Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ – jeder von uns kennt dieses Sprichwort. Ich werde daran erinnert, vorsichtig zu sein, damit ich mich und andere nicht in Gefahr bringe – etwa im Straßenverkehr. Damit ich nicht durch unbedachtes Gerede über die Gefühle eines Menschen hinweg gehe. Vorsicht, damit im Zwischenmenschlichen nichts zerbricht. Eine gute Empfehlung. Ich kann mich aber auch hinter der Vorsicht verstecken, wenn ich kein Risiko eingehen möchte, jedes Wagnis scheue, vor einer Aufgabe kneife. Im Alltag sehe ich die größere Gefahr darin, dass ich zu vorsichtig bin. Oft scheue ich bereits einen kleinen Schritt über den eigenen Schatten hinaus, um auf jemanden zuzugehen. Mit zu viel Vorsicht werde ich mich nicht mit anderen und für andere engagieren. Mit zu viel Vorsicht mangelt es mir auch an Zivilcourage, wenn es gilt, zur rechten Zeit den Mund aufzumachen und mich schützend vor jemanden zu stellen. Vorsicht kann auch ein anderes Wort sein für: „Ich mein es doch bloß gut mit dir.“ Bin ich ehrlich, dann muss ich eingestehen: Mit solchen Bekundungen meine ich es manchmal eher gut mit mir. Nämlich dann, wenn ich unbedingt meine Ideen durchsetzen möchte. Wenn ich einen anderen nicht annehme, wie er ist, sondern ihn so haben möchte, wie ich ihn mir vorstelle. Und ich kann Neid und Missgunst mit Vorsicht tarnen, und das Gefühl, dass ich anderen das nicht gönne, was ich selbst nicht erreichen kann. Vorsicht ist gut, aber oft ist eher Mut angebracht. Und da fühle ich mich immer wieder angesteckt von Jesus aus Nazareth. Jesus finden wir nicht in der Ecke der Vorsicht. Der Versuchung, zu vorsichtig zu sein, ist er nicht erlegen. Ihn finden wir weit eher am Rande, an den Grenzen, in extremer Position: leidenschaftlich für das Gute, Grenzgänger aus Liebe. Da nimmt er auch Konflikte mit der politischen und religiösen Obrigkeit in Kauf. Die Liebe zu Kindern ist bei ihm so groß, dass er zornig wird wenn diese Liebe verletzt wird. Kranke, die zu den Ausgeschlossenen in der Gesellschaft gehörten, heilt er von ihren körperlichen, seelischen und geistigen Gebrechen. In einer ganz und gar von Männern beherrschten Gesellschaft ist sein Umgang mit Frauen selbstverständlich und unverkrampft. Jesus ist nicht vorsichtig, sondern einfach genial – .um des Menschen willen.
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Erstellt am: 18.04.2012 06:33 Uhr
