Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Das Thema Ökumene hat beim II. Vatikanischen Konzil, das diese Woche vor 50 Jahren eröffnet wurde, eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass dieses Thema dem Papst von außen aufgenötigt wurde, denn Johannes XXIII. ging es lediglich darum, die „Einheit der Christen“ – sprich der Katholiken weltweit – zu stärken und zu vertiefen. Aber das Stichwort wurde missverstanden im Sinne einer neuen Einheit auch zwischen den getrennten Kirchen. Der Dammbruch dieser ökumenischen Erwartungen veranlasste dann den Papst, das Verhältnis zu den nicht katholischen Kirchen auf die Tagesordnung des Konzils zu setzen. Nun hatte man aber für diese Thematik keine Fachleute in Rom – also was tun? Und so griff der Papst auf Theologen und Bischöfe zurück, die schon seit den 1920er Jahren um ökumenische Klärungen bemüht waren – z.B. Lorenz Jaeger aus Paderborn und Wilhelm Stählin aus Oldenburg. Johannes XXIII. erhob Erzbischof Jaeger kurzerhand zum Kardinal und machte ihn in Sachen Ökumene zu seinem Chefberater.
Was hat aber nun das Konzil diesbezüglich beschlossen? Man muss sagen, dass die Konzilsväter eine grundlegende theologische Öffnung gegenüber den orthodoxen und protestantischen Christen vollzogen haben. So haben z.B. am vorletzten Tag des Konzils der Patriarch von Konstantinopel, Athenagoras, und Papst Paul VI. die von ihren Vorgängern ausgesprochene gegenseitige Exkommunikation aufgehoben. Außerdem trat die römisch-katholische Kirche mit dem Konzil ganz offiziell in die ökumenische Bewegung ein, die in der evangelischen und orthodoxen Christenheit zu dieser Zeit schon selbstverständlich war. Ein Schritt, den Pius XI. im Jahre 1928 mit brüsken Worten abgelehnt hatte. Und jetzt? Jetzt hatten die nicht katholischen Beobachter des Konzils vom Papst sogar den Auftrag, substantielle Verbesserungsvorschläge in die Konzilstexte einzubringen – und zwar nicht nur, wenn es um ökumenische Fragen ging.
Auch wenn vielen Christen – Katholiken wie Protestanten – der Artikel 22 des Ökumenedekrets im Magen liegt – dort wird den Kirchen der Reformation in fast schon beleidigenden Worten das „Fehlen des Weihesakramentes“ abgesprochen – so ist es doch der Beginn einer wahren ökumenischen Erfolgsgeschichte. Ob sie sich allerdings in der Geschwindigkeit und mit der Begeisterung fortsetzt, wie unmittelbar nach dem Konzil, das darf und muss man bei der derzeitigen Politik des Vatikan wohl mehr als bezweifeln.
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Erstellt am: 12.10.2012 15:12 Uhr
