Zündfunke, Donnerstag 30.05.13

Diakon Bertram Bolz
Einen wunderschönen Feiertagsmorgen, wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Ja, Sie haben richtig gehört. Heute geht es um einen Feiertag, den es sowohl hier als auch in vielen Ländern des deutschsprachigen Raumes gar nicht mehr gibt, bzw. in denen er dann am kommenden Sonntag gefeiert wird. Was wir heute feiern? Lassen Sie es mich so erklären:

Im Schülergottesdienst habe ich mal gefragt: „Welche kirchlichen Feiertage gibt es denn?“ Wie aus einem Mund riefen alle: „Weihnachten!“ „Ostern“ und „Dreikönig“ fiel ihnen dann auch noch ein, aber bei „Pfingsten“ und „Himmelfahrt“, da musste ich doch schon ganz kräftig nachhelfen. Und dann überlegten sie lange und angestrengt, bis endlich einer sagte, der auch bei den Ministranten war: „Ach, da gibt es doch auch noch den frohen Leichnam!“
„Fronleichnam“, so heißt er richtig der heutige Festtag – der übrigens heute hier auf der Insel nur in unserer Gemeinde gefeiert wird – und in La Orotava mit seinem mehr als 1.000 qm großen Sandteppich sogar erst heute in einer Woche. „Fronleichnam“ bedeutet im ursprünglichen Sinn „Leib des Herrn“. Und genau damit hat dieser Feiertag auch zu tun. Vielerorts bildet eine feierliche Prozession den Höhepunkt dieses Festes, auf der in einer Monstranz „der Leib des Herrn“ in Gestalt einer geweihten Hostie durch die Strassen getragen wird.
Fronleichnam, so könnte man auch sagen, ist ein katholisches Fest, so wie der Reformationstag ein evangelischer Festtag ist. Ich kann mich noch erinnern, wie sich evangelische und katholische Christen früher gepiesackt haben, in dem sie am jeweiligen Feiertag des anderen eben Gülle oder ähnliches aufs Feld gefahren haben um den anderen – im wahrsten Sinne des Wortes – das Fest zu „verpesten“… Heute ist das Gott sei Dank nicht mehr so und wenn man genau auf den Inhalt des heutigen Festes schaut, nämlich auf Leib und Blut Jesu Christi, dann muss man sagen, dass das ja für alle Christen eine zentrale Bedeutung hat. In jedem Abendmahl erinnern sich Christen daran, dass Jesus für uns gestorben ist, dass er seinen Leib für uns hingegeben hat und dass er sein Blut für uns vergossen hat. Dabei werden uns Brot und Wein zu sichtbaren Zeichen der Gegenwart Jesu in unserer Zeit und zu Zeichen der Versöhnung Gottes mit uns Menschen.
Jesus hat all das, was er für uns Menschen getan hat, aus Liebe getan. Und deshalb wird an Fronleichnam diese Hingabe Jesu in Gestalt des Brotes durch die Straßen getragen. Das Fest will uns daran erinnern, dass wir auch in unserem ganz persönlichen Alltag von Jesu Liebe gesegnet sind und dass man ihn und auch sein Wirken in dieser Zeit nicht hinter dicken Kirchenmauern verbergen kann oder verstecken muss.   
Übrigens schließt sich in vielen Gemeinden, in denen eine solche Prozession begangen wird, an dieselbe ein fröhliches Gemeindefest an. So gesehen aber hatte das Kind aus dem Schülergottesdienst gar nicht so unrecht, in dem es sagte: „Da gibt es doch auch noch den frohen Leichnam“.

Infos unter:

Erstellt am: 30.05.2013 08:41 Uhr

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