kriegen, von all diesen Informationen buchstäblich überflutet oder überrollt zu werden. Also – was dagegen tun, oder einfach auf Durchzug schalten? Und all das können wir uns dann wieder von Psychologen bestätigen lassen, die sagen, dass wir letztlich nur einen Bruchteil bewusst wahrnehmen von dem, was wir hören und sehen. Um im gleichen Atemzug dazu zu fügen, dass wir viel mehr verinnerlichen, als nur das, was wir bewusst wahrnehmen und all das müssen wir dann mit uns herumtragen.
Es wird erzählt, dass eine Trägerkolonne in tagelangen Fußmärschen durch das Innere Afrikas ging. Der Forscher hatte sehr schweres Gepäck, aber die Männer zeigten keine Spur von Müdigkeit. Jeden Abend erreichten sie das sich gesteckte Ziel. Eines Morgens aber waren die Träger nicht mehr zum Weitergehen zu bewegen. „Wir sind Tage hindurch gelaufen, aber unsere Seelen kamen nicht mit. Wir warten jetzt, bis sie uns eingeholt haben.“
Wir sind also in der Lage, jahrelang Bilder, Erfahrungen und Erlebnisse in uns aufzunehmen ohne sichtbar zu ermüden. Wir können powern ohne Ende. Aber es ist eine Illusion zu glauben, dass all das ohne Wirkung bliebe. Heute ist Sonntag – eine gute Möglichkeit, sich von der Weisheit der afrikanischen Träger inspirieren zu lassen. Halten wir inne und geben wir unserer Seele die Chance, uns wieder einzuholen. Ich glaube, nach einer Woche voller Bilder und Eindrücke, voller Sorge um dieses oder jenes oder auch voller Freude über schöne Erlebnisse gibt es nichts Wertvolleres und Lohnenswerteres.
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Erstellt am: 16.06.2013 09:22 Uhr