Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Er ist ein ziemlich erfolgreicher Manager, verehrte Schwestern und Brüder; verheiratet, Vater von zwei Kindern. Er besitzt ein wunderschönes Haus und natürlich auch einen Zweitwagen. Er glaubt, dass er in der Firma unersetzlich ist und hat sein Leben ganz fest im Griff. Nur heute – heute hat er ziemliche Kopfschmerzen, es plagt ihn Übelkeit und er sieht ganz schön blass aus. Seine Frau hat es sofort bemerkt und sagt am Frühstückstisch zu ihm: „So wie Du aussiehst, da solltest Du heute eigentlich besser zu Hause bleiben.“
Doch das hört er nicht bzw. das will er nicht hören. Er denkt nur: „Sie will immer, dass ich zu Hause bleibe. Sie hat einfach kein Verständnis dafür, wie wichtig meine Arbeit ist und wie wichtig diese Arbeit auch mir ist.“ So packt er seine Tasche und geht zum Auto. Seine Mutter steht im Nachbargarten und sieht ihn besorgt an. „Du siehst blass aus, mein Junge. Bist Du krank? Bleib doch zu Hause, wenn es Dir nicht gut ist.“
Aber das ist auch so ein Spruch, denn er nicht hören will. Er denkt für sich: „Typisch Mütter – machen sich immer bloß Sorgen und schauen immer nach den anderen, anstatt nach sich selbst.“ Und so steigt er ins Auto und schleppt sich ins Büro. Sein erster Kunde, den er heute zu bedienen hat, ist zufällig Arzt. Der schaut ihn genau an und diagnostiziert eine schwere Angina. Plötzlich fällt bei dem rührigen Manager der Groschen und er lässt sich krankschreiben. Warum erst jetzt? Warum nicht bei seiner Frau oder seiner Mutter? Warum reagiert er erst beim fast fremden Fachmann?
Vielleicht weil die einem nahe stehenden Menschen schon zu sehr mit unseren Vorurteilen behaftet sind und wir gar nicht mehr objektiv auf sie hören können, sondern immer gleich glauben, dass wir genau wissen, was sie uns sagen wollen? Jesus ging es genau so – wie dieser Ehefrau oder der Mutter. In seiner Heimatstadt ging er in die Synagoge und wollte den Leuten von Gott erzählen, wollte Wunder wirken und sie für die Botschaft Gottes begeistern. Aber das, was er gesagt hat, haben die Leute nicht gehört. Sie wollten es nicht hören. Sie haben schon vorher ihre Ohren zugemacht, weil das ja nur der Sohn des Zimmermanns Josef ist. Mit einer abfälligen Handbewegung, lehnten sie ihn ab. „Den kennen wir doch! Der hat ja nicht mal studiert!“ Sie steckten ihn in eine Schublade, so wie der Manager Frau und Mutter in Schubladen steckt: Ist doch nur die Ehefrau, die will, dass ich zuhause bleibe; ist doch nur die Mutter, die sich sowieso immer viel zu viel Sorgen macht. Ist doch nur….
Schublade auf und ich brauche nicht mehr hinzuhören. Aber so entgeht mir vielleicht das Wichtigste und Beste: meine Heilung!!!
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Erstellt am: 20.06.2013 08:16 Uhr