Andrea Bolz, deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Die meisten von uns versuchen ihr Lebensumfeld mit Pflanzen zu verschönern. Aber Pflanzen sind mehr als bloße Dekoration. Jeder, der Pflanzen liebt, einen Garten pflegt oder die Natur bewusst wahrnimmt, der weiß: Pflanzen sind Lebewesen, die auf unsere Sinne Einfluss ausüben. Sie lassen uns entspannen, laden ein zur Meditation, inspirieren mit ihren Farben und Formen zur Kreativität. Pflanzen schenken Freude, vermitteln Wohlbefinden, bieten Luft zum Atmen, wirken positiv auf Körper, Geist und Seele. Einige betören uns gar mit ihrem Duft. Diese Wertschätzung für Pflanzen und Blumen hat eine lange Geschichte. Etwa bei der Lilie. Sie ist eine der ältesten in der Bibel genannten Blumen. Und sie war schon immer sehr geschätzt. Ihr Motiv schmückte den Tempel Salomos: Und im schönsten Liebeslied der Bibel besingt der Verliebte seine Angebetete: „Wie die Lilie unter den Disteln, so meine Freundin unter den Mädchen.“ (Hohelied 2,2) Und wenn sogar der sonst eher nüchterne Evangelist Matthäus vor übertriebenen Sorgen warnt, bringt er es in dieses Bild: „Lernt von den Lilien auf dem Feld: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.“ (6,28-29)
In allen Hochkulturen des Vorderen Orients galt die Weiße Lilie als Symbol der Schönheit und man schätzte sie wegen ihres betörenden Duftes; ja sie trug göttliche Züge. Wandreliefs, bereits mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt entstanden, geben Zeugnis davon.
Das Mittelalter stand dem keineswegs nach. Abt Walahfrid Strabo kultivierte im 9. Jahrhundert die Weiße Lilie in seinem Klostergärtlein auf der Insel Reichenau. Er bedichtete ihre Schönheit und pries ihre geschätzte Heilkraft. („Hortulus“)
Die Kirche schließlich kürte die Weiße Lilie zum Sinnbild für himmlische Reinheit. Auf Marienbildern von Leonardo da Vinci und Tizian, von Grünewald, Dürer und vielen anderen ist fast immer die Weiße Lilie zu sehen. So erhielt sie ihren Ehrennamen „Madonnenlilie“ – bis heute.
(nach einer Idee von: Pfarrer Michael Broch, Leonberg, Katholische Kirche)
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Erstellt am: 27.10.2012 17:48 Uhr
