Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Gott ist wütend, es reicht ihm, er hat genug von den Menschen. Er ärgert sich, dass er die Menschen geschaffen hat. Denn die Schlechtigkeit der Menschen nimmt immer mehr zu und sie werden hochmütig. Gott handelt deshalb aus seiner Wut heraus; mit einer Flut, einem riesigen Hochwasser will er die Menschen vom Erdboden vertilgen. Einer jedoch ist nicht so schlecht wie die andern, und den will Gott retten. Das ist Noah; ihm gibt Gott den Tipp, ein Schiff zu bauen, damit er, seine Familie und die Tiere, die er mitnimmt, die Flut überleben. Eine dramatische Geschichte; Gott straft die Bösen und rettet die Guten, etwas, was wir uns so oft wünschen, was aber leider nur selten in Erfüllung geht. Aber nur oberflächlich betrachtet ist das die Pointe der Geschichte. Denn in Wirklichkeit geht es um etwas anderes. Am Ende, als Noah, seine Familie und die Tiere gerettet sind, da schließt Gott mit dem Menschen einen Bund. Er verspricht, von nun an die Menschen nicht mehr zu vernichten, denn – und das ist jetzt die merkwürdige Begründung Gottes – der Mensch ist böse von Jugend an. Nicht etwa weil sich durch die Sintflut der Mensch gebessert hätte, verspricht Gott, ihn nicht mehr vernichten zu wollen, sondern, weil Gott erkannt hat, dass der Mensch eben böse ist und er, Gott, irgendwie damit klar kommen muss. Nicht der Mensch hat sich durch die Flut verändert, sondern Gott. Gott verhält sich in der Noahgeschichte wie Eltern, die mit allen möglichen Maßnahmen versuchen, ihr Kind auf die von ihnen angedachte rechte Bahn zu bringen, am Ende aber erkennen müssen, dass es nicht viel genutzt hat. Und sie lassen davon ab, ihr Kind verändern zu wollen. Sie geben ihm schon zu verstehen, dass sie nicht gut finden, was der Sohn oder die Tochter tun, aber sie machen auch deutlich: Trotzdem bleiben wir bei dir, trotzdem verstoßen wir Dich nicht, egal was passiert, du bist unser Kind. Deshalb ist die Noahgeschichte nicht nur eine dramatische, sondern auch eine schöne Geschichte, nicht weil die Bösen bestraft und die Guten gerettet werden; sondern weil am Ende Gott einen Bund mit uns Menschen schließt, der eben heißt: Auch wenn du, Mensch, böse bist und das Schlechte in dir oft das Gute überwiegt, ich, Gott, bleibe bei dir und bin für dich da.
Infos unter:
Erstellt am: 05.10.2012 18:44 Uhr
