Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Aus dem Jahre 1974 stammt der Film von Rainer Werner Fassbinder mit dem bis heute aktuellen Titel „Angst essen Seele auf.“ Mittlerweile ist der Filmtitel zu einem geflügelten Wort geworden, selbst im Duden kann man diesen Satz als stehende Redewendung finden. Entstanden ist der Titel eher zufällig durch eine Äußerung El Hedi Ben Salems, damaliger Lebensabschnittsgefährte Fassbinders und Hauptdarsteller dieses sozialdramatischen Filmes. Ich möchte allerdings heute Morgen nicht auf die Problematik dieses Filmes eingehen, der über die Liebe einer älteren Frau zu einem erstens jüngeren Mann und zweitens noch zu einem Ausländers berichtet. Ich möchte mit ihnen gemeinsam über den Filmtitel nachdenken, denn dieser Satz scheint mir aktueller denn je. Die Zeitungen sind voll von solchen Berichten, auch wenn die Berichte ganz unterschiedliche Überschriften haben. Die sogenannten Talkrunden im Fernsehen können im Moment, so erscheint es zumindest mir, nur über Themen debattieren, die dem Zuschauer oder Zuhörer diese Aussage vermitteln: „Angst essen Seele auf“. Natürlich, ich bin keine Wirtschaftsexpertin und die großen Zusammenhänge im Zuge der sogenannten „Eurokrise“ kann ich nur ansatzweise verstehen; aber ist das für uns Menschen wirklich gut, wenn wir uns immer nur mit Themen befassen, die unsere Seele dermaßen belasten? Brauchen wir nicht vielmehr andere Situationen, die uns frei machen und von all dem Sicherheitsdenken weg bringen?
Im Urlaub kann das gelingen, allerdings, auch da kann man, wenn man absichtlich oder nicht – den Gesprächen an den Nachbartischen zuhört, feststellen, dass viele vergessen, die Freude mit in ihren Urlaub zu nehmen. Ich finde es wirklich schade, dass viele so viel Energie darauf verwenden, ihre Ängste zu bekämpfen und darüber vergessen, wie glücklich es Menschen machen kann, zufrieden und gutgelaunt durch den Tag zu gehen. Ungelöste Aufgaben wird es immer geben, sie lösen sich aber nicht dadurch, dass ich sie ständig mit mir herumtrage und sie mich dadurch schwer belasten.
„Angst essen Seele auf“, die Antwort darauf gibt mir der österreichische Schriftsteller Heinrich Waggerl, indem er sagt: „Es gibt nur eine Medizin gegen große Sorgen: Kleine Freuden“.
So wünsche ich Ihnen heute einen freudenreichen Tag.
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Erstellt am: 03.08.2012 18:39 Uhr
