Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Der moderne Mensch von heute gibt sich cool nach außen, er ist jung und schön, immer perfekt und passend zur Situation gekleidet, er hat die perfekte Figur und scheint rundum glücklich zu sein. Er steht über allen Dingen, nichts kann ihn aus der Ruhe und aus dem inneren Gleichgewicht bringen. Perfektion ist gefragt und es scheint zumindest so, dass dies machbar ist. Ideale werden hoch angesetzt und die gilt es zu erfüllen.
Was aber, wenn irgendetwas in einer Lebensgeschichte anders verläuft als eben beschrieben. Was ist, wenn Krankheiten in mein Leben treten, Veränderungen anstehen, die mein Leben in der Weise verändern, wie ich es nie gedacht habe, wirke ich dann immer noch so cool und gelassen nach außen und nach innen? Was passiert, wenn plötzlich Schicksalsschläge mein Leben total verändern, ich Wege einschlagen muss, die ich nie gehen wollte? Bin ich dann nichts mehr wert, weil ich eben nicht mehr dem Idealbild eines modernen, aufgeschlossenen Menschen entspreche?
Unser Leben wird auch geprägt vom Scheitern und ist durchzogen von Brüchen, die irgendwann in jedem Leben einmal auftreten werden. Wenn ich mir dessen bewusst bin, dann kann ich mein momentanes Leben glücklich und zufrieden leben, aber immer wohl wissend, dass dieser Tag so, wie ich ihn heute erlebe, nie wieder kommen wird.
Mein Glaube sagt mir ganz persönlich zu, dass ich von Gott geliebt werde, egal, ob ich nun erfolgreich bin oder nicht. Ob mein Leben gerade verläuft oder eine Berg und Talfahrt ist. Darauf vertraue ich, und genau das macht mich stark, um mit meinen eigenen Brüchen und mit meinem Scheitern besser umgehen zu können.
Pierre Stutz beschreibt dies folgendermaßen:
„Befreiend die Einsicht, scheitern zu dürfen, unvollkommen zu bleiben als hohes Ideal echter Menschwerdung.
Beglückend die Grundhaltung, an Brüchen wachsen zu können, aus Fehlern lernen zu dürfen als Weg zur Toleranz.
Bewegend der Zuspruch, niemals perfekt sein zu müssen, immer werden zu können, als Versöhnung mit dem Leben“.
Infos unter:
Erstellt am: 02.08.2012 17:40 Uhr
