Zündfunke, Donnerstag 11.07.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Buch des Lebens – so heißt ein Buch, verehrte Schwestern und Brüder,  in dem ganz normale Menschen davon erzählen wie sie Gott erfahren haben. Für alle, die heute zum ersten Mal einen unserer Zündfunken hören möchte ich sagen, dass ich ihre Geschichten wirklich so bewegend und beeindruckend finde, dass ich sie in dieser Woche hier weitererzählen möchte. Zum Beispiel die der 41jährigen Joana: «Kleinbürgertum, Sparen, Hausbauen und vor allem «Schaffen» – das war das Wichtigste, was mir meine Eltern mitgaben. Und plötzlich war die heile Welt für mich als 10jährige zu Ende. Mein 20jähriger Bruder starb bei einem Verkehrsunfall. Meine Eltern verstanden die Welt nicht mehr. Je trauriger es zu Hause zuging, desto mehr war ich mit Freunden in Kneipen und Discos und so weiter. Sehr früh, mit ca. 15 Jahren hatte ich sexuelle Kontakte mit oft wesentlich älteren Männern. Ich konsumierte die Beruhigungsmittel meiner Mutter und trank Alkohol. Drogen und Medikamente gehörten zu meinem Leben wie bei anderen Leuten eben Brot und Käse. Meine Beziehungen zu Männern waren meist nur kurz. Je fertiger und abgestürzter die Typen waren umso besser. Und da kam Gott und Mutter Maria ins Spiel. Ich bin nie so abgestürzt wie manch anderer Drogensüchtige. Hab’ nie den Job oder die Wohnung verloren. Aus der Katholischen Kirche bin ich ausgetreten weil ich dachte es gibt keinen Gott und die Sache mit Himmel und Hölle ist alles Quatsch. Und Religion oder Glaube an einen Schöpfer ist Opium für das gemeine Volk. Ich bin viel durch die Welt gereist. Egal wo ich war, wie ein Magnet haben mich Gotteshäuser und Friedhöfe angezogen. Überall, in welchen Land ich gerade war, setzte ich mich in die leere Kirche und zündete Kerzen an. Kerzen für die Kinder in den Slums, Kerzen für gequälte Tiere, Kerzen für meinen Bruder. Ich stand vor den Gräbern fremder Menschen und betete für sie. Mein Geist war oft so durchgeknallt und unzählige Male habe ich mich mit teilweise ganz kindlichen Bitten und Gebeten an eine höhere Macht so gerade über Wasser gehalten. Ich weiß, dass ich es einer höheren Macht verdanke überhaupt am Leben zu sein. Gnade ließ Gott mir zuteilwerden, ich spüre dies, wer weiß, was er noch mit mir vor hat.

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Erstellt am: 11.07.2013 10:12 Uhr

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