Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Tag, liebe Schwestern und Brueder!
Es scheint ein menschliches Bedürfnis zu sein, anderen das mitzuteilen, was einem selber wichtig erscheint. Das mag eine gute Sache sein, wenn damit nicht eine große Gefahr verbunden wäre: Wir Menschen neigen nämlich dazu, anderen die eigene Meinung aufzuzwingen, die eigene Glaubensüberzeugung aufzudrängen, andere überreden und missionieren zu wollen. Gott hat man versucht, mit Dogmen und Bekenntnissen in den Griff zu bekommen: Dabei wurde im Laufe der Zeit – und natürlich unter Berufung auf Gott – den Menschen viel Moral verordnet. Dadurch wurde die Freude an Gott geradezu erstickt. Das geschah und geschieht bisweilen mit psychischer, geistlicher und physischer Gewalt. Und das ist ganz und gar nicht gut. Wer dies tut, nimmt sich und seine Meinung zu wichtig und den anderen in seiner Freiheit nicht ernst.
Ich kann jemanden teilhaben lassen an meinen Überlegungen, an meinen Glaubenserfahrungen, an meinen Zweifeln und Hoffnungen – sollte dies aber diskret und mit Respekt vor dem anderen tun. Vielleicht regt genau das mein Gegenüber zum eigenen Nachdenken an.
Und ich sollte mir auch eingestehen: Nichts auf dieser Welt ist eindeutig, alles hat seine zwei und noch mehr Seiten. Und in dem Bemühen, Gott zu erkennen, gibt es eine Fülle an Zugängen und Deutungen. Und all diese Deutungen sind zeitabhängig, kulturabhängig, abhängig von den jeweiligen geistreichen aber auch geistlosen Einfällen der Menschen und deshalb Veränderungen unterworfen. Was wir hervor bringen, ist immer begrenzt, anfällig, kurzatmig.
Von Jesus wird uns berichtet, dass er die Leute begeistern und ihnen neue Lebens-perspektiven eröffnen konnte. Und er tut das mit Phantasie und Liebe: er befiehlt nicht, sondern lädt ein; er überfordert nicht, sondern ist behilflich; er drängt sich nicht auf, sondern fühlt mit; er moralisiert nicht, sondern ermutigt. Vor allem war das, was er sagte, abgedeckt durch das, was er tat. So brachte Jesus bei seinen Hörern eine Saite zum Klingen, die zu heilen, zu trösten, aufzurichten und zum Nachdenken anzuregen vermochte.
Eine frühkirchliche Empfehlung lautet ganz im Sinne Jesu: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig!“ (1 Petrus 3,15-16)
(Michael Broch)
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Erstellt am: 18.02.2012 17:03 Uhr