Liebe Zuhörerinnen, Liebe Zuhörer,
In Zeiten, in denen wir schwer tun, kann es hilfreich sein, dass wir uns an bessere Tage erinnern. Darauf verweist Meister Eckhart in seiner Schrift „Vom göttlichen Trost“, wenn er darin schreibt:
„In den Tagen des Leids vergiss nicht die Tage des Gutseins Das will sagen: Wenn du im Leid und im Ungemach bist, so gedenke des Guten und des Gemaches, das du noch hast und behälst.“
Die Erinnerung an das Schöne, an das, was uns im Leben gelungen und an Gutem widerfahren ist, kann uns helfen, auch Schweres anzunehmen – auch das, was wir nicht möchten. Meister Eckhart benützt dafür das mittelalterliche Wort „Ungemach“. Es ist freilich nicht nicht angebracht und ratsam, diese Hilfe im Umgang mit Leid zu verallgemeinern. Wo uns ein Leid begegnet, muss es beachtet und wahrgenommen werden, sei es das eigene, sei es das Leid anderer.
Aber da, wo wir selbst nicht mehr von den Belastungen loskommen, wo wir ständig an sie denken, da ist es ratsam, eine Einstellungsänderung vorzunehmen, die uns wieder beides, das Schwere und das Gute wieder wahrnehmen lässt.
Nein, es muss kein billiger Trost sein, wenn wir unser Leid in einem größeren Zusammenhang sehen.
Dazu schreibt Meister Eckhart vor 700 Jahren in seinem Trostbüchlein:
„Ein weiteres aber gibt es, das den Menschen trösten soll. Ist er krank und in großem Schmerz seines Leibes, hat er jedoch seine Behausung und seine Notdurft an Speise und Trank, an Beratung der Ärzte und an Bedienung seines Gesindes, an Beklagung und Beistand seiner Freunde; wie sollte er sich da verhalten? Nun, was tun arme Leute, die dasselbe oder gar größere Krankheit und Ungemach zu ertragen und niemand haben, die ihnen (auch nur) kaltes Wasser gäbe. Sie müssen das trockene Brot suchen in Regen, Schnee und Kälte , von Haus zu Haus. Drum, willst du getröstet werden, vergiss derer, denen es besser geht, und gedenk immerzu derer, die übler dran sind.“
Gott selbst helfe uns in schweren Zeiten, dass wir uns nicht vergleichen, sondern auf das schauen, was uns Gott an Gutem gelassen hat.
Helmut Müller, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Teneriffa Nord
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Erstellt am: 04.05.2012 07:38 Uhr