Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Hallo und herzlich Willkommen zu einem wunderschönen Morgen mit dem Zündfunken!
„Zu allem Ja und Amen sagen“, das ist nicht unbedingt sinnvoll und zeugt auch nicht gerade von großem Interesse an dem, zu was man da denn „Ja und Amen sagen“ soll. Auch wieder, wie schon die beiden vergangenen Tage, ein Sprichwort, dessen Wurzeln in der Bibel beheimatet sind, da allerdings mit einem ganz anderen Sinn.
In Jesus von Nazareth hat Gott seine Zusage wahrgemacht, sein Versprechen erfüllt, dass er zu uns Menschen „ohne Wenn und Aber“ Ja sagt. Es ist sein eindeutiges Ja zu uns, voller Liebe und Menschenfreundlichkeit. Durch unser Amen aber, das bezeugt der Apostel Paulus in seinem 2. Korintherbrief (1,20), haben wir Menschen diese Zusage für alle Zeiten dankbar angenommen. Und Amen heißt nichts anderes als: Ja, so ist es. Ich glaube Dir, ich vertraue Dir.
Diese Aussage des Apostels kann jetzt aber nicht heißen, dass wir zu allem Ja und Amen sagen, was da so tagtäglich gesagt, geglaubt und getan wird. Wo kämen wir denn dahin? Ich – und das sage ich in aller Deutlichkeit – kann das nicht so ohne weiteres. Ich möchte schon auch meinen Verstand gebrauchen und in mich hineinhören – eben nicht einfach nur Ja und Amen sagen. Vorgegebenes einfach übernehmen, Vorhandenes einfach nachsagen oder nachmachen – das kann doch nicht das sein, was man von mir erwartet bzw. was mich als Person ausmacht. Schließlich will ich ein Original und nicht einfach eine Kopie sein.
Ich darf anders sein als andere und möchte auch eigene Erfahrungen machen. Wer anderen vorschreibt, was sie zu Tun und zu Lassen haben, der nimmt ihnen die Chance, wirklich eigene Erfahrungen zu machen. Deshalb sage ich eben nicht zu allem Ja und Amen. Das hat auch etwas mit meinem Glauben zu tun. Denn als mündiger Christ ist es mir wichtig von einem Glauben wegzukommen, der bloß gehorcht. Ich will meinen Glauben verstehen und ihn auch begründen und ihn – wenigstens bruchstückhaft – begreifen können. Mir ist kein Glaube wichtig, in dem immer nur Bekenntnisse wiederholt werden und der aus vergangenen Tagen erzählt. Ich möchte vielmehr hinkommen zu einem Glauben, der mein Leben betrifft. Und nicht zuletzt möchte ich wegkommen von einem Glauben, in dem man mir einfach Moral und Leistung vorschreibt und hinkommen zu einem Glauben, der seine eigene Verantwortung sieht und sie dann auch wahrnimmt.
Wie hat Pfr. Lothar Zenetti in einem Gedicht geschrieben:
„Was keiner wagt, das sollt ihr wagen. Was keiner sagt, das sagt heraus. Was keiner denkt, das wagt zu denken. Was keiner anfängt, das führt aus. / Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’s sagen. Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein. Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben. Wenn alle mittun, steht allein. / Wo alle loben, habt Bedenken. Wo alle spotten, spottet nicht. Wo alle geizen, wagt zu schenken. Wo alles dunkel ist macht Licht.“
In diesem Sinne – sagen Sie heute nicht zu allem Ja und Amen – aber zünden Sie in der Art und Weise Lichter an, damit Menschen durch Sie ermutigt werden, darüber nachzudenken, ob sie weiterhin zu allem Ja und Amen sagen sollen.
Infos unter:
Erstellt am: 01.02.2012 15:39 Uhr