Der Zündfünke vom 26.12.- 28.12.2012 von Pfarrer Helmut Müller.
Montag, 26.12-2011
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
von den drei Hauptfesten des Christentums, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, die mit zwei Feiertagen werden, ist Weihnachten am bekanntesten und wohl auch am beliebtesten. Dies zeigt sich nicht bloß an den vollen Kirchen an Heiligabend, sondern auch an dem Tatbestand, dass auch kirchlich Distanzierte Weihnachten feiern.
Die meisten feiern dieses Fest mit einem guten Essen und mit Geschenken. Wir laden Menschen ein, die uns nahe stehen, oder wir werden eingeladen.
Weihnachten ist ein Fest der Liebe, und es tut gut, wenn wir einander Aufmerksamkeit und Zuwendung zeigen. Liebe und Zuwendung bringt Licht in unser Leben und macht vieles ertragbar, zumindest erträglicher.
Im 1.Johannesbrief werden wir auf die Wahrheit von Weihnachten hingewiesen mit den Worten: „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen und es auch sind.“ (1.Joh. 3,1) An Weihnachten sind wir eingeladen, uns dieser Liebe zu öffnen, die im Kind in der Krippe erschienen ist.
Hier, bei Jesuss Christus können wir lernen und inwendig erfahren, dass wir nicht bloß Gottes Kinder heißen , sondern es auch sind. Es gibt eine östliche Weisheit, die uns die Tiefe dieser Aussage erschließt und die uns beim Betrachten des Meeres aufgehen könnte: „Der Tropfen kann wissen, dass er ein Teil des Meeres ist; aber weiß der Tropfen, dass das ganze Meer in ihm ist?“
Wir sind nach Gottes Bild geschaffen, darum sind wir fähig, seine Liebe in die Welt zu tragen. Roger Schutz, der Gründer von Taizee, hat diesen Gedanken in die eindrücklichen Worte gefasst:
„Am Ende unseres Lebens wird es Liebe sein, nach der wir einmal beurteilt werden, die Liebe, die wir allmählich in uns haben wachsen lassen in Barmherzigkeit gegen jedermann.“ Gott selbst helfe uns, dass wir seine Liebe in uns wachsen lassen und einander weitergeben über die Weihnachtzeit hinaus.
Pfarrer Helmut Müller
Dienstag, 27.12-2011
Liebe Hörerinnen und Hörer,
die letzten Tage im Jahr laden ein, über uns und über unser Leben nachzudenken.
Wir haben im Laufe des Lebens viel Wissen über äußere Dinge erworben, aber wissen wir auch, wer wir eigentlich sind? Stimmt unser Bild, das wir über uns gemacht haben, oder beurteilen wir uns nach dem, was die Leute von uns sagen?
Dietrich Bonhoeffer ist dieser Frage nachgegangen in einer Besinnung, die er im Gestapogefängnis 1944 geschrieben hat. Die Besinnung trägt die Überschrift: „Wer bin ich?“ – eine Frage, die mich schon als junger Student umgetrieben hat.
Wer bin ich?Sie sagen mit oft, ich träte aus meiner Zelle, gelassen und heiter und fest wie ein Gutsherr aus seinem Schloss. …
Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das,was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, …
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen, dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe, zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung, umgetrieben vom Warten auf große Dinge, …
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen, matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen.
Bonhoeffer stellt beide Bilder, das der anderen und sein eigenes, nebeneinander, um erneut zu fragen, wer er im Grunde seines Wesens ist:
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer ?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlicht wehleidiger Schwächling?
Am Schluss deutet Bonhoeffer in einer Zeile seine Antwort an:
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ findet Bonhoeffer letztlich im Gebet, indem er die Antwort Gott überlässt:
Wer ich auch bin, du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Pfarrer Helmut Müller
Mittwoch, 28.12-2011
Liebe Hörerinnen und Hörer,
die letzten Tage im Jahr sind Anlass, auf das zurückliegende Jahr zurückzublicken.
In den Medien geschieht das in diesen Tagen durch Jahresrückblicke zu verschiedenen Themen.
Im zu Ende gehenden Jahr stellen sich Fragen: Was hat das Jahr 2011 für uns beinhaltet? War es gefüllt mit Arbeit oder waren da auch Zeiten, in denen wir zur Ruhe kamen und in denen wir in tieferer Weise über unser Leben nachdachten?
Es gibt neben einem biologischen Wachsen auch ein inwendiges Wachsen und Reifen.
Wenn ich auf die vergangenen Monate zurückblicke, dann denke ich an drei liebe Menschen, die in diesem Jahr verstorben und die mir nahe gestanden sind.
Abschied nehmen von Menschen, die einem viel bedeutet haben, ist schwer und will bewältigt sein. Zwei von den Verstorbenen waren in meinem Alter, einer etwas älter. Alle drei haben mein Leben mehr oder weniger mitgeprägt. Es ist schon so, wie Martin Buber, der jüdische Religionsphilosoph, feststellte:
Der Mensch wird am Du; er entfaltet sich in Beziehungen. Zu diesem Du gehören für mich außer Gott auch Menschen und Ereignisse, die uns mit zu dem gemacht haben, was wir sind.
Darin liegt übrigens auch ein wichtiger Trost. Denn die gemeinsame Erfahrung, das gemeinsam Erlebte stirbt nicht, sondern gehört bleibend zu uns und macht unsere Identität aus.
Die Zeit, die uns hier auf Erden geschenkt ist, steht nicht in unseren Händen. Sie steht in den Händen dessen, in dem unser Leben wurzelt und an den sich der Beter im 31. Psalm wendet mit den Worten:
Ich aber, Herr, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen.
Im Hebräischen Urtext kann statt Zeit auch übersetzt werden: „Mein Geschick steht in deinen Händen.“ Wo wir unser Leben, das Helle und das Dunkle vor und mit Gott bedenken, da leuchtet Sinn auf auch da, wo wir auf den ersten Blick keinen sehen. Im Vertrauen auf Gott, der unser Geschick in seinen Händen hält, verlieren wir die Angst vor der Vergänglichkeit, wir lernen da die Kostbarkeit der Zeit wahrzunehmen und entsprechend zu füllen.
Pfarrer Helmut Müller
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Erstellt am: 28.12.2011 19:22 Uhr