Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Wer bin ich eigentlich? Stell ich mir diese Frage selber oder wissen es diejenigen, die mich kennen? Oder gibt es auf diese Frage gar viele oder vielleicht auch gar keine Antworten? Ich frage mich oft, stimmt das Bild, das meine Freunde, meine Umgebung von mir haben? Wer kennt mich am besten – oder am allerwenigsten? Bin ich wirklich so, wie meine Umgebung mich wahrnimmt? Lebe ich, um zu arbeiten oder arbeite ich nur, um zu leben? Lebe ich wirklich oder fliehe ich nur ständig vor irgendetwas – vielleicht gar vor mir selbst?
Um all diese Fragen klären zu können, muss ich mich still zurückziehen, um wirklich bei mir sein zu können und um auf mich zu hören. Was kann ich da wahrnehmen? Höre ich da nicht auch dieselben Stimmen, die ich draußen höre? Tauchen da auch die gleichen Bilder wieder in mir auf, die andere von mir haben? So ziehe ich mich also still zurück und erschrecke wieder über mich, wenn ich merke, dass es gar nicht so einfach ist, mich selbst zu erkennen. Ich möchte wissen, spüren wer ich bin, aber ich möchte mich nicht von anderen bestimmen lassen. Ich möchte so sein können, wie ich nun einmal bin. Und das ist auch nicht jeden Tag gleich. Ich kann einmal so und ein anderes Mal wieder total anders sein. Aber genau das bin ich, und so möchte ich sein. Ich möchte mich nicht verbiegen, nur damit meine Umgebung eine ungeteilte Meinung von mir und über mich hat. Bei all der schwierigen Suche nach mir selber erfahre und spüre ich aber in mir die Erkenntnis, dass ich Gottes Ebenbild sein darf. Und zwar froh gelaunt und traurig, kratzbürstig und liebevoll, angestrengt bei der Arbeit und losgelöst in meiner freien Zeit. Ich bin sein Ebenbild, sein Gegenüber. Er liebt mich immer, selbst dann, wenn ich mich einmal wieder selbst nicht ausstehen kann. Ich bin ich – weil ich in jeder Situation und in jeder Lebensphase von ihm geliebt werde, so wie ich eben bin. Ein Gebet von Dietrich Bonhoeffer drückt das folgendermaßen aus:
In mir ist es finster, aber bei Dir ist das Licht;
ich bin einsam, aber Du verlässt mich nicht;
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist die Hilfe;
ich bin unruhig, aber bei Dir ist der Friede;
in mir ist Bitterkeit, aber bei Dir ist die Geduld;
ich verstehe Deine Wege nicht; aber Du weißt den Weg für mich.
Infos unter:
Erstellt am: 29.04.2013 13:42 Uhr