Zündfunke, Mittwoch 19.09.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen!
„Wo gehobelt wird, da fallen Späne.“ Ein eher lustiges Sprichwort, das jede und jeder von uns kennt. Wenn mit Hobeln aber gemeint ist, dass Menschen einander beleidigen und verletzen, und wenn mit Spänen dann Wunden und Narben gemeint sind, dann ist Schluss mit lustig. Wie ich das meine?
Nun ich denke da z.B. an folgende Begebenheit: Ein Minister entwickelt in der Öffentlichkeit seine Vorstellungen über alternative Energien und wird dafür vom politischen Gegner als „Windbeutel“ bezeichnet. Da ärgern sich Beamte und Angestellte, dass sie mehr arbeiten sollen für die gleiche Bezahlung wie vorher und Gewerkschaftsvertreter bezeichnen ein solches Vorgehen des Staates als „menschenverachtend“ und „unmenschlich“. Es geht mir nicht um die sachliche Auseinandersetzung, sondern um die Ausdrucksweise und die Wahl von Worten, die hier eine Rolle spielen und gebraucht werden.
Wenn jemand als „Windbeutel“ betitelt wird, dann heißt das doch, dass an diesem Menschen nichts  Brauchbares dran ist. Und „menschenverachtend“ und „unmenschlich“ – das sind für mich die Terroristen, die ohne Rücksicht auf Verluste Bomben platzieren und an zentralen Punkten hochgehen lassen. „Unmenschlich“ sind für mich die, die auf niemanden Rücksicht nehmen und nur Zerstörung im Kopf haben. Deshalb halte ich es für alles andere als angebracht, dass in einer politischen Diskussion solche Worte gebraucht werden. Denn damit werden auch nachhaltig Menschen beschädigt, werden Spielregeln des Umgangs miteinander verletzt – und das von Menschen, die sich eigentlich dem Wohl der anderen und des Staates verpflichtet haben.
Unsere Sprache ist das vielleicht wichtigste Instrument, welches wir besitzen, um unser Leben und unsere Gemeinschaft zu gestalten. Deshalb wird in einem kleinen Abschnitt des Neuen Testaments auch betont, wie es mit dem Umgang der Sprache und ihrem Werkzeug, der Zunge, zugehen kann. Die Zunge wird da verglichen mit einem Zaumzeug, das der Reiter dem Pferd anlegt, damit er es leiten kann und es ihm gehorcht. Und sie wird auch verglichen mit dem kleinen Ruder eines großen Schiffes, welches es geschickt durch Wind und Wellen bringt. Und dann heißt es weiter: „So ist die Zunge auch nur ein kleines Körperteil und richtet doch große Dinge an. Sie ist nur ein kleines Feuer – aber welchen Waldbrand kann es verursachen.“ Schlimm genug, dass uns oft schnell was im Eifer des Gefechts heraus rutscht. Aber katastrophal, wenn es auch noch mit Absicht oder im Bewusstsein passiert, andere ganz gezielt zu treffen und zu verletzen.

Infos unter:

Erstellt am: 19.09.2012 18:06 Uhr

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert