Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
In diesen Tagen, verehrte Schwestern und Brüder wird viel über das Pontifikat von Benedikt XVI. geschrieben, auch vieles von dem, was er getan hat, kritisch beäugt und bewertet. Zu den Hinterlassenschaften seiner 8-jährigen Amtszeit gehören auch drei Enzykliken, also päpstliche Lehrschreiben, die sich sowohl an die Kirche und ihre Mitglieder, als auch an alle Menschen guten Willens richten. Seine erste Enzyklika trug den Titel „Deus caritas est“ (Gott ist Liebe) und wurde am 25. Februar 2006 veröffentlicht. Um was geht es in diesem Schreiben?
Der Papst beleuchtet darin zunächst einmal eine zentrale Dimension des Christentums an sich. Denn Gottesliebe und die Liebe zum Nächsten gehören für uns Christen untrennbar zusammen. Deshalb darf die Kirche – so Benedikt – auf Caritas und auf ihren konkreten Dienst für Menschen in Not ebenso wenig verzichten wie auf die Verkündigung des Evangeliums oder die Spendung der Sakramente. Allerdings verlangt kirchliche Hilfsarbeit nach den Worten Benedikts XVI. auch ein klares, vom Glauben geprägtes Profil, das sie von anderen Wohlfahrtsaktivitäten unterscheidet. Ausführlich befasst sich deshalb diese Enzyklika mit der christlichen Nächstenliebe (lateinisch caritas). Die in der Gottesliebe verankerte Liebe zum Nächsten sei zunächst ein Auftrag an den einzelnen Gläubigen, betreffe aber die ganze kirchliche Gemeinschaft.
Nächstenliebe und Caritas werden nach Einschätzung Benedikts XVI. immer notwendig bleiben – denn auch in der gerechtesten Gesellschaft werde es materielle und menschliche Not geben. Die Lösung liege nicht im Versorgungsstaat, der bürokratisch alles an sich reißt. Vielmehr brauche der leidende Mensch ganz persönliche Zuwendung. Nach dem Subsidiaritätsprinzip sollte der Staat daher die freien Initiativen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen anerkennen und unterstützen. Die Kirche stelle mit ihren Hilfsdiensten eine solche aktive Kraft. Zum spezifischen Profil kirchlicher Hilfstätigkeit gehört nach Worten des Papstes die menschliche Zuwendung bei der Pflege, die über berufliche Kompetenz und technisch korrekte Behandlung hinausgeht.
Die Enzyklika wurde ganz überwiegend positiv aufgenommen, sowohl auf kirchlicher Seite als auch von Politik und Wissenschaft. Jan Heiner Tück bemerkte in der Neuen Zürcher Zeitung: „Anders als lehramtliche Dokumente seiner Vorgänger, die primär auf die Quellen von Schrift und Tradition zurückgreifen und mitunter einen fast selbstreferenziellen Charakter haben, führte diese erste Enzyklika Benedikts XVI. das Gespräch mit bedeutenden Stimmen der abendländischen Tradition. Platon und Aristoteles werden ebenso zitiert wie Nietzsche und Marx.“
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Erstellt am: 06.03.2013 09:22 Uhr
