Zündfunke, Mittwoch 30.05.12

Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Der einzige Überlebende eines Schiffsunglücks – so erzählt eine Geschichte des ungarischen Autors Imre Kertész – wird an den Strand einer einsamen Insel gespült und es scheint keine Rettung in Sicht zu sein. Schließlich baut er für sich und seine wenigen Habseligkeiten eine kleine Hütte aus Holz.
Eines Tages aber geht seine Hütte in Flammen auf. Nun hat er alles verloren. Er schreit und klagt vor Ärger und Verzweiflung. Am nächsten Morgen hört er ein Motorboot. Er springt auf, und tatsächlich, man will ihn retten. „Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?“ fragt er glücksselig seine Retter. „Wir, wir haben Ihr Rauchsignal gesehen.“ (Nach Imre Kertész, Dossier K. Eine Ermittlung, Reinbek bei Hamburg 2006)
Feuer spielt die Hauptrolle in dieser Geschichte. Zur Verzweiflung des Schiffbrüchigen vernichtet es sein bisschen Habe, sein notdürftiger Schutz wird ein Raub der Flammen, alles geht in Rauch auf. Aber die Vernichtung all seiner wenigen Habseligkeiten ist der Grund für seine Rettung. Dadurch erhält dieser im Nirgendwo gestrandete Mensch eine neue Lebensperspektive.
Feuer hat nun mal eine zerstörerische Kraft. Wenn etwas verbrennt, bedeutet das immer auch, dass etwas vernichtet wird. Aber gerade darin liegt die andere Kraft des Feuers: die Kraft zur Befreiung und Erneuerung.
Und genau um diese Kraft der Befreiung und Erneuerung geht es auch im Wort vom Feuer im Lukasevangelium. Da sagt Jesus: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“ (Lukas 12,49) Das klingt erst mal sehr bedrohlich. Da denkt man im ersten Moment unweigerlich an Bestrafung, Gericht und Höllenfeuer. Schließlich „ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen“ (Genesis 19,24), um diese beiden Städte als Strafe für das gottlose Treiben ihrer Bewohner mit Stumpf und Stiel auszurotten. Und in der Offenbarung des Johannes, im letzten Buch des Neuen Testaments, kann man lesen, dass eine der sieben Strafen, die Gott über die Erde ausgießen wird, darin besteht, „die Menschen mit Feuer zu verbrennen“ (Offenbarung 16,8).
Aber genau darum geht es Jesus nicht: Das Feuer, das Jesus bringt, ist das Feuer der Leidenschaft für die Menschen.  Dieses Feuer bringt kein Verderben, nein, dieses Feuer verwandelt alle, die sich von ihm ergreifen, entzünden und durchglühen lassen. So kann man Leben gewinnen,  wirkliches Leben. Und – hoffentlich  auch – ewiges Leben.

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Erstellt am: 30.05.2012 08:28 Uhr

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