Zündfunke, Samstag 28.04.12

Guten Morgen!
In der katholischen Kirche beschäftigt uns schon seit ein paar Jahren die Frage: Was tun mit Kirchengebäuden, die künftig nicht mehr als Kirche genutzt werden? Da ist die Gemeinde zu klein geworden, die Unterhaltungskosten sind zu hoch oder die anstehende Renovation zu kostspielig.
In einigen Diözesen Deutschlands werden deshalb schon seit geraumer Zeit die ersten Kirchen profaniert; so nennt man diese Umwandlung von einem sakralen Kirchengebäude in einen anderen Raum – z.B. ein Café, einen Theater- oder Musiksaal oder auch eine große Lagerhalle. Aber nicht nur die Finanznot der Kirche macht solche Profanierungen notwendig; es stellt sich für mich auch ernsthaft die Frage: Wozu noch große und teure Kirchen, wenn die erschreckende Ahnungslosigkeit in Sachen Christentum weiter um sich greift: Fast 20% der 20-30jährigen in Deutschland meinten bei einer der letzten Meinungsumfragen, dass man an Ostern die Geburt Jesu gefeiert habe und immerhin 3% dieser Altersgruppe vermuteten, dass Ostern das Gedenkfest an seine Hochzeit sei. Also wozu große und teure Kirchen erhalten?
1962 wurde mit Elektrenai in Litauen die erste atheistische Stadt gegründet. Obwohl von den Bewohnern mehr als 12000 katholisch waren, durfte es im ganzen Stadtgebiet keine Kirche geben. Erst 1990 konnte die St. Mariengemeinde eine Werkhalle anmieten und dort ihren Gottesdienst feiern. Noch ein bisschen später, haben sie dann mit Hilfe der deutschen Katholiken eine eigene Kirche gebaut. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass wir im vereinten Europa nicht nur politisch voneinander profitieren können – sondern vielleicht auch im Glauben. Wir könnten z.B. die selbstverständliche Freude am Glauben entdecken, die Christen in einer betont gottlosen Gesellschaft anscheinend nie verloren haben. Wir könnten von diesem christlichen Selbstbewusstsein der Menschen in den ehemaligen Ostblockländern lernen, die ihren Glauben gelebt und an ihm festgehalten haben, obwohl ihnen dadurch immer wieder Unannehmlichkeiten im Alltag entstanden sind. Ein solches Selbst- und auch Sendungsbewusstsein könnte doch den Glauben auch wieder interessant machen, z.B. für Noch-Nicht oder Nicht-Mehr Christen. Und wenn dann Christen aus Ost und West ihren gemeinsamen Glauben in das gewachsene neue Europa einbringen, z.B. als Brücke zwischen Ost und West, dann werden wir auch einem Grundauftrag unseres Christentums gerecht, nämlich immer alle Menschen im Blick zu haben. Als Christen sind wir eine große Familie, ganz egal, wo wir leben. Und obwohl wir im vereinten Europa verschiedene Sprachen sprechen, ganz unterschiedliche gesellschaftliche Entwicklungen hinter uns haben und uns in vielem noch sehr schwer tun, so können wir aber aus unserem Glauben doch sagen: Wir haben eine gemeinsame Zukunft, weil Gott sie mit uns lebt.

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Erstellt am: 28.04.2012 09:34 Uhr

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