Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Wochenanfang, liebe Schwestern und Brüder!
Ist Ihnen ein solches Gefühl auch vertraut, dass Sie sich in manchen Situationen einfach hilflos vorkommen? Z.B., wenn Sie einem Menschen begegnen, der schwer krank ist oder vielleicht sogar im Sterben liegt; oder jemandem, der einen lieben Menschen verloren hat. Viele Menschen fühlen sich in solchen Situationen oder bei solchen Begegnungen einfach überfordert. Sie meinen, sie müssten irgendetwas Besonderes tun oder sagen, weil es ja schließlich auch eine ungewöhnliche Situation ist. Da taucht dann die Frage auf: Was kann ich schon machen? Meine Worte werden die Trauer meines Gegenübers nicht in Freude verwandeln und gesund machen kann ich Kranke auch nicht.
Und trotzdem kann man etwas tun. Neulich kam ich mit jemandem ins Gespräch über genau dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Und da sagte mir die Frau: „Helfen kann man doch immer – durch Zuwendung.“ Und ich glaube, genau das ist es. Ich kann einfach da sein, und das ist doch schon sehr viel. Denn wie viele andere halten solche Situationen angesichts eines Gefühls von Hilflosigkeit und sagen wir durchaus auch Angst überhaupt nicht aus. Sie fliehen, und so bleiben Trauernde und Kranke oft nur allein auf sich gestellt.
„Wenn alle anderen raus rennen, gehen wir rein“, heißt ein Spruch bei der Feuerwehr. Gemeint ist nichts anderes als das brennende Haus. So möchte ich Ihnen Mut machen, so etwas wie eine Feuerwehr zu sein: nämlich Menschen, die Situationen ganz bewusst angehen, um die andere einen großen Bogen machen. Das kostet Überwindung, keine Frage. Aber wir können helfen, in dem wir einfach da sind und Zeit haben. Nicht viel reden, sondern zuhören. Nicht die Not klein reden oder gute Ratschläge parat haben. Vielleicht einfach auch still sein. Es geht darum, die schwierige Situation mit dem Kranken oder Trauernden einfach auszuhalten und ihm zu zeigen: Du bist nicht allein. Wenn der andere möchte, kann man die Gefühle auch in ein Gebet bringen. Und wo man das aus dem Stehgreif nicht schafft, da kann es vielleicht auch ein Psalm sein – wie der Psalm 23 oder das Vater unser. Und: Menschen, die sich Kranken, Sterbenden und Trauernden zuwenden, erleben das oft als Bereicherung für ihr eigenes Leben.
Wie sagte mal ein Hospizmitarbeiter zu mir: „Ich mache Erfahrungen, die mich zwar ab und an viel Kraft kosten; aber ich bekomme auch so viel Kraft dabei geschenkt.“
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Erstellt am: 29.10.2012 20:11 Uhr
