Zündfunke, Donnerstag 09.05.13

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Guten Morgen an diesem Feiertag, liebe Schwester und Brüder!
Früher hatten die Menschen buchstäblich geglaubt, der Wohnort Gottes sei der Himmel über uns. Dann aber kamen die Teleskope und Satelliten, die Astronauten und Kosmonauten – und dann war es vorbei mit diesem kindlichen Glauben. Das All, so wurde uns schnell klar, ist keine geeignete Herberge für Gott. Wo aber wohnt er dann?

Manche glauben, Gott sei in der Natur zuhause. In Bäumen und Blumen, in den Gräsern, in der Schönheit einer Lotusblüte. Oder in den Urgewalten der Natur – im Wasser, im Sturm, im Feuer. Die Natur als eine Art Fingerabdruck Gottes in seiner Schöpfung. Gar keine Frage, so kann man denken und ich respektiere das. Und doch ist es mir persönlich zu wenig. Eine solche Sichtweise wirft für mich zu viele ungeklärte Fragen auf: Was ist mit der bedrohlichen, Leben zerstörenden Seite der Natur? Erdbeben, Orkane, Überschwemmungen – ist da auch Gott drin zu finden?
Andere behaupten, Gottes Wohnungen seien die Kirchen und Tempel. Die Synagogen, Moscheen und Klöster. Die Gotteshäuser der Religionen dieser Welt. Ja, so hätten wir es gerne. Würden Gott gerne dingfest machen in unseren Gebäuden – natürlich in den eigenen noch mehr als in denen der anderen. Aber eine Geschichte aus der Bibel räumt mit diesem Glauben auf: Nachdem der Jerusalemer Tempel für den Gott Israels fertig gestellt worden war, wurde das Bauwerk von König Salomo feierlich eröffnet. Und der hatte den Mut zuzugeben, dass Gott wohl kaum in diesen vier Wänden zu fassen ist. Wenn Gott nicht mal im Himmel und in allen Himmeln dieser Welt Platz hat, wie sollte er dann in das kleine Tempelgemäuer passen – fragte der Monarch mutig und ehrlich.
Wo wohnt Gott? Die Bibel meint: Er hat keinen festen Wohnsitz. Er ist unterwegs, wie ein Nomade. Er schlägt sein Zelt dort auf, wo Menschen ihn suchen. Den einen begegnet er als Arm, auf den man sich stützen kann, den anderen als Hand auf der Schulter. Für die einen ist er die Kraft, die sie morgens aufstehen lässt, für die anderen ein tröstlicher Gedanke oder ein Mut machendes Wort. Und nicht zu vergessen: „Wo die Liebe wohnt, da ist Gott“ – so heißt es in einem Lied. Und der große Augustinus hat Gott so definiert: „Liebe – und tue was du willst!“

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Erstellt am: 09.05.2013 08:48 Uhr

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