Zündfunke, Freitag 23.11.12

Diakon Bertram Bolz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Preisfrage: Welche Glaubensworte beginnen mit E? Evangelium – Evangelium, ok. Engel – natürlich. Eucharistie – ja. Und: Erlösung. Man glaubt ja gar nicht wie viele Worte des Glaubens mit E beginnen: Eva, Erkennen, Exodus, Ekstase, Ewiges Leben und Ehrfurcht. Ehrfurcht ist ein wichtiges Glaubenswort für mich. Ja, ja ich weiß, es ist nicht so sehr in Mode in diesen, unseren aufgeklärten und selbstbewussten Zeiten. Aber was heißt das eigentlich: Ehrfurcht?

Mystiker, denen es gelungen ist Gott viel näher zu kommen, als anderen Menschen, die beschreiben Ehrfurcht auch mit „Faszination“ und „Schrecken“. Es ist einerseits eine unbeschreibliche Hingezogenheit zu dieser Kraft, die uns geschaffen hat. Andererseits ist es aber auch ein erschreckendes Erkennen, wie unermesslich groß, zeitlos, wissend und kraftvoll dieser Gott sein muss. Und natürlich auch, wie klein, begrenzt, unwissend und schwach dagegen der Mensch ist. Genau aus dieser Erfahrung heraus entsteht Ehrfurcht. Ein ehrfürchtiger Mensch spürt seine Kleinheit und begibt sich so bewusst wie auch vertrauensvoll in diese ganz andere, unbeschreiblich große und schöne Sphäre hinein. Darum sind ja auch Kirchen und Gottesdienste aus dem Alltagsleben herausgenommen. Darum bewegt man sich in Kirchen auch anders, langsamer und leiser. Weil dort der ganz Andere angebetet wird. Ganz allein, im stillen Gebet oder in der Eucharistie, gemeinsam bei der großen Danksagung dafür, dass wir diesen Gott als anwesend spüren können. In unseren Herzen, wenn wir uns seiner Taten erinnern und in unseren Taten, wenn wir uns seiner Worte erinnern.
Das alles kann eine sehr persönliche und lebensverändernde Erfahrung sein, die man ganz individuell und alleine macht. Das kann aber auch eine Erfahrung sein, die man mit anderen Menschen zusammen macht. Wenn man sich in eine Gemeinschaft eingebunden fühlt, als Teil einer Einheit. Mir geht es so wenn ich Gottesdienst feiere. Dann denke ich immer wieder, dass jetzt, in diesem Moment, an diesem Sonntag unzählige Menschen gute Gedanken haben. Beten, singen, ihr Leben, ihr Leiden, ihre Hoffnungen und Bitten vor Gott bringen. In der Kirche, in der ich dann gerade bin. Aber auch weit über diese Kirche hinaus. In der ganzen Welt und zur gleichen Zeit. Es ist ein mir sehr wichtiger Gedanke, weil ich weiß, dass diese Menschen in diesem Augenblick friedlich sind. Und diesen Frieden – hoffentlich – aus den vielen Kirchen hinaus in die Welt, in ihren Alltag tragen.

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Erstellt am: 23.11.2012 12:52 Uhr

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