Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen an diesem Feiertag, liebe Schwestern und Brüder!
Ja, Sie haben richtig gehört. Heute ist Feiertag. Denn heute feiern wir das Fest der Darstellung des Herrn – oder wie es im Volksmund heißt: Mariä Lichtmess! Er ist im Wallfahrtsort „Candelaria“, neben Mariä Himmelfahrt im August, das wohl wichtigste Fest im Jahresablauf. Denn Kerzen spielen an diesem Tag eine wichtige Rolle – und von daher hat die Schutzpatronin der Kanarischen Inseln ja auch ihren Namen – candela – die Kerze –Candelaria.
Aber es soll heute nicht um die Patronin der Kanaren, sondern um eine Frau gehen, die als Prophetin bei dieser Darstellung Jesu im Tempel, eine wichtige Rolle gespielt hat. 40 Tage nach der Geburt Jesu wurde dieser, wie es das jüdische Gesetz vorsah, in den Tempel gebracht, damit seine Eltern Gott Dank sagen für die glückliche Geburt und ihn Gott ganz und gar anvertrauen. Dabei begegnen die Eltern Jesu zwei alten Menschen: Simeon und Hanna. Die beiden sind trotz ihres hohen Alters immer noch voller Hoffnung; sie erwarten, dass Gott ihnen angesichts ihres bevorstehenden Lebensendes die Zukunft der Welt zeigen wird und sie erkennen sie in dem kleinen Jesus, der hier von seinen Eltern gebracht wird.
Wenn Hanna in der Bibel als Prophetin bezeichnet wird, dann zeigt das ihre Wertschätzung, die sie damals genossen hat. Sie ist ständig im Tempel und lebt in der Gegenwart und Erwartung Gottes. Sie tut das, was vielen Menschen heute so wahnsinnig schwer fällt: nichts! Sie wartet; aber nicht passiv, sondern mit beten und fasten. Mit Lob und Dank, Für-bitte und Hinwendung, mit Aufmerksamkeit und geduldigem Warten, voller Hoffnung, verbringt sie ihre alten Tage. So rechnet sie mit Gott und gibt ihm die Ehre.
Mitten in ihr Warten hinein geschieht dann Begegnung. Gott kommt. Er kommt freilich nicht machtvoll und gewaltig, nicht im Großartigen, sondern im Kleinen und Hilfsbedürftigen erkennt Hanna Gott selbst. Also war ihr Warten nicht vergebens und ihre Hoffnung wurde auch nicht enttäuscht. Für Gott offen sein, mit Gott im Leben rechnen – das können wir von Hanna lernen. Und wenn wir das bewerkstelligen, dann können selbst kleine und unscheinbare Dinge des Lebens zu Botschaften werden, die von der frohmachenden Gegenwart Gottes erzählen.
Über all das kann Hanna natürlich nicht schweigen. Sie muss weitersagen, was sie im Tempel mit diesem Kind erfahren und erlebt hat. Und so behält sie die Freude nicht für sich, sondern gibt sie weiter und wird so zur Gottesbotin, zur Prophetin. Es kommt zu neuen Begegnungen – Begegnungen mit Menschen, die den Weg in den Tempel vielleicht nicht mehr finden; die die Mitte des Lebens aus dem Blick verloren haben; die angewiesen sind auf Menschen, in denen die Menschenfreundlichkeit Gottes aufleuchtet.
Ich möchte Sie heute ermuntern und ermutigen, selbst zu solchen Prophetinnen und Propheten zu werden. Und vergessen wir dabei nie, dass nicht das Spektakuläre die Sprech-weise Gottes ist, sondern das Einfache und Unscheinbare. Könnte es nicht sein, dass er Sie heute zum Licht für jemand anders machen möchte? Trauen Sie es sich einfach zu!
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Erstellt am: 02.02.2012 13:00 Uhr