Zündfunke, Freitag 10.05.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Das konnte ja nur schief gehen, liebe Schwestern und Brüder!

Wäre die Super-Nanny doch auch mal in Josephs Familie aufgetaucht – da hätte sie gleich was zum Aufräumen gefunden. Dabei wollten die Eltern für ihren Kleinen doch nur das Beste. Die misslungene Familiengeschichte steht in der Bibel und ist schnell erzählt: Joseph war der jüngste in der Familie – jedenfalls lange Zeit. Später kam dann noch ein Nachzügler hinterher: Benjamin.
Aber bis zu Benjamins Geburt war Joseph das Nesthäkchen und –  er war vor allem Papas Liebling. Das konnte man schon an den Klamotten sehen, die er anhatte. Josephs Dad hatte ihm zum Geburtstag ein stylisches Marken-Sweat-Shirt geschenkt. Bester Stoff und teuerste Ware. Das trug Joseph jetzt bei jeder Gelegenheit. Josephs Brüder sagten nur: „Schaut ihn euch an: da kommt er wieder, unser Super-Model.“ Sie waren neidisch – klar! Er war eben Papas Liebling.
Weil Papa so stolz auf seinen jüngsten Sprössling war, musste Joseph auch nicht wie seine Brüder auf der heimischen Farm mithelfen. Stattdessen stand er zuhause bei Mama in der Küche und erzählte von seinen tollen Ideen und Tagträumen. Er hatte bisweilen ganz schön verrückte Phantasien. Einmal hat er ein Bild gemalt: Er in der Mitte, von einem Strahlenkranz umgeben, und drum herum waren seine Brüder und Papa und Mama als Bäume gemalt. Und alle verneigten sich vor ihm in der Mitte. „Ich bin euer König und ihr müsst mir dienen“, hat er das Bild kommentiert. Ruben, der älteste Bruder, hätte ihm fast eine gescheuert. Aber Papa hielt ihn am Arm fest und Mama sagte nur: „Das wird jetzt dann doch ein bisschen viel, oder?“
Josephs Brüder waren mit der Zeit so sauer, dass sie ihn loswerden wollten. Verständlich: Immer stand der kleine Familientyrann im Mittelpunkt und tanzte – vor allem – den Eltern auf der Nase herum. Konflikte vorprogrammiert! Die Bibel erzählt uns diese Geschichte so realistisch wie eine Doku-Soap: Den lieben Kleinen bekommt es am allerwenigsten, wenn sie daheim die unumstrittenen Kings sind. Da geraten die Familienbande zwangsläufig aus den Fugen. Kinder brauchen eben Grenzen.

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Erstellt am: 10.05.2013 11:04 Uhr

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