Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Start in diese neue Woche, wünsche ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Religion gut, Kopfrechnen schwach. Ein Spruch, der mir seit meiner Schulzeit vertraut ist, aber Gott-sei-Dank nicht auf meine Kompetenz im Umgang mit Zahlen zutrifft. Und die biblischen Zahlenspiele, die mag ich sowieso ganz besonders.
Zum Beispiel die Geschichte, vom maximalen Verzeihen. Da geht es darum, wie oft man einander vergeben soll. Jesus wird das von den Leuten gefragt: „Sag mal, wie oft muss man eigentlich vergeben? Wann ist es genug? Was ist sozusagen das Höchstmaß an Toleranz und Nachsicht. Und ab wann ist dann das Fass übergelaufen?“ Und um die Sache erst gar nicht zu einfach zu machen, bieten die Fragesteller schon mal als Mindesteinsatz eine schöne Zahl an. Sie sagen: Reicht es 7mal? Sieben auf einen Streich, sieben Tage, sieben Brücken, sieben Zwerge, sieben Berge, – die 7 ist eine ganz starke Zahl, märchenhaft und mythenschwer. 7mal verzeihen – das ist nicht wenig, das ist sogar sehr viel, fast vollkommen, mehr als man erwarten kann.
„Also Jesus, ist es nicht enorm, wenn wir es 7mal grade sein lassen und vergeben und verzeihen. Was meinst du, wäre das nicht schon eine Maxi-Version von gutem Willen und echter Toleranz?“ Und da nimmt sich Jesus diese Neunmalklugen zur Brust und kontert dermaßen stark, dass einem die Siebener nur noch so um die Ohren fliegen. Nicht 7mal, sagt er, sondern 7mal 70mal – also immer noch und immer mehr und eigentlich unendlich viel sollt ihr einander vergeben, von vorne anfangen und es noch mal probieren. Hört auf, einander vorzurechnen und nachzutragen, was ihr wann großmütig schon hingenommen und ertragen habt. Rechnet euch nicht ständig aus, wer von wem, wie viel gut hat und wo noch eine Rechnung zu begleichen ist. Rechnet nicht ab miteinander, sondern rechnet euch gegenseitig hoch an, dass es 7mal 70mal wert ist, einander mit Verständnis und Respekt zu begegnen. Stellt einander kein Ultimatum und gebt einander immer noch eine Chance mehr. Nicht willenlos, nicht unterwürfig, nicht dem Schicksal ergeben, aber mit der starken Schwäche für Veränderung von Festgefahrenem. Dass wir womöglich doch auch noch anders können im Umgang miteinander. Das rechnet sich nämlich am Ende. Da kommt womöglich ein gutes Ergebnis raus. Das lässt sich in Zahlen gar nicht mehr fassen.
Das ist unzählige Male schon bewiesen. Das endet schließlich immer im Plus. Da gibt es keine Verlierer, da gewinnen alle was. Heimzahlen ist vorbei. Vor allem sich selbst. 7mal 70mal aufeinander zählen können, das ist im Kommen. Ich finde diesen Zahltag super!
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Erstellt am: 15.04.2013 15:52 Uhr