Zündfunke, Samstag 11.08.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Vor einiger Zeit hat mich, liebe Schwestern und Brüder, ein Text ganz eigenartig berührt und deshalb möchte ich ihn heute mal an Sie weitergeben bzw. mit Ihnen ein wenig darüber nachsinnen. Da heißt es: „Könnte ich mein Leben noch einmal von vorn beginnen, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde alberner sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige Dinge ernst nehmen. Ich würde entschieden verrückter sein und weniger reinlich. Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopfe packen und öfters auf Reisen gehen. Ich würde mehr Berge ersteigen, mehr Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken lassen. Ich würde mehr Schuhsohlen durchlaufen, mehr Eis und weniger Bohnen essen. Ich würde mehr echte Probleme und weniger eingebildete Nöte haben. Wie Sie bemerkt haben werden, bin ich eine von denen, die vorsorglich, vernünftig und gesund leben, Stunde für Stunde, Tag für Tag. Nun, ich habe meine verrückten Augenblicke, aber wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte, würde ich mehr verrückte Augenblicke haben – genau gesagt: Augenblicke, einen nach dem anderen, und nichts mehr von Plänen zehn Jahre voraus. Wissen Sie, ich bin eine von denen, die für alle Fälle Thermometer, Wärmflasche, Gurgelwasser, Regenmantel und Fallschirm bei sich haben. Hätte ich ein zweites Leben, ich würde sie zu Hause lassen. Könnte ich mein Leben noch einmal von vorne beginnen, ich würde in aller Herrgottsfrühe barfuss in den Frühlingsmorgen laufen uns als letzte sagen: Jetzt ist der Herbst dahin. Ich würde mehr Hockey spielen und vom Karussell würde mich keiner mehr so schnell herunterbringen.“
Soweit dieser eigenwillige Text, denn ich zunächst einfach herrlich unbeschwert geschrieben fand. Aber dann – dann stimmte er mich doch sehr nachdenklich und traurig. Denn dieses zweite Mal gibt es nicht und wird es nie geben. Ich merke doch, wie oft auch mir dieses „ach, wenn ich das doch so gemacht hätte…“, „ja, man sollte eigentlich…“ und ähnliche Sätze durch den Kopf und auch durchs Herz gehen. Aber das kann es nicht sein und nur zurückschauen auch nicht. So lässt mich dieser Text eigentlich darüber nachdenken, was für mich Leben bedeutet! Was macht denn für mich Leben aus? Wo spüre ich denn etwas von der Zusage Jesu: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben? Wie kann ich dazu beitragen, dass es erfülltes und nicht nur abgehaktes oder dahin geplätschertes Leben ist? Was vorbei ist, ist vorbei! Aber für die Zeit, die mir noch bleibt, ganz gleich wie alt ich bin, ist heute ein neuer Tag. Heute gilt es, heute habe ich wieder eine neue Chance etwas von dem, was für mich Leben ausmacht, eben nicht nur zu erträumen, sondern in die Tat umzusetzen.

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Erstellt am: 11.08.2012 12:28 Uhr

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