Zündfunke, Mittwoch 27.03.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Personen in der Passion Jesu, das liebe Schwestern und Brüder, ist mein Gedankengang für Sie in dieser Woche vor Ostern. Gestatten Sie deshalb, dass ich Ihnen heute Barrabas vorstelle. Sie kennen ihn nicht? Na dann möchte ich ihn einfach mal bekannt machen.
Zugegeben: Seine Bekanntschaft zu machen, das ist nun nicht besonders angenehm. Denn dieser Bursche sitzt zu der Zeit Jesu, also auch zu der Zeit seiner Passion, wegen Aufruhr und Mord hinter Gittern. Aber er hatte viele Anhänger und eine Menge Freunde – maßgebliche und einflussreiche Freunde sogar. Das jedenfalls hat sich gezeigt, als Pilatus, der römische Stadthalter, ihn zu einem politisch heiklen Spiel mit der Masse missbraucht. Es gab nämlich in jener Zeit den Brauch, vor dem Passahfest der Juden eine Amnestie zu gewähren. Man tat das in aller Regel zur allgemeinen Besänftigung des von den Römern besetzen Landes. Das Volk durfte sich also einen Gefangenen wählen, der freigelassen werden sollte. Da nun Pilatus, ein politischer Spekulant von besonderer Gabe, Jesus wohl für unschuldig oder zumindest für ungefährlich hielt, stellte er die aufgepeitschte Masse vor eine – zumindest scheinbar klare Alternative: Wen wollt ihr freigelassen haben: den gefährlichen Terroristen Barabbas oder doch eher den unschuldigen und von vielen von euch so verehrten Rabbi Jesus?
Pilatus, so nehme ich an, hoffte wohl auf diesem Wege, Jesus aus dem Kreuzfeuer zu holen, denn das Volk – so seine Taktik – würde doch wohl eher ihm die Freiheit gewähren, als einem überführten Verbrecher, Aufwiegler und Mörder. Doch da hatte sich der große Taktierer geirrt: Die Masse schrie für Barabbas und damit gegen Jesus. Und so kam es, dass tatsächlich dieser Barabbas der erste Mensch wurde, der wirklich und wahrhaftig von sich sagen kann, dass Jesus für ihn gestorben ist. Wenn es einer sagen kann, dann er. Denn nichts anderes als die Todesstrafe hatte er vor Augen. Und nun das: Durch den Kreuzestod dieses Unschuldigen kommt Barabbas frei – und kann ein neues Leben beginnen.
Für mich gestorben! Der erste, dem das hautnah und persönlich gegolten hat, das also ist dieser Freigelassene. Ob er wohl jemals begriffen hat, was da für ihn geschehen ist? Geahnt hat er wohl kaum, dass er einmal Modell stehen würde für alle diejenigen, die einmal sagen sollten: Jesus ist für mich gestorben!
Stellvertretung – dass ich zum Ableisten meiner Strafe, einen anderen schicken kann, wo gibt es das schon? Das gibt es nur in der Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Und Barabbas, den wundert das…

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Erstellt am: 27.03.2013 15:05 Uhr

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