Andrea Bolz, deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder,
Geht es ihnen auch so? Sie haben Gegenstände, Geschenke, Erinnerungen in ihrer Wohnung, die materiell gesehen nicht wirklich wertvoll sind? Und dennoch sind es gerade diese Dinge, an denen unser Herz am meisten hängt. Dinge, von denen wir uns nur schwerlich trennen, oder über deren Verlust wir ehrlich traurig sind. So ging es auch einer älteren Dame, die im Fundbüro den Verlust einer Brosche meldete. Sie beschrieb das Schmuckstück genau, worauf der Beamte ausrief: „Sie haben Glück gehabt; vor einer Stunde erst hat ein kleines Mädchen diese Brosche abgegeben.“
Und er legte die Fundsache vor sich auf den Tisch. Die Dame nickte bestätigend: Dann kramte sie aus ihrer Tasche einen Geldschein hervor und bat den Beatmen, ihn der Finderin auszuhändigen.
Der Mann starrte sie ungläubig an, als zweifle er an ihrem Verstande. In schonendem Tonfall wandte er ein: „Die Brosche, mit Verlaub, ist nur vergoldet. Sie besteht aus ganz gewöhnlichem Blech und ist kaum einen Bruchteil des Geldes wert, das sie hier als Finderlohn ausgegeben wollen. Wenn ich ihnen raten darf, gnädige Frau: Spendieren sie der Kleinen ein Eis, das ist mehr als genug.“
Da fiel ihm die Dame heftig ins Wort. „Den gesetzlichen Finderlohn hätte ich auf Heller und Pfennig bezahlt, wenn es sich um mein Perlencollier oder um mein Saphirarmband gehandelt hätte. Diese Brosche aber ist das kostbarste was ich habe.“
Fast zärtlich steckte sie das blecherne Schmuckstück ein, grüßte und ließ den Beamten kopfschüttelnd zurück.
Wir können so eine ähnliche Situation an uns ebenfalls beobachten, wenn uns durch den Verlust einer Sache bewusst wird, was an wertvollem wir da eigentlich verloren haben, egal wie sich der wirkliche materielle Wert darstellt.
Jesus erzählt uns in den Gleichnissen von der verlorenen Drachme und dem verlorenen Schaf das gleiche. Er nimmt diese Beispiele um den Menschen seiner Zeit zu zeigen, wie wichtig für Gott selbst jeder Sünder ist, und dass sich für Gott jede Anstrengung lohnt, auch diesen Sünder für sich zu gewinnen. Und er hält den Sünder, den Verlorenen, also den nach materiellen Maßstäben betrachteten Geringeren als kostbarer ein, als den Beständigen, den Gerechten.
Um so denken, leben und handeln zu können, bedarf es tiefer Blicke. Blicke, die über die Augen ins Innere schauen können. Denn nur dort ist der wirkliche Wert erkennbar.
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Erstellt am: 25.10.2012 17:32 Uhr
