Andrea Bolz, deutschsprachige katholische Gemeinde, Teneriffa
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Wenn wir die Weihnachtsgeschichte oberflächlich betrachten, kann der Anschein erweckt werden, hier würden eine Zeit und ein Geschehen in Armut, Entbehrung und Not geradezu glorifiziert. Aber genau da liegt der Knackpunkt im Erkennen der Weihnachtsbotschaft; im Kind in der Krippe. Gott schickt seinen Gesalbten zu den Armen, zu denen, denen keiner etwas zutraut, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, die keiner beachtet und die keiner haben will. Wenn wir Weihnachten feiern, dann feiern wir den Beginn einer neuen Zeit, einer Zeit, die mit Jesus in der Synagoge beginnt, indem er sagt: „Der Geist des Herrn hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen und den Gefangenen Befreiung zu verkünden.“ Diese Botschaft ist selbstverständlich für die, die auf der Erfolgsseite des Lebens stehen, nicht so ohne weiteres zu akzeptieren, schließlich haben sie es durch ihren Fleiß und ihrer Hände Arbeit so weit gebracht – die Ausnahmen, die ja sämtliche Regeln bestätigen, lasse ich jetzt einfach mal außen vor. Aber eine solche Botschaft beunruhigt, wirbelt einen durcheinander, wühlt auf, und die wenigsten von uns möchten beunruhigt werden. Wenn ich also weder arm noch irgendwo gefangen bin, muss ich mich da nicht fragen – wo steckt meine Armut, was hält mich gefangen – irgendwo, irgendwie? Ich muss mich also, wenn ich das Kind in der Krippe wirklich ernst nehmen will, tatsächlich um mein inneres Gleichgewicht kümmern! Und das kann durchaus sehr unangenehm für mich selbst werden – da das Resultat für mich unbequem ausfallen kann – und sicherlich – das zeigt die Erfahrung – auch ausfallen wird.
Sich auf dieses Wagnis einzulassen – dazu will uns das Weihnachtsfest eine Chance bieten.
Weihnachten hat mit Erwartung – mit sich Sich-Öffnen – mit Loslassen Können zu tun. Und mit der Bereitschaft, sich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen. Im Kind in der Krippe will Gott seine Ferne, seine Verborgenheit und seine Unerreichbarkeit überwinden, er gibt sich im Kind in der Krippe zu erkennen, und er schenkt uns seine Gegenwart. Wir müssen dieses Geschenk nur noch annehmen.
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Erstellt am: 27.12.2012 15:37 Uhr