Zündfunke, Donnerstag 22.11.12

Diakon Bertram Bolz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Das Alphabet des Glaubens – oder auch: den Glauben durchbuchstabieren, das ist das Thema dieser Woche. Heute also der Buchstabe D. D, wie Du, wie Dank, Demut, Denken oder auch Dekalog. Mit dem christlichen Glauben kam ja etwas ganz Neues in die Geschichte der Religionen. Der Gott, der da angebetet wurde, war auf einmal keine unfassbare, keine unbenennbare Größe mehr.
Er war auch kein mythisches Wesen mit allzu menschlichen Eigenschaften und auch keine bedrohlich übernatürliche Gestalt, die man meinte durch Opfergaben besänftigen oder beeinflussen zu können. Nein, der Gott Jesu Christi, der all seine Wurzeln im Judentum hat, der war und ist ein DU – ein persönliches Gegenüber. Ein Gegenüber, welches den Menschen kennt – durch und durch kennt. Mehr noch, der dieses Gegenüber in seinem Innersten kennt und liebt. So wie Eltern ihre Kinder kennen und innigst lieben.
Diese Liebe aber ist mit einem überaus großen Dank verbunden. So wie ich zum Beispiel meinen Eltern dankbar bin, dass sie mir das Leben geschenkt und mir auch viel von ihrem Leben geschenkt haben. Ja, ich bin dankbar, dass ich durch sie der Mensch werden konnte, der ich heute bin – natürlich mit allen Fehlern und Schwächen – gar keine Frage. „Nobody is perfect.“
Nur was ganz wichtig ist: So wie Gott also mein Gegenüber ist, wie er zu und hinter mir steht, wie meine Eltern es Zeit ihres Lebens getan haben, so stand dieser Schöpfer, dieses Du, auch hinter ihnen. Hinter meinen Eltern und deren Eltern und die ganze Linie zurück in die Geschichte der Menschheit. Dieses Du hat die Natur und das ganze Universum erschaffen. Wenn ich mir das klarmache und wenn ich die Schönheit der Natur oder auch die Größe des Weltalls betrachte, dann erfüllt mich eine tiefe Demut. Eine Demut, in welch unvorstellbarer Größe und Schaffenskraft ich doch eingebettet bin. Ein kleines Menschlein, ein Staubkorn im weiten Universum. Ich – nicht mehr als ein Lidschlag in der unendlichen Geschichte der Zeit. Und doch: Geschaffen und geliebt von dieser allumfassenden Kraft und Güte, diesem Du, welches wir Gott nennen.
Dank und Demut, diese beiden Empfindungen können nicht wirkungslos bleiben. Sie drängen mich darüber nachzudenken wie ich mein Leben gestalte, damit ich etwas von diesem Geschenk des Lebens zurückgeben und weitergeben kann. Die zehn Gebote, der sog. Dekalog, sind eine solche Antwort. Eine der größten und ältesten Antworten darauf wie ich mein Leben verantwortlich gestalten kann. Angesichts der Größe des Geschenks, das man auch Leben nennt. Und angesichts der Gemeinschaft, in der jeder und jede dieses Geschenk genau so erhalten hat wie ich. Vor meiner Zeit, jetzt und nach meiner Zeit.

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Erstellt am: 22.11.2012 20:22 Uhr

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