Zündfunke, Mittwoch 20.03.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Wittern Menschen Gefahr, versuchen sie zu fliehen. Die Konfliktforschung spricht dabei von einem menschlichen Instinkt: Versteck dich! Konflikte werden gelöst, indem sie „unter den Teppich gekehrt“, verharmlost, vertagt oder ausgesessen werden. Es wird alles getan, den Konflikt zu vermeiden oder wenigstens nicht zu riskieren, als Unterlegener vom Platz zu gehen.
Wenigstens moralisch möchte man Sieger bleiben. Zur Flucht kam in der Menschheitsgeschichte der Angriff. Kämpfe hatten das Ziel, die gegnerische Seite, sprich „das Böse“, total zu vernichten. Diese Fantasien und Strategien, das vermeintlich Böse zu überwinden, gar zu vernichten, sind uralt. Diese Lust, den Konkurrenten loszuwerden, finden wir auch im Wirtschaftsleben, wenn es darum geht, Mitbewerber aus dem Feld zu räumen.
In der Geschichte gab es einen deutlichen Einschnitt, als auf die Tötung der Gegner verzichtet wurde. Entsprechend schließt das biblische „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ eine maßlose Rache und absolute Vernichtung aus. Galt zunächst nur das Recht des wirtschaftlich und militärisch Stärkeren, so bildeten sich dann Instanzen, die im Konflikt vermitteln sollen. Bestimmte Personen sollen für Recht und Ordnung sorgen: der Vorgesetzte, der Sheriff, der Richter. Und auch auf internationaler Ebene werden eigene Organisationen dafür eingerichtet.
Zwischenzeitlich haben wir gelernt, dass es möglich ist, sich auch ohne höhere Instanz zu einigen. Wenn kämpfen zu riskant ist, zu unmoralisch erscheint, suchen Menschen Kompromisse. Bei Kompromissen einigt man sich auf einem gemeinsamen Niveau, wenn auch oft nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Heute lernen wir Konflikte mit beiderseitigem Einverständnis zu lösen. Und das sollten wir zuallererst in der Erziehung der Kinder probieren. Voraussetzung dafür ist, dass alle anerkennen, dass es berechtigte, oft widersprüchliche Interessen gibt. Wir messen das Ergebnis bei Konfliktlösungen dann daran, ob es dauerhaft zu einer besseren Beziehung der Beteiligten beiträgt. Das geht nur durch Gespräche und Verhandlungen. Die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen. Nichts anderes meint Jesus, wenn er sagt: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.“ (Lk 6,27) Dass das alles andere als einfach ist, das können wir täglich in unserem Alltag hautnah erleben. Und wir spüren auch, wenn wir ganz ehrlich in uns hinein hören, dass wir sehr oft gute Ratschläge für andere parat haben, dass wir aber genau diese bei uns selber nicht befolgen bzw. diese Ratschläge ganz gewaltig an unserem Ego kratzen. Um also zu einem nur annähernd dauerhaften „Erfolg“ zu gelangen, müssen wir ständig an uns arbeiten, das ist anstrengend aber auch spannend und macht unser Leben interessant.

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Erstellt am: 20.03.2013 19:25 Uhr

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