Zündfunke, Sonntag 04.11.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!

„Wissen Sie Herr Bolz, ich bin nicht so der kirchliche Typ“; Sie glauben ja gar nicht, wie oft ich das schon zu Hören bekommen habe. Das erste Mal ist mir dieser Satz vor vielen, vielen Jahren begegnet. Da stand ich abends beim Karneval an der Bar in unserer Festhalle und kam mit einem anderen Thekengast ins Gespräch. Als der hörte, was ich studiere und beruflich machen will, da erzählte er mir von seiner Oma.
Die sei auch so ein unheimlich gläubiger Typ gewesen, und die war immer so gut drauf. „Um so gut gelaunt zu sein wie sie“, meinte er, „da brauch ich mindestens drei Bier dazu! Aber Glaube, das ist nicht meins.“
Ist Glaube wirklich eine Typsache? Ist die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen ausschlaggebend dafür, dass der eine mit Gott, Jesus und der Kirche etwas anfangen kann und der andere nicht? Wenn ich in die Bibel oder die Kirchengeschichte schaue, dann finde ich da auch ganz unterschiedliche Typen. Ein Franziskus, der das Leben in Saus und Braus irgendwann satt hatte und den wahren Sinn des Lebens gesucht hat. Oder ein Martin Luther, der zwar das Leben durchaus in vollen Zügen genießen konnte, aber bei dem es auch immer wieder Phasen der Traurigkeit und der Depression gab. Anders dagegen der Apostel Paulus. Ein extrovertierter Macher, der pausenlos zum missionieren unterwegs war. Er sagt allen, ob sie sie wissen oder nicht wissen wollen, seine Meinung. Oder denken wir an den Apostel Petrus; ein geborener Anführer, der immer wusste, was zu tun war und der immer die erste Geige spielen wollte und musste. Neben ihm hatte es jemand wie Thomas, ein eher zweifelnder und zögernder Jünger, sicher nicht einfach. Und denken wir an einen Typ wie Matthias Claudius, vor allem den evangelischen Christen ein Begriff, der Dichter, Familienmensch und meistens gut gelaunt, aber auch sehr arbeitsscheu war.
Wenn ich mir das alles so anschaue, dann kommen mir starke Zweifel, ob der Glaube tatsächlich von der Persönlichkeit eines Menschen abhängt. Ich denke vielmehr, man findet die unterschiedlichen Charaktere und Typen bei Christen und Nicht-Christen.
Der Apostel Paulus hat die christliche Gemeinde mal mit einem menschlichen Körper verglichen. So wie der aus ganz unterschiedlichen Körperteilen besteht, so gibt es eben auch in einer Gemeinde ganz unterschiedliche Menschen. Das aber, was alle miteinander verbindet, das ist die Beziehung zu Jesus Christus. Und die ist unabhängig vom Typ. Denn diese Beziehung ist eine Liebesbeziehung. Und Liebe und Anerkennung braucht jeder Mensch. Jesus Christus ist da nicht wählerisch. Er kann mit mir etwas anfangen, auch wenn ich mit ihm nichts anfangen kann. Zu ihm dürfen alle kommen: Alte und Junge, Fröhliche und Traurige, Faule und Fleißige, Omas und Karnevalsnarren, Diakone und auch die, die nicht so der kirchliche Typ sind.

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Erstellt am: 04.11.2012 20:03 Uhr

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