Zündfunke, Sonntag 06.05.12

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer,
Wie lässt sich das Leid in dieser Welt mit einem Gott der Liebe vereinbaren?
Wie kann man angesichts des Leidens an einen Gott glauben, den uns Jesus als Liebe bezeugt hat?
Solche und ähnliche Fragen sind mir als Pfarrer immer wieder gestellt worden.

Ich will versuchen, in Kürze darauf eine  Antwort zu geben.
Ich beginne mit meiner Vorstellung von Gott.
Für mich ist Gott eine transzendente Größe, die nicht mit unseren gewohnten  Kategorien von Raum und Zeit zu begreifen ist.
Wie Gott mit dem Leiden zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen.
Ich weiß auch nicht, warum ein Leben so und nicht anders verläuft. Warum manche zu früh sterben, andere wiederum, die sich nach Erlösung sehen, so lange dahinsiechen müssen.
Auch wenn ich auf solche Fragen keine befriedigende Antwort habe, so vertraue ich darauf, dass Gott auch im tiefsten Dunkel bei uns ist.
Im 23. Psalm, den ich an Krankenbetten des öfteren gebetet habe, wird Gott als Hirte bezeugt, der uns in hellen und in dunklen Zeiten nahe ist. In der Mitte des Psalms heißt es: „Und ob ich schon wanderte im dunklen Tal, im Tal der Todesschatten, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“
Nach dem Königsberger Philosophen der Aufklärung, Immanuel Kant, sind die vier wichtigsten Worte des 23.Psalm: „Du bist bei mir“! Auf diese Nähe, die uns geschenkt wird, können wir vertrauen in hellen und in dunklen Zeiten.
Eine Patientin, die mir in der Rehabilitation einmal begegnet ist und die mit der Amputation ihrer beiden Beine leben musste, hat dieses Vertrauen in einer Strophe so ausgedrückt:
„Es kann im Leben eines Gotteskindes so dunkel werden, dass es den Heiland nicht mehr sieht. Aber es kann niemals so dunkel werden, dass der Heiland durch die dunkelste Wolke sein Kind nicht mehr sieht.“
Ich wünsche mir und Ihnen, dass wir auch in schweren Zeiten an Gott festhalten und uns seiner Nähe öffnen, an die wir uns halten können und die uns hält.

Helmut Müller, Pfarrer der evangelischen Kirche Teneriffa Nord

Infos unter:

Erstellt am: 06.05.2012 06:12 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert