Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Heutzutage muss man eben flexibel sein!“ Das ist einer jener Sätze, die immer wieder zu hören sind. Flexibilität ist gefordert, im Arbeits- wie im Familienleben. Ganz besonders flexibel allerdings müssen Hausfrauen und Mütter sein. Und wenn sie darüber hinaus dann auch noch außerhalb dieser Tätigkeiten einer Beschäftigung nachgehen, sowieso. Flexibilität der Arbeitnehmer ist für eine florierende Wirtschaft das A und O. Du musst einfach flexibel sein! Räumlich flexibel: Mal ein paar Jahre hier, mal dort ein paar Jahre arbeiten. Und wenn es verlangt wird, auch ins Ausland gehen. Zeitlich flexibel: Also auch bereit sein, sonntags und nachts zu arbeiten, Überstunden zu machen, immer dann, wenn es die Auftragslage erfordert. Und du musst natürlich geistig flexibel sein: Du musst bereit sein, dich immer weiterzubilden, nicht auf dem, was du einmal gelernt stehen zu bleiben. Und du musst dich auf neue Situationen einstellen können, auf andere Menschen, aber auch auf neue Trends und Moden. Du musst eben anpassungsfähig sein. Du musst dich verändern können und das möglichst schnell. Wenn man im Fremdwörterbuch mal unter flexibel nachschaut, dann stehen dort so schöne deutsche Worte wie biegen biegsam, elastisch, wendig, anpassungsfähig und beugen. Am meisten nachdenklich haben mich dabei die Wörter biegen und beugen gemacht. Wer also flexibel ist, der muss sich beugen oder sich biegen lassen, sich vielleicht sogar verbiegen? Wer flexibel ist, der beugt sich den Notwendigkeiten und passt sich den Gegebenheiten an. Nur, wer sich zu viel beugt, verliert irgendwann den aufrechten Gang. Vor lauter Flexibilität steht er in der Gefahr, dass er die eigenen Ziele und Werte aus den Augen verliert. Familie, Freundschaften, Heimat, all diese Werte werden dann häufig auf dem Altar der Flexibilität geopfert. Wenn im Namen einer florierenden Wirtschaft immer mehr Menschen unfreiwillig zur Flexibilität gezwungen werden, weil sie sonst ihren Job verlieren und ihre Familien nicht mehr ernähren können, dann kann mit unserer Art zu wirtschaften etwas nicht stimmen. Im Wesentlichen nämlich bedeutet Flexibilität Wahlmöglichkeiten zu haben und diese zu erkennen. Und dass wäre dann doch für ganz viele eine wahrlich gelebte Flexibilität.
Infos unter:
Erstellt am: 13.06.2013 07:13 Uhr