Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde
Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Vom sogenannten „Stein des Anstoßes“ spricht man immer dann, wenn sich zwei oder mehrere Parteien über ein Objekt, oder Thema nicht einig sind, und es deshalb zum Streit zwischen ihnen kommt. Dieses Bild überliefern uns bereits die frühen Schriften der Christengemeinden in der Bibel. Dabei geht es in diesen urchristlichen Gemeinden nicht nur um irgend einen kleinen nachbarschaftlichen Ärger oder Streit, nein es geht z.B. im Römerbrief um die zentrale Frage in der Auseinandersetzung zwischen den jungen Christengemeinden und den jüdischen Gemeinden, aus denen sie hervorgegangen sind: Ist Jesus von Nazareth nun Erlöser, Retter oder Messias, der, der von Gott versprochen war, oder nicht?
Die Christen sagten damals: Die Juden haben sich an Jesus gestoßen wie an einem Stein, an einem Felsen. Für die Christen wiederum ist dieser anstößige Stein, also der „Stein des Anstoßes“, zum Fundamentstein für ein neues Glaubensgebäude geworden.
Die Diskussion damals war die grundlegende Auseinandersetzung zwischen den Juden und den frühen Christen. Alles grundlegende, fundamentale Fragen, die für das damalige Zusammenleben von größter Bedeutung waren.
Was aber bezeichnen wir heute als „Stein des Anstoßes?“ Regen wir Menschen uns nicht mitunter über Kleinigkeiten, über Äußerlichkeiten dermaßen auf, als würden sie unser Leben bedrohen? Erkennen wir denn eigentlich noch, was es wert ist, dass man sich darüber aufregt, oder hat jeder von uns seinen eigenen „Stein des Anstoßes“. Gibt es nicht Themen oder Informationen, die jeder von uns in unserer medialen Welt heute jeden Tag zu sehen, zu lesen oder zu hören bekommt, an denen man sich wirklich wie an einem riesigen Felsen, ja sogar an einem großen Berg stoßen könnte? Oder haben wir bereits verlernt, große Brocken wahrzunehmen, weil uns die vielen kleinen unsere ganze Aufmerksamkeit abverlangen? Wo, so frage ich mich, bleibt der Aufschrei der Massen bei so viel Leid und Ungerechtigkeit, Not und Verzweiflung in vielen Ländern unserer Welt, wo bleibt das sich zur Wehr setzen, das Kämpfen gegen die Steine bei all dem großen Leid in den Kriegsgebieten dieser Erde?
Bei solch wichtigen „Steinen des Anstoßes“ sollte uns doch bewusst werden, wie lächerlich klein und umgehbar unsere oft selbst herbeigeredeten „Steine des Anstoßes“ in Wirklichkeit sind.
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Erstellt am: 14.01.2013 20:19 Uhr
