Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen und Ihnen allen eine wunderschöne Woche, liebe Schwestern und Brüder!
Glauben Sie wirklich, dass Menschen deshalb arbeiten, weil sie Geld verdienen wollen? Oder arbeiten sie deshalb, weil sie an sich faul sind und einen gewissen Druck brauchen, um überhaupt etwas zu tun und in die Gänge zu kommen? Müssen Menschen ständig kontrolliert und je nach Lage mit Lob, Belohnungen, Drohungen oder auch Strafe motiviert werden?
Oder sind Sie eher der Meinung, dass Ihre Mitarbeiter oder auch Arbeitskollegen in ihrer Arbeit einen Sinn suchen, sich entwickeln und weiterentwickeln wollen? Je nachdem, welche Einstellung wir zu den gegeben Fragen haben, heißt das: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ oder aber „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.“ Nun weiß ich auch, dass niemand nur so oder so über seine Mitmenschen denkt. Aber ich glaube eben auch, dass es nicht unwesentlich ist, wie wir uns gegenseitig sehen. Denn das hat Einfluss auf unseren Umgang miteinander: Eltern und Kinder, Lehrer und Schüler, Vorgesetzte und Mitarbeiter. Herrscht z.B. Misstrauen vor, dann braucht es ständig Anreizsysteme, Motivierungstechniken und im schlechteren Fall Drohungen und Bestrafungen nach dem Motto: „Wenn Du tust, was ich sage, bekommst Du dies oder jenes oder eben auch nicht.“ Solche Sätze versuchen Zwang auszuüben; das mag zwar kurzfristig durchaus gelingen, aber langfristig erzeugt es Angst und Misstrauen. Anreizsysteme scheinen moralisch unbedenklich zu sein. Sie wollen ja schließlich Menschen dazu bringen, eine gewünschte Handlung zu vollziehen. Wer solche Verführungen gewohnt ist, der braucht aber immer auch eine Belohnung: das Stück Schokolade, die 10 € für eine gute Note in der Klausur, die zu erwartende Prämie oder den Gehaltsbonus am Jahresende.
Ich dagegen finde es besser Vertrauen aufzubauen: Wie finde ich heraus, was der andere gerne und deshalb auch gut macht? Was kann ich tun oder auch lassen, um die Arbeitsfreude des anderen aufzubauen? Wie kann ich ihn am besten in Entscheidungen miteinbeziehen? Gibt es gemeinsame Ziele, für die es sich lohnt sich einzusetzen? Ein hoch engagierter Mitarbeiter sagte mir mal: „Ich fühle mich akzeptiert, ich genieße das Vertrauen von meinem Vorgesetzten und spüre die volle Unterstützung durch die Firma – deshalb macht mir meine Arbeit auch so viel Freuden.“ Die gerechte Bezahlung ist wichtig, aber sie wird dann zur Nebensache. Denn wie sagte – und sie befinden sich mit mir jetzt keinesfalls in der Lindenstrasse – Konfuzius: „Wer führen will, darf denen, die er führt, nicht im Wege stehen.“ In diesem Sinne – probieren Sie es doch mal aus – vielleicht gleich diese Woche!
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Erstellt am: 16.07.2012 19:52 Uhr
