Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Der Brief, der z.B. die kurze aber doch so prägnante Kündigung des Arbeitsplatzes enthält; die Aussage des Arztes, der einen Tumor festgestellt hat; der Polizist oder Seelsorger, der nach einem schweren Verkehrsunfall die Todesnachricht überbringen muss – sie alle bringen sogenannte „Hiobsbotschaften“. Nachrichten also, die ein Unglück ankündigen.
Die Redewendung von den Hiobsbotschaften geht auf das alttestamentliche Buch Hiob zu-rück. Dieser Hiob war ein frommer Mann, der eine Schreckensmeldung nach der anderen bekam. So heißt es da u.a.: „Ein Bote kommt zu ihm und meldet, dass sein Vieh tot ist. Und so lange dieser noch am Reden ist, kommt ein weiterer Bote und bringt die Nachricht, dass all seine Knechte bei einem Großfeuer ums Leben gekommen sind. Nur kurze Zeit später eilt ein weiterer Bote herbei und bringt die schreckliche Nachricht vom Tod seiner Kinder. Über all dem wird Hiob fast wahnsinnig und erkrankt selbst sehr schwer.“ Aber trotz all dieses Leids spricht er auch: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei der Name des Herrn.“
Eine solche Reaktion ist für uns nur schwer vorstellbar. Angesichts von so viel Leid und Elend würden wir doch sagen: Wie kann Gott das zulassen? Und wenn es uns noch ganz persönlich trifft: Warum gerade ich? Es ist diese immer und immer wieder gestellte und nicht beantwortete Frage: Warum? Warum tut Gott mir das an? Was hab ich getan, dass Gott mich so straft? Fragen, die tief sitzen und nie verstummen. Und so einfach wie Hiob können wir – Sie und ich – uns wohl nicht unter den Willen Gottes stellen oder auch seiner Unergründlichkeit beugen.
Nun wissen wir auch – vielleicht sogar aus eigener Erfahrung – dass billige Vertröstungen und fromme Sprüche in solchen Situationen gar nichts helfen und einen nicht weiterbringen; im Gegenteil, sie ärgern höchstens. Was vielleicht in aller Sinnlosigkeit, aller Verzweiflung und Sprachlosigkeit helfen kann – und oft auch schon geholfen hat – das ist die Erfahrung und Erkenntnis: Dass ich in meinem Leid nicht allein bleiben muss und dass es Menschen gibt, die zu mir halten und die so mich und mein Leben halten.
Da aber bewegen wir uns auch in der Spur des Menschen Jesus von Nazareth. Er erklärt uns nicht den Sinn des Leidens. Auch an seiner Seite bleibt all das Leid, das Menschen erfahren, unverständlich. Aber wie er mit den Menschen, vor allem mit denen umgeht, die Leid erfahren und an Körper und Seele erleiden, das ist ein leidenschaftlicher Protest gegen alles Leid und alles Leiden in dieser Welt. Und dazu kommt die wohl wirklich einzig glaubwürdige und tröstliche Zusage: Du bist nicht allein, was auch immer geschieht. Nichts und niemand kann dich trennen von Gott, nichts und niemand kann dich ausschließen aus seiner Liebe.
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Erstellt am: 03.02.2012 13:18 Uhr