Zündfunke, Freitag 18.01.13

Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde
Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Von dem verstorbenen brasilianischen Bischof Helder Camara stammt dieser Satz: „Eine schlichte Wasserpfütze möchte ich sein und den Himmel spiegeln.“ Zu dieser Äußerung ist mir folgendes eingefallen: „Eine schlichte Wasserpfütze möchte ich sein.“
Also kein berühmter Fluss, an dessen Ufern sich kleine und große Städte gründen. Auch kein tosender Wasserfall, der staunende Menschen anlockt. Schon gar kein weites Meer, das unergründliche Schätze in sich birgt und gewaltige Ozeanriesen trägt. Nicht einmal ein glitzernder Bach, der schöne Geschichten zu erzählen weiß. „Eine schlichte Wasser Pfütze möchte ich sein.“ Habe ich auch den Mut zu solcher Bescheidenheit?
Aber, wenn ich sie sein könnte, die schlichte Pfütze, wäre ich nicht überfordert, weil ständig gefährdet?
Wenn die Sonne scheint, habe ich Angst, auszutrocknen. Und nichts spiegelt sich mehr in mir, nichts scheint mehr durch mich. Doch, wie tröstlich! Wohin verdunstet denn die Pfütze? In den Himmel, den ich widerspiegeln möchte; und der es zur rechten Zeit auch wieder regnen lässt. Ich darf dann wieder Wasserpfütze sein und den Himmel spiegeln.
Aber, wenn´s windet und gar stürmt, ein Stein in die Pfütze fällt, jemand hindurchgeht oder -fährt? Dann werde ich unruhig, fange an zu zittern – und kann den Himmel nicht mehr spiegeln. Gefahren, Überraschungen, Unvorhergesehenes können in mein Leben kommen, mich beunruhigen, durcheinanderbringen. Doch: Die Kreise beruhigen sich. Ich werde still, blicke wieder durch und sehe klar. Und dann bin  wieder die schlichte Wasserpfütze, die den Himmel spiegelt.
Dann, ein Gewitter, es regnet in Strömen. Die Pfütze ufert aus, scheint davonzufliegen. Ich bin erschrocken und verwirrt. Alles in mir ist aufgewühlt. Nichts spiegelt sich mehr. Bis ich endlich merke, dass die Pfütze größer geworden ist, und zwar vom selben Himmel, den ich widerspiegeln möchte.
Von Gott angerührt zu werden, das kann einen mitreißen, erschüttern, aufrütteln. Sich von ihm angerührt zu wissen, lässt mich aber auch erfahren: Ich bin reich beschenkt und weiß mich geborgen. Ich verspüre Zuversicht und eine Kraft, die ich zum Leben brauche.

(nach einer Idee von M.Broch)

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Erstellt am: 18.01.2013 11:34 Uhr

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