Zündfunke, Freitag 29.03.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

In dieser Karwoche, liebe Schwestern und Brüder, da möchte ich gerne Menschen mit Ihnen betrachten, die in der Passion Jesu auftauchen. Einer dieser Menschen ist Simon von Cyrene. In der Bibel steht ja nur ein einziger Satz über ihn und der lautet: „…ihn zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen.“

In dem Passions-Film von Mel Gibson wird dargestellt, wie das wohl war: Zufällig kommt Simon mit seinem Sohn an der Hand vorbei, als Jesus sein Kreuz zum Hinrichtungsplatz schleppt. Mehrfach war er schon zusammengebrochen und jetzt geht es einfach nicht mehr richtig voran. Da fällt der Blick des Wachsoldaten auf eben jenen Simon. Der Soldat ruft ihn her, wobei Simon zunächst so tut, als ob er nichts hört. Vielleicht kommt er ja davon und muss sich in dieses Unglück da nicht mit hinein ziehen lassen. Und schließlich – er will ja nichts mit den römischen Soldaten zu tun haben. So oder ähnlich wird er wohl gedacht haben, der Simon aus Cyrene. Irgendwo, so meine ich, kann man ihn auch verstehen: Da hat er seinen kleinen Sohn dabei, der gleich zu weinen anfängt, als er das alles sehen muss. Aber der Soldat lässt nicht locker. Und Simon? Der wagt tatsächlich Widerworte; zeigt auf seinen Sohn und will damit deutlich machen: Ich kann nicht. Was soll denn das Kind denken? Nehmt doch einen anderen! Aber es hilft alles nichts. Der Soldat zwingt ihn. Sie laden Simon das Kreuz auf – er kann sich nicht länger dagegen wehren. Manchmal kann man sich eben dem Unglück anderer nicht entziehen.  
Jetzt also sind sie gemeinsam unterwegs und schleppen das Kreuz. Er, der zuerst versucht hat, sich die Sache vom Leib zu halten, steckt plötzlich mittendrin. Er redet dem total entkräfteten Jesus gut zu. Das ist verzweifelt wenig. Aber: Mehr kann er ja nicht tun. Und man sieht, wie selbst dieses Wenige dem zerschlagenen und geschundenen Gefangenen gut tut. Ein bisschen Nähe und Wärme – wenigstens das. Und Simon von Cyrene, der sich am liebsten rausgehalten hätte, lässt sich vom Schicksal dieses Verurteilten ergreifen. Als die Soldaten wieder auf den Wehrlosen einprügeln, da traut er sich doch: Er überlegt nicht mehr, ob es klug ist und ob es ihm vielleicht schaden könnte. Simon protestiert gegen diese Unmenschlichkeit. „Hört auf damit“, schreit er die Soldaten an und muss sich dafür von ihnen verächtlich als „Jude!“ beschimpfen lassen. Aber Simon hört nicht auf. Er schreit seine ganze Empörung heraus und die Soldaten hören tatsächlich auf, den am Boden liegenden weiter zu malträtieren und zu schlagen. Wenigstens das.
Es ist also doch nicht wahr, dass man gar nichts machen kann. Die verzweifelte Empörung des Simon von Cyrene verhütet noch Schlimmeres – wenigstens für den Augenblick. Mehr konnte er wirklich nicht tun. Aber wenigstens das wenige, was er tun konnte, das hat er getan. Er hat einem, den schon alle verlassen hatten, beigestanden. Deshalb finde ich es auch so wichtig, dass uns die Bibel von diesem Mann erzählt.

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Erstellt am: 29.03.2013 15:09 Uhr

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