Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein. Alles andere ist von Übel.“ Vielleicht ist der ein oder die andere darüber erstaunt, wie hart Jesus das gesagt hat. Da ist nichts, aber auch gar nichts von Ausgewogenheit zu spüren. Muss es denn gleich so provokativ und entschieden sein? Und geht das überhaupt? Oder hat Jesus vielleicht nur bestimmte Leute damit gemeint? Bischöfe z.B. oder Politiker oder andere wichtige Personen, die in der Öffentlichkeit immer Reden zu halten haben? Ich muss zugeben, ich habe nicht immer diesen geforderten Mut. Deshalb ertappe ich mich manchmal auch, dass ich mich unklar ausdrücke, um mich ja nicht auf eine Seite zu stellen und mir den Ärger derer einzuhandeln, die das anders sehen. Also schwäche ich das Wort Jesu ab und rede mir ein: Ihr müsst ausgewogen reden. Ihr könnt nicht alle Seiten verprellen, sondern jede Seite hat ihr Recht und das muss man ihr auch zugestehen – oder nicht?
Spüren Sie etwas? Ich denke, es ist für unser Alltagsverhalten ganz wichtig, sich dieses Jesu-Wort des „Euer Ja sei ein Ja und Euer Nein ein Nein“ in Erinnerung zu rufen, um einfach auch eindeutig Position zu beziehen. Jesus war kein Taktiker und er hat sich auch nicht verbogen, wenn er es mit schwierigen Menschen oder unangenehmen Aufgaben zu tun hatte. So hat er die Armen selig gepriesen, aber nicht zugleich auch die Reichen, um ja alles wieder ins Lot zu bringen. Er hielt nicht viel von Ausgewogenheit und deshalb sagen ihm ja auch manche nach, blieb am Ende seines Lebens auch nur der Gang zum Kreuz übrig.
Nur: Wir Christen nennen uns nach ihm und so sollten wir wenigstens ab und an versuchen und es riskieren, uns eben auch so zu verhalten wie er. Nicht aus Konflikten heraushalten, sondern deutlich die Meinung sagen und Position beziehen. Nicht auf Distanz gehen, wenn unsere Meinung gefragt ist und uns nicht davor scheuen, unsere Überzeugung deutlich zu machen, auch wenn wir andere dadurch gegen uns aufbringen.
Dazu braucht es zweifelsohne Mut. Aber wir sind damit auch dem Willen Jesu ein ganzes Stück näher. Viele können nicht reden und klar ihre Meinung sagen, weil sie Angst haben. Immer dann, wenn wir solche Menschen treffen oder uns selbst so fühlen, dann sollten wir uns gegenseitig Hilfe und Unterstützung geben. Denn wo einige Mutige sich an der unausgewogenen Klarheit Jesu ein Beispiel nehmen, da helfen sie immer auch anderen, die nicht so mutig sind, aber es vielleicht gerne wären. Oft wird uns Christen angekreidet, wir würden kein klares Wort riskieren. Dabei warten viele auf ein deutliches Signal von uns, um selber weiter zu kommen und eine eigene Überzeugung zu bilden. Wir Christen sind Menschen, die das Verhalten Jesu und sein Vorbild für uns kennen. Also brauchen wir doch auch nicht mit unserer Überzeugung hinterm Berg zu halten – oder sehe ich das falsch?
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Erstellt am: 20.09.2012 18:10 Uhr