Zündfunke, Sonntag 10.03.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntag, verehrte Schwestern und Brüder.

Die ganze Woche über habe ich sie mit Begebenheiten aus dem Pontifikat Benedikt XVI. vertraut gemacht bzw. mit dem, was jetzt in diesen Tagen in Rom passiert. Am heutigen Sonntag möchte ich Ihnen den Ort ein wenig näherbringen, an dem der „Papa emeritus“ seinen Lebensabend verbringen wird, dem Kloster „Mater Ecclesiae“, „Mutter der Kirche“ innerhalb der vatikanischen Mauern.

Dieses künftige Domizil von Benedikt XVI. wird von Grund auf saniert. Über Einzelheiten hüllt sich der Vatikan in Schweigen. Aber er wird seine Wahl überlegt getroffen haben und er kennt seinen Alterssitz von mehreren Besuchen. Im Jahr seiner Papstwahl 2005, dann noch einmal 2006 und 2009 feierte er in der angrenzenden Kapelle, einem modernen, farblich angepassten Ziegelbau mit weißen Travertinbändern, eine Messe mit den Ordensfrauen, die hier in strenger Klausur lebten.
Sie kamen dem Wunsch von Johannes Paul II. nach, mitten im Vatikan ein „Zentrum der Stille, der Buße und des Gebetes“ zu führen. „Mutter der Kirche“ lautete der programmatische Name des 1994 eingeweihten Komplexes. Die Präsenz der Schwesterngemeinschaften unterschiedlicher Nationen und Orden, die sich alle paar Jahre ablösten, sollten deutlich machen, dass auch in der Verwaltungszentrale Vatikan die Hinwendung zu Gott im Mittelpunkt stehen müsse. Diese Aufgabe wird jetzt Chefsache. Benedikt XVI. wiederholte es bei seinen Abschiedsansprachen der vergangenen Tage, dass er sich als Hirte zurückzieht, aber seine Herde im Gebet begleiten will.
Sinnfällig liegt seine Einsiedelei nächst der Petrussäule, die den geografischen Mittelpunkt des Vatikan markiert. Auch einen Garten hat das Kloster. Bei aller Selbstgenügsamkeit – die Lage der Eremitage ist exklusiv: Von der Dachterrasse geht der Blick zum Pincio-Hügel mit der Villa Medici und Santa Trinita dei Monti bei der Spanischen Treppe. In
der Ferne schimmern die Schneehöhen der Tiburtinischen und Prenestinischen Berge. Es ist ein Ort, der in der Stille liegt und doch Weite atmet. Er wäre wie geschaffen für die feinsinnigen Theologenmönche der frühen Kirchengeschichte, Basilius den Großen oder Gregor von Nazianz, die Askese mit Stil zu leben wussten. Benedikt XVI. ist ihr Geistesverwandter.
Zwei Monate will Benedikt XVI. sich zunächst am päpstlichen Sommersitz in Castel Gandolfo aufhalten. Weder der Wahl seines Nachfolgers noch dessen Amtsantritt wird er nach Aussage von Vatikansprecher Federico Lombardi beiwohnen. Dabei bräuchte er, wenn er schon in seinem Kloster wäre, nur am Fenster zu sitzen, um hinter den Palmen weißen Rauch von der Sixtinischen Kapelle aufsteigen zu sehen. Wenn es denn diesen bald gäbe.

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Erstellt am: 10.03.2013 17:22 Uhr

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